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könnt Ihr nur so reden?" entgcgnete Friedrich.
„Wie könnt Ihr, eine Freiin aus einem der
edelsten Geschlechter, Euch nur gleich stellen
wollen mit den Nachkommen von Schnabelnas
und Vogelscheuche? Seid Ihr so gar demüthig,
daß Ihr Alles von den Leuten dahin nehmen
wollt, die dazu geschaffen sind, uns zu dienen
und zu gehorchen?" «Als in jener Schreckens
nacht", sagte Dame Mathilde, „die stolze statt
liche Burg über unsern Häuptern, von der Hand
der Bürger angezündet, emporloderte und mein
ritterlicher Vater wehrlos sich in der Gewalt
der von ihm Geknechteten befand, da ward es
mir klar, daß hier auf Erden das Recht in der
Macht liegt und Bürger und Bauer ebenso gut
die Kraft in sich hat, zu herrschen, wie der
Adaling. „Diese Kraft aber soll ihm gebrochen
werden, dem Bürger und Bauer!" rief sich hoch
ausrichtend mit wildem Lachen Herr Friedrich.
„Das ist der Zweck der alten Minne, und morgen
schon sollen die Frankenberger störrigen Schafe
die Fänge des Adlers in ihrer Wolle verspüren!
Haha! Die Wollenweber — ich will sie zausen!"
„Sagt Euch los von der alten Minne, ich bitte,
ich beschwöre Euch!" flehte Dame Mathilde,
„Es ist mir schrecklich, Euch im Bunde mit den
Menschenbedrückern zu wissen!" — Aber „Nun
und nimmer laß' ich von der alten Minne!"
rief Friedrich und eilte seiner Mutter entgegen,
die in den Buchengang eingetreten war, sie zu
Mathilde geleitend, die recht traurig vor sich
hin blickte, denn die alte Minne lag plötzlich
wie ein düsterer Schatten auf ihrem jugend
srischen Leben. —
Am Abend, als der lichte Lenzmond durch
die alten Buchen äugelte und die moosbewachsenen
Mauern der Battenburg in silbernem Glanze
schimmern ließ und Dame Mathilde in ihrer
Kemnate, das Haar sich lösend, saß, da schallte
eine Männerstimme leise zu ihr empor und sie
vernahm die Worte:
»Herr Frühling, sei willkommen
In deinem lust'gcn Kleid,
Die Mägdlein,' liebentglominen,
Slchn zuin Empfang bereit!
Es spendet dir manch' Süße
Gar sehnsuchtsvolle Grüße,
Manch' wonnigliche Magd
Nun nimmer klagt!
Es lockt mit süßem Schalle
Die Drossel und der Fink,
Die bunten Blumen alle
Sie harr'n auf deinen Wink.
Gleichwie die Knospen springen,
Ten Reihen woll'n wir schlingen.
Manch' wonnigliches Kind
Den Liebsten find't!
Die Nächte, lind und laue,
Herr Frühling, sind dein Preis,
Und manche schöne Franc
Ein Liedlein davon weiß.
Es glänzt auf Flur und Haine
Der Mond mit lichtem Scheine, —
Manch' wonniglicher Mund
Wird minnewund!*
Es war Herr Friedrich, der also sang, und
Dame Mathilde lauschte dem Lied mit geneigtem
Köpfe gar andächtig, als die milden Klänge
aber in der Mondscheinuacht verweht waren,
da preßte sie die schloweißen Häudlein auf die
Brust und seufzte tief: „Ach, ach, wenn nur die
böse alte Minne nicht wäre!"
<Fortsetzung folgt.)
Aber»ddamnrer«ng.
Leise zittern Blatt und Blüthenstengel,
Nieder schwebt der Dämm'rung milder Schein;
Gleichend einem schwermuthsvollen Engel,
Zieht der Abend über Flur und Hain.
Flötend klagt im blüthenreichen Flieder
Philomele all ihr tiefes Leid,
Und der Grillen monotone Lieder
Geben ihr hierzu noch das Geleit.
Fern im West der Abendsonne Eluthen
Blicken zuckend in den tiefen See,
Wie ein armes Herz, das am Verbluten
Um der Liebe willen heißes Weh.
Einst, wenn mich bei meines Lebens Ende
So ein Abend bringt zur stillen Ruh, —
Die ich nie gehabt und niemals fände, —
Dann mein letztes Denken wärst nur Du!
tzark Weöer.
Uertässe.')
(Schwälmer Mundart.)
Bos hon ich da mengem Häzliebche^) gebot) ?
Es get jo verewer b) ö zückt mich net o.
Verdeppelt! *) Es zückt noch der ahneren Seit'.
Bos sang ich nü o. Ehr Himmel, ehr Leiht!