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lationsschreiben des Geh. Medizinalraths Dr. Pfeiffer
von Darmstadt, namens der Medizinal-Abtheilung
des Ministeriums, sowie die schriftlichen Glückwünsche
verschiedener wissenschaftlicher Vereine, deren korre-
spondircndes oder Ehrenmitglied Bode ist. Der
Wetteraucr ärztliche Verein, dessen Ehrenniitglied Bode
ist, hatte es sich nicht nehnien lassen, am Sonnabend
Abend im Holet Sprengel ein Festessen zu veran
stalten, wobei der Vorsitzende, Mcdizinalrath Dr. Lorenz
von Fncdberg, den mit stürmischen Jubel aufge
nommenen Trinkspruch auf den Ehrengast ausbrachte.
Zu dieser Feier war auch eine Deputation des Corps
„Temonia" von Marburg erschienen, welchem Bode
während seiner Studienzeit zu Anfang der 30er
Jahre angehört hatte. — Dr. Friedrich Bode ist am
30. November 1811 zu Ziegenhain als Sohn des
Platzmajors O. Chr. Bode geboren. Er besuchte
von 1827 bis 1830 das I^eeum Fridericianum
zu Kassel, das er mit Auszeichnung absolvirte. Hier
nach widmete er sich dem Studium der Medizin.
Seit 1838 wirkt er in segensreicher Weise als Arzt
in Nauheim. Möge dem Jubilar noch recht lange
ein heilerer Lebensabend beschiedeu sein.
An Stelle des verstorbenen Germanisten Prof. Dr.
F. Zarncke in Leipzig ist der Professor Dr. Eduard
Sievers in Halle berufen worden. Prof. Sievers
ist von Geburt Kurhesse (geb. am 25. November
1850 zu Lippoldsberg), war von 1863 bis 1867
Schüler des Kasseler Gymnasiums und bildete sich
unter Leitung seines Vorgängers Zarncke in Leipzig
zum Germanisten aus. Seinen Ruf in der Wissen
schaft begründete er durch Ncuausgaben germanischer
Literaturdenkmäler, insbesondere durch die beiden Werke
„Tatian, lateinisch und altdeutsch, mit ausführlichem
Glossar" und das „Hildebrandslied", die „Merseburger
Zaubersprüche" und das „fränkische Taufgelöbniß",
welche 1872 erschienen. Zur Profesiur gelangte
Sievers überaus früh. Erst 21 Jahre alt, wurde
er 1871 als außerordentlicher Profesior an die Uni
versität Jena berufen, 1876 wurde er dortselbst zum
ordentlichen Profesior ernannt. Bon 1883 bis 1887
war er Profesior in Tübingen, von wo er nach Halle
berufen wurde. In Leipzig, wohin er jetzt übersiedelt,
um den Lehrstuhl für deutsche Sprache und Literatur
einzunehmen, hatte er seine wissenschaftliche Laufbahn
begonnen. Mit einem Stipendium der sächsischen
Regierung ausgestattet, ging er 1870 nach Oxford
und London zum Studium altdeutscher Handschriften,
und vornehmlich durch die wissenschaftlichen Ergebnisie
dieser Reise führte er sich mit bestem Erfolge unter
den Germanisten ein. Sie waren auch bestimmend
dafür, daß er in einem Lebensalter, in welchem die
meisten noch Studenten sind, zu der Profesiur in
Jena berufen wurde. Er ist der Verfasier einer
großen Anzahl gediegener wisienschaftlicher Werke und
Abhandlungen, die sich vorzugsweise auf das Gebiet
der Grammatik und die Herausgabe alldeutscher Texte
erstrecken, und von denen hervorzuheben sind: die
„Murbacher Hymnen" (1874), „der Heliand und
die angelsächsische Genesis" (1875), „Heliand^ (1878),
„die althochdeutschen Glossen", „Tübinger Bruchstücke
der älteren Trostuthingslög" (1886), „Oxforder
Benediktinerregel" (1887), „Proben einer metrischen
Herstellung der Eddalieder" (1885). Besonders zu
nennen bleiben noch Sievcrs' Lehrbücher, welche zu
den ständigen Hilfsmitteln der Germanisten gehören:
Es sind dies seine „Paradigmen zur deutschen
Grammatik" (1874), die „Grundzüge der Laut
physiologie" (1876) und die „Angelsächsische Gram
matik" (2. Aufl. 1886). (B. Z.)
Hessische Kücherschau.
Vergessene Helden. Eine Erzählung aus dem
nordamerikanischen Unabhängigkeitskriege von
Franz Treller. Kasiel, Verlag von Max
Brunnemann. 1892.
Dieses neue Werk unseres beliebten hessischen
Schriftstellers Franz Treller hat die Erwartungen, die
man von ihm hegte, und denen auch wir in einer der
letzten Nummern unserer Zeitschrift Ausdruck gaben,
vollständig erfüllt. Schreiber dieses Artikels bekennt
offen, daß er selten ein Buch gleicher Gattung mit
größerem und immer mehr zunehmenden Jnteresie
gelesen hat als die Erzählung „Vergessene Helden"
von Franz Treller. In den frischesten Farben, in
fesielnder spannender Weise schildert uns der Verfasser
die seiner Erzählung zu Grunde liegenden Vorgänge
des nordamcrikanischcn Feldzuges, soweit hessische
Truppen an demselben betheiligt waren, und höchst
wohlthuend wirkt die Wahrheitstreue, mit welcher er
dabei zu Werke geht. Freilich mag die von jeder
Einseitigkeit freie Darstellung, die sich streng auf
dem Boden der Geschichte bewegt, jenen böswilligen
Verleumdern nicht behagen, die immer und immer
wieder gegen bessere Ueberzeugung die alberne Fabel
vom Soldatenhandel und dem Seelenverkaufe des
Landgrafen Friedrich II., eines der edelmüthigsten
unter den hessischen Fürsten, wiederholen. Jedem
echten Hessen aber wird dieses Buch willkommen sein,
ist cs doch von wahrhaft hessischem Geiste durch
weht, spiegelt sich doch in demselben unverfälschtes
hessisches Leben wieder. Das sind wirkliche hessische
Krieger, Offiziere wie Mannschaften, die uns der
Verfasser vorführt, deren ruhmvolle Tapferkeit, deren
militärische Disziplin über jeden Zweifel erhaben
waren. Die in rasch auf einander folgenden Hand
lungen sich abspielende Erzählung wird jedes hessische
Herz sympathisch berühren und höher schlagen lassen;
aber auch Nichthesien werden sich der Anerkennung
der poetischen Vorzüge dieses Werkes nicht verschließen
können. Wir wünschen demselben die weiteste Ver
breitung. Als Gabe für den Weihnachtstisch wird
es diesem zur ganz besonderen Zierde gereichen.