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voll hing über dem zahlungsunfähigen Lande die
Strafe einer allgemeinen Plünderung, die bereits
angedroht war. Man scheute sich, die Waaren
zur Frankfurter Messe abgehen zu lassen: war
man doch nicht sicher, daß sie nicht zur Tilgung
jener Landesschuld unterwegs konfiszirt würden.
Nach dem Kriege, unter der trefflichen Regierung
des späteren ersten Kurfürsten Wilhelm und
seiner unvergleichlichen Mutter Maria, wurde
der Seidenbau wieder aufgenommen, und während
1743 nur etwa 13 Pfund 10 Loth Seide jähr
lich gewonnen und das Pfund zu 6, wohl auch
8, 9 und 10 Gulden verkauft worden war, stieg
die jährliche Erzeugung 1768 auf 100 Pfund
im Werthe von 10 bis 11 Gulden das Pfund.
Die Seide wurde besonders gut zur Strumpf-
fabrikatiyn befunden.
Wiederum ist es ein Franzose, der aus der
Languedoc gebürtige Seidenspinner Flessier, der
die Seidenzucht überwacht. Auch Schweizer finden
wir als seine Genossen, und im Gegensatz zu
früheren Zeiten wandern jetzt auch Arbeiter
aus Berlin zu. Die Eier bezog man meist aus
Italien, aus Rom oder Roveredv, das noch heute
der Hauptsitz der tiroler Seidenerzeugung ist. Die
aus einheimischen Eiern gezogenen Würmer waren
zwar widerstandsfähiger und kräftiger, allein sie
wurden von Generation zur Generation kleiner
und die Seide weniger fein und werthvoll.
Als Muster blieben die Einrichtungen in
Preußen bestehen. In einem Artikel des
„Hanauischen Magazines" (1778, 26. Stück),
dem wir einige der letzteren Angaben entlehnten,
erwähnt ein Kundiger die Schwierigkeit, die es
haben, den „kleinen Mann" zum Anpflanzen
von Maulbeerbäumen zu veranlassen, während
die Seidenzucht in Preußen (ähnlich wie heute
die Bienenzucht allgemein) besonders für Schul
lehrer und Pfarrer eine einträgliche Nebenein
nahme liefere. Auch schlägt er vor, wie in
Preußen die Kirchhöfe zu Maulbeerpflanzungen
zn benutzen.
Allen Bemühungen ist cs nicht gelungen, die
Seidenkultur in Deutschland einzubürgern: das
Klima hat sich dem widersetzt. Zum Troste
derjenigen, die meinen, daß die kalten und nassen
Sommer erst eine Errungenschaft der letzten
zwanzig Jahre seien, mag zum Schluß noch an
geführt werden, daß um 1778 dieselbe Klage
erhoben und gleichfalls der ungünstigen Wit
terung „der letzten Jahre" zugeschrieben wurde,
daß die Seidenzucht nicht noch besser gedeihe.
Schiit' dich Gott!
Bin viel umhergepilgert
Im deutschen Vaterland
Und hab' manch' traulich Plätzchen,
Manch' schönen Ort gekannt.
Doch nie ist mir gegangen
Solch' Glück zu Herz und Sinn,
Seit ich in deinen Wäldern,
In deinen Thälern bin.
Seit weit mein Blick hinschweifet
Von hoher Bergeswand
Und meine Lieder grüßen
Dich, grünes Hessenland!
In dir will ich gesunden
Von allem Gram und Leid.
O Hessenland, du trautes,
Behüt' dich Gott all'zeit!
Kkkehard.
Ach, t»os seng mer mnsikalisch!')
(Schwälmer Mundart.)
Bann die Mäje sich besichche 2 )
O die kleene Ken verkrichche 3 ),
Gieh see speeln I; ö bann om Stohre I
Peife schncire ongelore
Sich die Jonge i de Weirefl,
Senge see dos Lied: „Saft seirc."
Bann mer jong seng, hängt voll Geijc
Jnser Himmel; doch es schwefle
Alle Flerefl, bann verdroimnelt
Es dos Füll, ö bann verbommelt
Es die Zeiht, ö bann verferreltfl
Hans seng Gäld höt ö vcrzerrelt 9 ).
Bann die Schnerch es äusgekneffe,
Wod ehr doch wos vergepesfe. *°)
Bann die Schweijerällern kneife,
Beere da ce Lied ööch peife.
Bann der die de Süje blose"),
Steße see iS Honn '*), is große.
Bann Hanswoscht es gürrer Lünne,
Läßt hä die ööch äusposäune ’ 3 ).
Ö bo mer Krakeel vernemmt,
Es dr Doh net ree gestemmt.'fl
Bo im Somp die Rühling rohre,
Es dr Doh net igesrore. 'fl