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den Händen. „Konrad, was willst Du hier?"
Er setzt sich neben sie und blickt ihr fest in die
Augen. „Ich will Dir Glück zur Hochzeit
wünschen, Martlis. Ist denn Dein Bräutigam
nicht hier?"
„Er wollte nach Seefeld gehen, um sich dort
einen anderen Hund zu kaufen. Ich weiß nicht,
ob er schon fort ist. Seit wann bist Du denn
da?"
„Seit heute morgen. Ich kam gerade zurecht,
um Dich aufbieten zu hören. Wie meinst Du
wohl, daß mir das gefiel?"
„Lag Dir überhaupt etwas daran? Ich denke,
Du wirst selbst bald aufgeboten?"
Sie versuchte es gleichmüthig zu sagen, aber
Konrad sieht, wie die Hand zittert, welche nach
dem Röckchen auf der Erde greift. Da ist es
mit seiner Selbstbeherrschung vorbei.
„O Martlis, wie hast Du mir das anthun
können?" ruft er mit erstickter Stimme. „Mit
dem Stadtmädchen das war ja nur ein Zeit
vertreib von ein paar Wochen:" —
„Hast Du es mir zu Gefallen im Stich ge
lassen?"
„Es hat sich, während ich im Manöver war,
einen Anderen ausgesucht."
„Wenn es so wetterwendisch war, dann gräme
Dich nicht! Ein Bursch wie Du kriegt noch
zehnmal ein Mädchen."
„Aber Dich nicht, und ich habe im Ernst keine
als Dich zur Frau gewollt!"
Sie wird blaß und sieht ihn traurig an.
(Fortsetzung folgt.)
Die Kieke.
Die Liebe kommt wie Sturmesbrausen,
Die Liebe kommt wie Sonnenschein,
Sie zieht verzehrend und beglückend
Jn's streng bewachte Herz hinein.
Sie klopft nicht erst — sie fragt auch nimmer,
Paßt Herz zum Herzen — Hand zu Hand.
Sie überbrückt das Weltmeer selber,
Sie folgt Dir in der Wüste Sand
So wahre — so aufrichtige Liebe,
Die nicht mit dem Besitz verrauscht,
Die nicht ein Spiel für flücht'ge Stunden,
Die Seele gegen Seele tauscht.
Hmma Mraun.
Flenn dich ans. *)
(Schrvälmer Mundart).
Bann die Wolke äusgeflahnd
Wedd dr Himmel klor,
£> die Sonn beschennt dos Lahnd, .
Dos i Drähne wor.
Dreinm, dü ormes Mänschehäz, 2 )
Flenn dich immer äus.
Glööb's/) noch äusgeflahndem Schmäz
Zieht der Freed ies Häus-
Kurt Muhn.
*) Weine dich aus. 2 ) Menschenherz, *) Glaub's,
Aus alter und neuer Zeit.
Der Autographen sammt er ist ein treuer
Bundesgenosse des Geschichtsforschers, aus seiner
Handschriftenmappe hat der letztere schon manche
Wahrheit entnommen, so daß er ihm Dank wissen
kann. Was könnte auch wahrheitsgetreuer sein, als
das selbstgeschriebene Wort, das noch nach Jahr
hunderten mit seinen Schriftzügen und seinen Worten
uns den Schreiber vergegenwärtigt. Mit Ehrfurcht
betrachten wir ein Blatt von großen Menschen be
schrieben, längst mögen sie gestorben und zu Staube
geworden sein, der Geist ihrer Worte weht uns aus
ihren Zeilen entgegen und in den Schriftzügen ver
mögen wir den innersten Menschen zu erkennen.
Wie verschieden sind die Schriftzüge Landgraf Philipps
und Landgraf Hermanns. Während jeder Buchstabe
der Schrift des ersteren mit einer spitzen Lanze be
waffnet erscheint, ist in des letzteren Schrift alles
abgerundet, nichts Spitzes, nichts Eckiges. So läßt
sich vieles feststellen, wenn die Graphologie in den
Dienst der Geschichte gestellt wird. Nachstehend ein
eigenhändiges Schreiben Landgraf Hermanns. Der
Brief ist datirt: „Statthagen den 8. des August
monats 1642, an den Stifter der fruchtbringenden
Gesellschaft an den hochgebornen Fürsten Herrn
Ludewigen, fürsten zu Anhalt". — Der Brief war
verschlossen durch das kleine Handsiegel des Landgrafen
und lautet:
Hochgeborner Fürst, freundl. Vielgeliebter, hoch
geehrter Herr Vetter!
„Mit diesen wenigen Zeilen habe Eur. Libden
ich nochmalen zum dienstlichen Dank sein wollen,
vor aller erzeigter gnädigster Zuneigung und sonder-
bahrer treuer Dinge. In der höchstansehnlichen,
fruchtbaren Gesellschaft habe auf Eur. Libden Be
fehl in das Buch des Lebens geschrieben, weil ich