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1815 Theil genommen hatten, die K r i e g s - Denk
münze.
5) Am 26. Januar 1832 stiftete Kurfürst
Friedrich Wilhelm I. das goldene und
silberne Verdien st kreuz und
6) Am 16. März 1849 für diejenigen Offiziere
des Kurhessischen Armeekorps, welche eine 25 jährige
Dienstzeit zurück gelegt hatten, die Militär-Dienst-
auszeichnung, ferner
7) Durch Statut vom 20 August 1851 den
Kurfürstlichen Wilhelmsorden. Aus den
Klassen des Hausordens vom goldnen Löwen, welche
Kurfürst Wilhelm I. im Jahre 1818 diesem Orden
zugefügt hatte, wurde dieser neue Orden gebildet und
bestand aus Großkreuz, Commandeur 1. und 2. Klasse,
Rittern und Inhabern 4. Klasse.
Z. Schwank.
Aus Heimach und Fremde.
Kaiserin Augusta f.
Wiederum herrscht tiefe Trauer in unserem
deutschen Vaterlande. Am 7. d. M., Nach
mittags zwischen 4 und 5 Uhr, verschied zu
Berlin in ihrem 79. Lebensjahre die Kaiserin
Augusta. Die Influenza, die sie wenige Tage
zuvor befallen, wurde ihr zur todbringenden
Krankheit. Der hohen Dame, welche seit der
Einverleibung Kurhessens in Preußen bis zu
dem am 9. März 1888 erfolgten Tode ihres
Gemahls, des Kaisers Wilhelm I., die Landes
mutter unseres Hessenlandes war, einen, wenn
auch nur kurzen Nachruf zu widmen, halten wir
für eine Pflicht unserer Zeitschrift.
Kaiserin Augusta war am 30. September 1811
als die zweite Tochter des Erbgroßherzogs Karl
Friedrich von Sachsen-Weimar und dessen Ge
mahlin Marie Paulowna, Großfürstin von
Rußland, geboren. Die Musen nicht nur, auch
die Grazien standen in Ilm-Athen an ihrer
Wiege. „Das wunderschöne Kind liegt so vor
nehm und vernünftig da, daß man sich gar
nicht wundern würde, wenn ihm eine Krone
mitgegeben wäre", so schildert Charlotte von
Schiller ahnungsvoll die Erscheinung der kleinen
Prinzessin. In schönster Harmonie entwickelten
sich ihre Geistesgaben. Altmeister Goethe wirkte
belebend und befruchtend auf ihre Erziehung.
Der Neunjährigen widmete er zu ihrem Geburts
tage am 30. September 1820 mit Ueberreichung
des Kupferstiches von Elzheimer's „Aurora" das
Gedicht „Alle Pappeln hoch in Lüften", und
eine hohe Meinung hegte er von den hervor
ragenden Eigenschaften der jugendlichen Prinzessin,
der bevorzugten Enkelin seines fürstlichen Freundes,
des Großherzogs Karl August.
Prophetisch klingen die Worte, welche der
Prediger Horn bei der Einsegnung der Prin
zessin Augusta an diese richtete: „Wo auch immer
Ihr Wirkungskreis sei, immer mögen Sie sich
bemühen, Thränen zu stillen, Wunden zu heilen,
Kummer zu lindern und frohe und glückliche
Menschen zu machen. Würoe Ihnen aber das
Wehe der Welt und eine rauhere Berührung
des Schicksals nicht erspart, so werden Sie im
Glauben und in der Ergebung den Trost finden,
der über alles Ungemach siegreich erhebt." Diese
Worte sollten zur Wahrheit werden und den
Leitstern in ihrem Leben bilden.
Im Jahre 1826 kamen die preußischen Prinzen
Wilhelm und Karl an den weimarischen Hof.
Prinz Karl bewarb sich um die Hand der Prin
zessin Marie, der älteren Schwester der Prinzessin
Augusta, und drei Jahre später, am 16. Februar
1829 fand die Verlobung des Prinzen Wilhelm
von Preußen mit der siebzehnjährigen, von
jungfräulichem Liebreiz umflossenen, in kör
perlicher und geistiger Schönheit prangenden
Prinzessin Augusta statt, worauf dann am
11. Juni desselben Jahres die Vermählung folgte.
Treu hat sie in fast 59jähriger Ehe Freuo und
Leid, wie es einmal die Lebensschicksale der Menschen,
auch der Höchsten, mit sich bringen, mit ihrem Ge
mahle getheilt. Festen selbstständigen Charakters,
hellen durchdringenden Geistes, hatte sie ihre eigene
Meinung in politischen und religiösen Angelegen
heiten, doch erblickte sie die Hauptaufgabe ihres
'Wirkens nicht in der aktuellen Betheiligung
an der Politik, sie fand sie in dem erhabenen
Berufe der Ausübung von Werken der Barm
herzigkeit, der Unterstützung der Bedrängten und
Nothleidenden, der Milderung des menschlichen
Elends. Und hier wirkte und spendete sie mit
kaiserlicher Gnade und Freigebigkeit. Als das
deutsche Heer unter ihrem Gemahle, dem ruhm
gekrönten Könige Wilhelm auf Frankreichs Gefilden
von Siegen zu Siegen eilte, die ihr patriotisches
Herz begeisterten, da war sie es, die an die
Spitze der Krankenpflege trat und die Wun
den lindern half, die der Krieg geschlagen.
Ihren Grundsätzen blieb sie treu bis an ihr
Lebensende, sie wankte nicht, als ihr in den
letzten Jahren das Leben so unsäglich Schmerz
liches bot, als sie den Verlust blühender Enkel
kinder, des greisen Gemahls, Kaisers Wilhelm,
des männlichen Sohnes, Kaisers Friedrich, zu
beklagen hatte. Sie war Dulderin und Heldin
zugleich. Der erhabenen segensreichen Thätigkeit
der Kaiserin Augusta im Dienste der Menschlich
keit wird das deutsche Volk immerdar ein treues,
dankbares Andenken bewahren.