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Gefechte bei Weilburg zum überzähligen Stabs
kapitän befördert; in Folge seines ausgezeichneten
Benehmens im Gefechte bei Bingen aber von dem
preußischen Generallieutenant Prinzen von Hohen
lohe zum preußischen Orden pour le merite vor
geschlagen. Indessen lehnte er die Annahme des
selben mit dem Bemerken ab, bereits schon durch
seine für die That bei Weilburg unverdient
erfolgte Beförderung zum Stabskapitän voll
ständig und zum Voraus auch hierfür belohnt
worden zu sein. Ueberhaupt könne er es nicht
für schicklich halten, so lange er sich noch keinen
vaterländischen Orden zu verdienen Gelegenheit
gefunden, einen ausländischen anzunehmen.
In Gemäßheit dieser Sinnesweise erfüllte
es ihn zwar niit freudigem Stolze, als
ihm in Folge seines Verhaltens bei Jockrim
der hessische Militär-Verdienstorden verliehen
ward. Als er jedoch sowohl von dem
Feldmarschalllieutenant von Kospoth als auch
von dem Feldmarschalllieutenant Kavangh ganz
aus freien Stücken und unter der Zusicherung,
ihm hierzu die erforderlichen Zeugnisse ausstellen
zu wollen, aufgefordert wurde — den Vorschriften
der hierüber bestehenden Statuten gemäß — sich
doch auch noch um Verleihung des österreicbischen
Maria-Theresia-Ordens zu bewerben, lehnte er
dieses ebenwohl wieder ad, indem, wie er sagte,
es ebenso sehr seinem Gefühle widerstrebe, ob
ein und derselben That, — die am Ende ohnehin
in keiner Weise außer den Grenzen der pflicht
mäßigen Schuldigkeit gelegen —, doppelte Be
lohnung anzunehmen, als überhaupt sich um
etwas zu bewerben, was doch nur dann Werth
habe, wenn es verliehen werde. Im Jahre
1806, kurz vor der Ueberziehung Hessens durch
fremdländische Gewalt, zum Major und Komman
deur des Jägerkorps befördert, wies er — ein
treuer Patriot — nicht minder auch die glänzend
sten Anerbietungen, in westfälische Dienste zu
treten, beharrlich von der Hand. Vergebens
ward ihm angeboten, als Oberst und Komman
deur sein geliebtes Jägerkorps selbst nach seinen
eigenen Ansichten zu reorganisiren, ward ihm in
Aussicht gestellt, binnen Kurzem zum Brigade-,
ja zum Divisions-General befördert zu werden.
Alles, wozu er sich endlich herbeiließ, um nicht
als offenbar Widerspenstiger der angedrohten
Deportation zu verfallen, bestand darin, — eine
einfache Försterstelle in einer abgelegenen Gegend
anzunehmen.
Trotz seiner glühenden Vaterlandsliebe doch
viel zu einsichtig, um nicht das zweifellose Miß
glücken der im Jahre 1809 statthabenden Er
hebung gegen die Fremdherrschaft vorher zu sehen,
hatte er ebenso davor gewarnt als sich geweigert,
daran Theil zu nehmen.
Dennoch ward er von den westfälischen Be
hörden — in der allerdings völlig zutreffenden
Vermuthung, daß ihm deren Leiter und Häupter,
sowie überhaupt der ganze Plan genau bekannt sei,
— ebenwohl gefänglich eingezogen, und wurde es in
aller und jeder Weise versucht, ihn bald durch
wiederholte glänzende Anerbietungen, bald durch
die Schrecken des Todes zu Enthüllungen zu
vermögen. Mit Abscheu und Entrüstung jene
Anerbietungen zurückweisend, mit herzhafter Ver
achtung jene Drohungen entgegen nehmend, aber
nicht minder auch es eines ehemaligen hessischen
Offiziers für unwürdig erachtend, anders zu
handeln, blieb er fest, kalt und stumm.
Endlich uack langer- Haft — in einem der
feuchtesten Kasemattengewölbe des Kastells zu
Kassel — von der des Jnquirirens müde ge
wordenen Untersuchungsbehörde wieder in Freiheit
gesetzt, zumal solche längst schon von entarteten
Söhnen des hessischen Landes freiwillig zugebracht
erhalten hatte, was ihr Münchhausen so fest und
beharrlich verweigerte, kehrte er zwar mit un
befleckter Ehre und ungebeugten Geistes, aber mit
durch jene Kerkerleiden gänzlich zerrütteter Ge
sundheit und völlig ergrautem Haupte zu den
Seinigen zurück und mußte in Folge dessen
auch noch den bittern Schmerz ertragen, als die
Stunde der Wiederherstellung des hessischen
Vaterlandes gekommen war, es sich selber nicht
verhehlen zu können, daß er nicht mehr im
Stande sei, die Waffen zu führen. Zum Pensionär-
Oberstlieutenant befördert, zog er sich trauernd in
die Einsamkeit seines Familiengutes Swedestorp
im Schaumburgischen zurück, woselbst er indessen,
noch ein über 70 Jahr biuausgehendes Lebensalter
erreichend, erst tu der Mitte der 1830iger Jahre —
16. Dezember 1836 — verstarb. Ist es freilich —
leider — nur zu wahr, daß Männer von solcher Sin
nesweise, wie sie Karl Ludwig von Münchhausen
hegte und sein ganzes ehrenreiches Leben hindurch
treu und fest bethätigte, unverhältnißmüßig selten
sich zu hohen Würden emporzuschwingen ver
mögen, so ist es aber doch auch nicht minder
wahr, daß, weil in den Reihen des hessischen
Heeres sich noch alle Zeit verhältnißmäßig so
viele solcher Männer fanden, die wie Karl
Ludwig von Münchhausen dachten und handelten,
auch noch immerdar die hessische Kriegsgeschichte
sich als eine so ruhmreiche und fleckenlose dar
stellte.
Ehre darum seinem und aller der hessischen
Männer Andenken, die wie er dachten und
handelten!