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und der Verfasser der vorliegender Arbeit weicht von
beiden Vorgängern ab. Seine Ansicht ist kurz die,
daß es ein Hildesheimer (H) und ein Hersfelder (Rk)
Exemplar der Hersfelder Annalen gegeben hat, jenes
ist aber nicht, wie Waitz annimmt, das Original und
dieses ein Auszug daraus, sondern umgekehrt, in Hf
hatte man das Original, das hier noch von Lambert
benutzt wurde, in EL aber nur eine Abschrift, die den
Text hier und da verändert und für den Fall, daß
sie mehr enthielt als das Original, durch Zusätze
erweitert haben muß. Die Meinung von Lorenz,
daß H eine getreue Kopie des Originals, Hf aber
nur ein Auszug daraus sei, setzt die Existenz eines
besondern Originals in Hersfeld voraus, für welche
sich kein Beweis erbringen läßt.
Dr. A.
/
Rudolf Andersonn, Der deutsche Orden
in Hessen bis 130 0. Jnaug.-Diss. (68 S.)
Königsberg i. P. 18 91.
Die Gründung der drei großen Ritterorden, Tempel
orden, Johanniterorden und deutscher Orden, hatte zu
nächst den Zweck, die Kreuzzugspilger zu schützen und
die Kranken zu pflegen, und war ferner eine Vereinigung
zum Kampfe gegen die Ungläubigen. Als das heilige
Land aufgegeben werden mußte, der letzte Stützpunkt
darin, Accon, verloren war, da fand der am spätesten
entstandene, an Macht und Ansehen die beiden anderen
Orden aber weit überflügelnde deutsche Orden in der
Eroberung und Kolonisation Preußens einen neuen
Beruf. Wenn seine Thätigkeit fast ganz hierin auf
ging, so darf noch nicht vergessen werden, daß die
Wurzeln seiner Kraft in vieler Herren Ländern
namentlich aber in Deutschland lagen. Von da
flössen ihm die reichen Einkünfte zu, dort wurden
ihm die zahlreichen Beamten herangebildet. Städte
und Herren nicht minder wie die Fürsten verliehen
dem Orden Güter und Patronatsrechte über Kirchen
und alle möglichen Liegungen. Ueberall im Reiche
entstanden Ordenshäuser, Komthureien, die sich nach
und nach zu zwölf B a l l e i e n verdichteten. Eine der
wichtigsten derselben ist die hessische, wichtig durch
den Umstand, daß der Orden als Besitzer der Stiftung
der heiligen Elisabeth in Marburg in besonders hohem
Ansehen stand, und weiterhin durch die Thatsache,
daß eine große Anzahl hervorragender Beamten aus
der Reihe der hessischen Ordensbrüder hervorgegangen
ist, lieferte doch das Marburger Haus allein in der
Zeit von der Entstehung der Ballei Hessen bis zum
Anfang des 13. Jahrhundert drei H o ch m e i st e r :
Konrad von Thüringen, Hartmann von Heldrungen
und Burkard von Schwanden, und zwei Deutsch
meister: Werner von Battenberg und Johann von
Nesselrode.
Die vorliegende Schrift verfolgt des Nähern die
Entstehung der hessischen Ballei und versucht die
Chronologie ihrer Komthure für tie Zeit des 13.
Jahrhunderts festzulegen. Der erste Punkt, den der
Orden in Hessen gewann, war die Kirche von Neichen
bach nebst allem Zubehör, südöstlich von Lichtenau. Die
Schenkung geschah durch die Grafen von Ziegenhagen,
Falkenstein und Wcgebach im August 1207 in Nord
hausen vor König Philipp. Ausführlich wird dann
die Erwerbung von Marburg geschildert und dann
die Reihenfolge der Marburger Komthure festgestellt.
Ein Schlußkapitel behandelt diejenigen Besitzungen
des deutschen Hauses zu Marburg, die sich später zu
Kastnereien des deutschen Ordens herausbildeten,
nämlich Seelheim, Kirchhain, Seibelsdorf, Amöneburg,
Felsberg, Fritzlar, Obermöllrich. Dr. A.
Wenn wir durch das herrliche Werrathal wandern, Berg
auf, Thal nieder, dann begegnet unserem Blick manch burg
gekrönter Hügel. Wie idyllisch liegt der Fürstenstein, wie
romantisch der Bilstein, wie majestätisch die Boyneburg da!
Dunkel aber sind dem Beschauer Geschichte und Geschicke
der Geschlechter, die ehemals hier hausten. Herr Ober
lehrer Stendel! hat es verstanden, in seinen „Bei
trägen zur Geschichte der in der Umgegend
der Stadt Eschwege ehemals angesessenen
niederadligen Geschlechter", einem von ihm auf
der diesjährigen Jahresversammlung des hessischen Geschichts
vereins gehaltenen Vortrag, uns in der ihm eigenen klaren,
anregenden und zugleich stilistisch vollendeten Schreibweise
neben höchst interessanten Abschweifungen auf die hessische
Geschichte im Allgemeinen über das viele Wissenswerthe,
was uns der Kreis Eschwege wie überhaupt das ganze
Werrathal in dieser Beziehung bietet, zu unterrichten. Nur
durch das dankenswerthe Entgegenkommen seitens des
Autors, dessen Wunsch dahin geht, daß in allen Kreisen
der Bewohnerschaft unserer Gegend das Interesse an der
höchst interessanten Geschichte unseres Adels wachgerufen
und lebendig werden möge, ist es zu einer Drucklegung
des Vortrags in Gestalt eines selbstständigen Merkchens
gekommen, und nur hierdurch ist es möglich geworden,
den Preis auf nur 50 Pfg. für das broschirte Exemplar
festzusetzen. (Verlag von A. Roßbach, Eschwege.)
Berichtigung.
In der vorigen Nummer, Seite 223, Spalte 2, Zeile 3
von unten, muß es statt 1)r. Eduard Heß heißen:
Dr. Edmund Heß.
Krieskasten.
G. v. P. Marburg. Mit Dank angenommen. Wird in
einer der nächsten Nummern gebracht.
K. V. Mendorf et. d. L. Wie Sie sehen, gleich ver
wendet. Verbindlichsten Dank. Der in Aussicht gestellten
weiteren Zusendung sehen wir entgegen.
P. H. Wiesloch. Wir bestätigen den Empfang Ihrer
Zusendungen, durch die Sie uns recht erfreut haben. Der
letzten haben wir die kurze Notiz entnommen, die Sie in
der heutigen Nummer vorfinden; bezüglich des Abdruckes
der ersten werden wir Ihnen in den nächsten Tagen brief
lich Mittheilung zugehen lassen.
A. T. Wien. Besten Dank und freundlichsten Gruß.
Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: F. Zwenger in Fulda, Druck und Verlag vonFriedr. Scheel in Kassel.