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Der Schwiegersohn des Hingerichteten, K. von
Moser, hat zuerst in der uns vorliegenden Schrift:
„Rettung der Ehre und der Unschuld des Frei
herrn von Schlitz, genannt von Görtz" (1776)
das unregelmäßige Verfahren seiner schwedischen
Richter der verdienten Kritik unterworfen. —
Sieht man von anderen schlimmen Seiten
seines Charakters, die sein Stand als Diplomat
und Staatsmann zu Ansang des vorigen Jahr
hunderts mit sich brachten, ab, so muß man an
erkennen, daß Freiherr Georg Heinrich von Schlitz,
genannt von Görtz, ein Mann von großer Energie
und mit außerordentlichen Fähigkeiten begabt war.
Er war vertraut mit den Sprachen der alten
Klassiker und redete und schrieb außerdem die
meisten neueren europäischen Sprachen. Der
König Karl XII. schätzte ihn hoch, weil er dessen
verwegenen Plänen nie die Beistimmung versagte,
wenn er auch dieselben so viel als möglich zu
mäßigen suchte, um ihnen das Abenteuerliche
zu benehmen. Einen unversöhnlichen Feind hatte
er in der orthodoxen schwedischen Geistlichkeit,
die ihn für einen Freigeist hielt und es ihm
nicht verzeihen konnte, daß er ihre Unduldsamkeit
und Scheinheiligkeit aus Staatsgrundsätzen mit
aller Entschiedenheit bekämpfte.
Friedrich der Große schreibt über ihn: ,6ört?.
etait ne pour etre ministre d'^lexandre cm
de Charles XII.“ —
Hrofessor Dr. Wilhelm #tesf.
(Schluß.)
Bei dem Scheiden aus seiner mehr denn
41jährigen ununterbrochenen verdienstvollen Thä
tigkeit als Lehrer an dem Gymnasium zu Fulda
widmeten ehemalige Schüler des Professors
Dr. Wilhelm Gies, welche, nachdem sie
Mathematik und Naturwissenschaften studiert
hatten, nun selbst als Lehrer an höheren
Lehranstalten wirkten, ihrem früheren Lehrer
als Zeichen der Verehrung und Dankbarkeit ein
prachtvoll ausgestattetes Album mit ihren
Photographien in Kabinetsform, das der
Professor der Physik an der Universität zu
Marburg Dr. Franz Melde dem Gefeierten
überreichte. Das Album trug vorn auf der
Deckelplatte die beiden Jahreszahlen 1841—1882.
als diejenigen, welche den Anfang und den
Schluß der Wirksamkeit des Professors Gies am
Fuldaer Gymnasium bezeichneten, und auf dem
ersten Blatte folgten die Widmungsworte: „Dank
bare Schüler ihrem hochverehrten Lehrer, Herrn
Professor Dr. Wilhelm Gies, bei seinem Scheiden
vom Gymnasium zu Fulda, Michaelis 1882".
Die Namen der 22 Betheiligten waren: Ge
heimer Hosrath Dr. Wilhelm Schell, Professor
an der polytechnischen Hochschule zu Karlsruhe;
Oberlehrer Dr. Eduard Auth I am Gymnasium
zu Kassel; Regierungs- und Schulrath Dr. Julius
Ernst, Mitglied des Bezirkspräsidiums zu Straß
burg ; Professor Dr. Franz Melde an der
Universität Marburg; Oberlehrer Dr. Eduard
Auth II am Gymnasium zu Kassel; Professor
Dr. Richard Mauritius am Gymnasium zu
Koburg; Professor Dr. Konstantin Gutberlet
an dem Priesterseminar zu Würzburg; Professor
Dr. Heinrich Schäfer an der höheren Bürger
schule zu Heidelberg; Oberlehrer Dr. Karl
Ackermann an der Realschule zu Kassel; Ober
lehrer Dr. Karl Uth an deni Realgymnasium
zu Wiesbaden; Oberlehrer Dr. Karl Weiden
müller an dem Gymnasium zu Marburg; Ober
lehrer Dr. August Reum an der Realschule zu
Barmen; Oberlehrer Dr. Valentin Kramm an
dem Realgymnasium zu Kassel; Lehrer Dr.
Heinrich Jde an der Realschule zu Kassel;
Lehrer Emil von Keitz an dem Realprogymnasium
zu Duderstadt; Professor Dr. Ferdinand Braun
an der Universität Straßburg; Oberlehrer Dr.
Christian Ernst an der Realschule zu Straßburg;
Oberlehrer Johann Schäfer am Lyceum zu
Kolmar; Lehrer Karl Hoffmann am Gymnasium
zu Fulda; Lehrer Dr. August Kiel am Friedrich-
Wilhelms-Gymuasium zu Berlin; Lehrer Dr.
Friedrich Weis am Gymnasium zu Weilburg;
Dr. Adolf Linz am Gymnasium zu Hersfeld.
Gleichzeitig überreichte Professor Dr. Melde
im Aufträge der Gesellschaft zur Beförderung
der gesammten Naturwissenschaften zu Marburg
dem Professor Dr. Gies das Diplom, durch
welches derselbe in Anerkennung seiner erfolg
reichen Lehrthätigkeit und seiner literarischen
Leistungen zum Ehrenmitglied ernannt wurde,
und Oberlehrer Dr. Ackermann überreichte dem
Gefeierten das Diplom der Ehrenmitgliedschast des
Vereins für Naturkunde zu Kassel.*) — Einen
Fackelzug, den die damaligen Schüler ihrem ver
ehrten scheidenden Lehrer zu bringen beabsichtigten,
*) Professor Dr. Gies war außerdem korrespondirendes
Mitglied der Wetterauischen Gesellschaft für Naturkunde
zu Hanau und Ehrenmitglied des Vereins für Naturkunde
zu Fulda, zu dessen Mitbegründern er zählte und dessen
langjähriger Vorsitzender er war.