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leulerei des HroMerzoglich Krankfurllschm zweiten
ßanöwehrbataillons Mlöa im Kammer 1814*
Von I. Nebelthau.
(Fortsetzung.)
gleicher Zeit, wo die 1. und 2. Compagnie
«y vor dem Thore von Ladenburg angekommen
CV war, rückten auch die Rebellen der 3. Com
pagnie von Heddesheim zum anderen Thore ein,
und waren also hiernüchst die Aufrührer aller
sechs Compagnien vereint; dieses läßt an einer
förmlichen Conspiration auch nicht im geringsten
zweifeln, um so weniger, als Alles so wohl kal
kulieret war, daß die von meinem Quartier
kommenden Compagnien bereits schon Wagen
bei sich hatten, worauf sie die in Ladenbnrg als
dem Stabsquartier befindlichen Kranken luden,
auch den Pulverwagen und die vier dazu ge
hörigen Pferde sammt Fuhrknccht mit sich weg
führten.
Der Fahnenträger Friedrich Kagel wurde aus
dem Bett geholt und auf die schrecklichste Art
mißhandelt, weil er sich weigerte, ihnen die
Fahne zu tragen, jedoch glückte es ihm endlich,
zu entwischen und sich von ihrer Verfolgung zu be
freien. Die auf diese Art versammelten Rebellen
der sechs Compagnien setzten nun unter Trommel
schlag sich in Marsch, nahmen den Weg wieder
nach Schricßheim, pflanzten, als sie vor meinem
Quartier vorbeikamen, das Bayonct auf, brachten
cs, nachdem sie passieret waren, wieder an Ort
und formirten in der Nähe ein Ouarroe, schwuren,
wie Augenzeugen sahen, zur Fahne und berath
schlagten, wie ich ebenfalls nur aus Hörensagen
weiß, ob es nicht rathsam sei. mich mit der
Kasse mitzunehmen, wahrscheinlich ist dieses nicht
genehmigt worden, wenigstens befand ich mich
in meinem Quartier, ohne ferner auch nur im
Geringsten beunruhigt worden zu sein, sie sind
hiernächst durch Schrießheim nach Weinheim und
von da rechts durch den Odenwald marschiert,
haben auch, wie ich von mehreren Seiten, ohne
es jedoch verbürgen zu können, ersahren habe,
eine ganz ordentliche Marschroute, von wem
ausgestellt, ist mir unbekannt, durch den Odenwald
und Spessart nach Hammelburg mit sich gehabt.
Ueberhanpt werde ich die zurückgebliebene treue
Mannschaft wie die Leute, welche noch ans dem
Marsche in der Nacht entflohen zurückgekommen
sind, worunter sich mehrere Musikanten und
Schützen der 1. Compagnie befinden, sämmtlich
genau und unter Handtreue an Eidesstatt ver
nehmen lassen, was sie von dem ganzen Complott
wissen, namentlich auch was den Punkt der
Marschroute betrifft, worauf ich nicht ermangeln
werde, meinem Herrn General weitere Meldung
zu machen. Den größten Antheil und höchstwahr
scheinlich den ersten und größten Anreiz zu der
ganzen Conspiration hat die Grenadier-Compagnie
und ganz besonders die Sappeurs dieser Com
pagnie gegeben; der Commandant derselben, Herr
Oberlieutenant Schwarz, hatte, nachdem er um
9 Uhr Abends Kunde von dem ganzen Unter
nehmen erhalten hatte, sogleich patrouillirt und
den Herrn Lieutenant Rang zugleich auf eine
andere Seite detachirt, Herr Oberlientenant
Schwarz arretirtc einen Mann der 3. Compagnie
auf den er stieß, Namens Lorenz Heim, welcher
ihm verdächtig schien und sogleich auf die etablirte
Wache gebracht wurde, er ließ die Wache
verstärken, wollte Appell schlagen lassen, erfuhr
aber, daß die Tambours mit einem großen
Theil schon weg seien; die Patrouillen gingen
indessen sort, nach ihrer Zurückkunft hörte man
vor'm Dorfe schießen, die Eingangswache wurde
zurückgezogen, die Rebellen hatten bereits mit
Ungestüm und Drohung den Arrestanten der
3. Compagnie verlangt und auf die Wache
Feuer gegeben, der Herr Commandant zog die
zerstreuten Posten ein und sammelte sie mit
dem Arrestanten in geschlossenem Hofe vor seiner
Wohnung, zusammen 21 Mann. Unterdessen
strömte die ganze Masse der Rebellen unter
fürchterlichem Schießen und Lärmen in das Dorf,
als sie auf der Wache den Arrestanten nicht
fanden, erstiegen sie die Anhöhe und riefen den
vom Commandanten ausgestellten Posten an,
er antwortete unerschrocken und ruhig, das Lär
men wurde stärker, und Schüsse fielen hin und
her durch das hölzerne Hosthor, wovon die Löcher
der Kugeln sichtlich sind, in den Hof, wo oben
erwähnte 21 Mann standen. Herr Oberlientenant
Schwarz trat heraus und fragte, was sie wollten?