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Mannschaft weggeschossen war. Trotzalledem ließ
Rall vom Muthe der Verzweiflung getrieben noch
immer avanciren, als er plötzlich von einer
Kugel getroffen im Sattel wankte. Ein zweiter
Schuß traf ihn ttzdtlich, und er sank vom Pferde.
Sein Fall erregte große Bestürzung, zumal da
der größte Theil der übrigen Offiziere auch
schon gefallen oder verwundet war. Das
Regiment Rall hatte nur noch 4, von Loßberg
noch 5 kampffähige Offiziere. Trotz der kritischen
Lage dachte noch Niemand an Ergebung. Oberst
lieutenant Scheffer, der an Ralls Stelle das
Kommando übernommen hatte , berieth sich, in
aller Eile mit seinen Offizieren, und man kam
überein, sich um jeden Preis auf der Princetoner
Straße durchzuschlagen. Allein Washington durch
schaute die Absicht der Hessen, und als dieselben
glücklich die Straße erreicht hatten, sahen sie
den Weg durch ein pennsylvanisches Schützen
bataillon mit mehreren Geschützen gesperrt. An
ein Durchkommen war da nicht mehr zu denken.
Washington befahl mit Kartäschen auf die Hessen
zu schießen. Da befahl Oberstlieutenant Scheffer,
um nicht noch mehr Blut unnütz zu vergießen,
die so oft ruhmvoll geführten^ Fahnen zum
Zeichen der Ergebung zu senken, und gab sich
mit dem Rest der Soldaten gefangen. —
(Schluß folgt.)
HK-S—
Hummer Dreizehn.
Eine Dorfgeschichte aus Niederhessen, dem Leben nacherzählt
von N. Weiöenmüller.
(Fortsetzung.)
„Hätte ich das vor vier Wochen gewußt!—"
aber dann unterbricht sie sich schnell. „Es ist
wohl besser so, Konrad, für Dich und für uns.
Du hättest uns nichts borgen können, und ich
hätte Dir nur Noth und Sorgen mitgebracht.
Der Schäfer hat mir auch gestern versprochen,
nicht mehr so viel ins Wirthshaus zu gehen,"
fügt sie nach einer Weile noch hinzu, wie zu
ihrer eigenen Rechtfertigung. Konrad antwortet
nicht.
„Was willst Du denn jetzt anfangen?" fragt
sie darum nach einer Weile, und verstört berichtet
er nun von der guten Stelle in Rotenburg und
seinem freundlichen Rittmeister. Zuletzt zieht er
das Loos hervor. „Ich dachte, es sollte uns
beiden Glück bringen, nun nimms als Hochzeits
geschenk." Er will noch mehr sagen, aber die
Stimme versagt ihm. Auch Martlis kann sich
nicht mehr halten. Sie nimmt ihm das Loos
aus der Hand und spricht unter stürzenden
Thränen: „In meinem Gesangbuche soll es liegen
bis an mein Lebensende. Und nun geh, Konrad
und vergiß mich nicht ganz. Gott mag Dir
und mir helfen!" . Sie hält ihn einen Augenblick
am Arm, so fest, als wollte sie ihn nie wieder
loslassen, dann geht sie ins Haus, die Treppe
zu ihrer Kammer hinaus.
Eine Viertelstunde später trifft der Schäfer
Oswald seine Verlobte am Küchentisch sitzend,
die Schreibfeder ihres kleinen Bruders in der
Hand. Sie hat auf das Loos, welches sie vom
Konrad bekommen hat, ihren Namen und Wohn
ort und das Datum des Empfangs geschrieben
und sieht aus ihren trübgeweinten Augen etwas
bestürzt von dem Blatt empor.
„Ich dachte, du wärest nach Seefeld gegangen."
Der Schäfer lacht roh. „Ich wollte gerade
weg, da sah ich den Konrad hier herein schleichen.
Nun möchte ich doch gern erst noch erfahren,
was er mit Dir zu verhandeln gehabt hat. Habt
ihr nur zusammen geheult?"
Martlis wird blaß, aber ihr Blick weicht dem
ihres Bräutigams nicht aus.
„Wenn Du gerne wissen wolltest, was mir der
Konrad zu sagen hatte, konntest Du ja mit ihm
kommen. Er hat mir Glück zur Hochzeit ge
wünscht und dies Loos geschenkt."
Der Schäfer nimmt das Blatt vom Tische
auf und betrachtet es von hinten und von vorn.
Dann sagt er verächtlich:
„Der Lump könnt' seine paar Heller auch
besser anwenden."
Das Mädchey richtet sich trotzig empor. „Der
Konrad ist kein Lump! Er hat eine gute Stelle
in Rotenburg, und das Loos hat ihm sein Ritt
meister gegeben."
„Du dumme Trine nimmst ihn wohl gar noch
in Schutz, nachdem er Dich so angeführt hat?
Das sollte mir gerade fehlen, daß Du mir Deinen
alten Schatz mit ins Haus brächtest!"
„Wenn Du mir so etwas zutraust," versetzt
Martlis kalt, „wir sind ja noch nicht kopulirt."
Der Schäfer sieht sie von der Seite an. Sie