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Fulda's, Johannes Lutz und Adam Mans, für die
Stadt erworben, oder wie es auf der Inschrift
lautet „zur Stadt gesaust“ worden und bildet einen
kostbaren Schatz unter den städtischen Antiquitäten. —
Wir wünschen dem hessischen Städtetag, den wir für
ein sehr zeitgemäßes Unternehmen halten, kräftiges
Gedeihen und die besten Erfolge.
Die ständische Landes-Bibliothek zu Fulda
hat eine sehr werthvolle Bereicherung durch die „A.
Joseph Schwank'sche Stiftung" erhallen. Herr
A. I. Schwank in Kassel vermachte durch Ver
trag vom 10. März 1886 der Landes-Bibliothek
seiner Vaterstadt Fulda seine Büchersammlung, die
als einheitliches unzertrennbares Ganze, gesondert von
den übrigen Büchern der Fuldaer Landes-Bibliothek,
unter obiger Bezeichnung Aufstellung erhalten, im
Uebrigen aber den für die Anstalt geltenden Verwaltungs
Grundsätzen unterworfen sein sollte. Diese Schenkung
erhielt am 2. Juli 1886 die nachgesuchte Allerhöchste
Genehmigung. Durch Verfügung des Herrn Landes-
Direktors Freiherrn von Hundelshausen, dem die
Fuldaer Landes-Bibliothek als kommunalständische
Anstalt untersteht, sind zur Unterbringung der A.
Joseph Schwank'schen Stiftung die dazu sehr geeigneten
Parterre-Räume des Fuldaer Bibliothek-Gebäudes,
welche früher der Verein für Naturkunde inne hatte,
bestimmt worden. Schon im Jahre 1886 hatte
Herr Schwank c. 800 Bände eingesandt, dann folgten
im vorigen Jahre c. 1200 Bände und kürzlich sind
nun wieder 2077 Bände eingetroffen, die jetzt ihre
Aufstellung gefunden haben. Unter den letzteren
befindet sich eine reichhaltige Sammlung von Schriften,
die sich auf die hessische und speciell fuldaische Ge
schichte beziehen, auch ist die neuere deutsche Literatur
in ihr sehr gut vertreten. Durch seine hochherzige
Stiftung hat Herr A. Joseph Schwank in Kassel
sich um seine Vaterstadt Fulda wohl verdient gemacht,
und gebührt ihm der Dank seiner Fuldaer Lands
leute in hohem Grade.
Universitätsnachrichten. Die Marburger
Studentenschaft brachte am 6. Mai dem Professor der
Philosophie Dr. Julius Bergmann und dem
Konsistorialrath Professor der Theologie Dr. Georg
Heinrici einen solennen Fackelzug zum Dank dafür,
daß beide sehr ehrenvolle Berufungen an auswärtige
Universitäten, jener nach Breslau, dieser nach
Bonn, abgelehnt hatten.
— Nekrolog. Wie bereits gemeldet, ver
schied am 28. April in Fulda nach kurzem Kranken
lager der Gymnasial-Oberlehrer a. D. Professor Dr.
Petrus Christian Ostermann, der 24 Jahre
lang am Fuldaer Gymnasium als Lehrer gewirkt
und sich durch die Herausgabe von lateinischen und
griechischen Uebungsbüchern und Vokabularien, die
rasch eine außerordentlich große Verbreitung fanden
und auch heute noch im Gebrauche sind, in den Fach
kreisen den Namen eines tüchtigen Schulmannes
erworben hat. — Petrus Christian Ostermann war
am 15. Juli 1822 zu Hersfeld als Sohn des
dortigen Stadtsekretärs Petrus Ostermann geboren.
Seine Mutter Charlotte, geb. Schimmelpfeng, leitete
daselbst eine Industrieschule für Mädchen. Schon
als Knabe verrieth Christian Ostermann ungewöhn
liches Talent; er besuchte das Gymnasium seiner
Vaterstadt mit bestem Erfolge und war hier ein
Lieblingsschüler des alten Münscher, des hochverdienten
Direktors dieser altrenommirten Gelehrtenschule. Nach
trefflich bestandenem Maturitäts - Examen bezog
Christian Ostermann im Herbst 1841 die Landes
universität Marburg, um Philologie und Theologie
zu studiren. Er trat zwar in die Stipendiaten-Anstalt
ein, doch ging er dem flotten Studentenleben keineswegs
aus dem Wege. Als „Fuchs“ war er Renonee des
Korps „Teutonia“; schon in spätern Semestern
stehend, sprang er bei dem Korps „Hassia“ ein,
dessen Mitglied er bis zum Schluffe seiner akademischen
Studien verblieb. Im Febrar 1845 unterzog sich
Christian Ostermann dem Philologischen Fakultäts-
Examen , welches derselbe glänzend bestand. Auf
Grund seiner Dissertation: „äs xraseoQidrm Orae-
corum“ wurde er dann im August desselben Jahres
zum Doktor der Philosophie promovirt. Hiernach
trat er als Praktikant (so nannte man damals die
Probekandidaten) an dem Gymnasium seiner Vater
stadt ein, und bestand im Juli 1846 zu Marburg
auch das theologische Fakultätsexamen. Nachdem er
sich im Juni 1847 der praktischen Gymnasial-Prüfung
unterzogen hatte, wurde er zum beauftragten Lehrer
befördert und als solcher im Oktober 1848 an das
Kasseler Gymnasium, genannt Lyceum Fridericianum,
versetzt. Im Herbst 1853 wurde Dr. Ostermann
zum Hilfslehrer ernannt und im Juni 1854 wurde
er in gleicher Eigenschaft an das Gymnasium zu
Fulda versetzt, wo er im Mai 1856 zum ordentlichen
Gymnasiallehrer befördert wurde. Nachdem er als
solcher vom März 1864 bis Juli 1866 wieder an
dem Gymnasium zu Kassel thätig gewesen war, wurde
er auf sein Ansuchen nach Fulda zurückversetzt. Im
Januar 1869 wurde er daselbst Oberlehrer und im
Juni 1876 erhielt er das Prädikat „Professor“.
Ein schweres Augenleiden zwang ihn im Jahre 1880
um seine Versetzung in den Ruhestand einzukommen,
der ihm denn auch vom 1. November deffelben Jahres
ab gewährt wurde. Gleichzeitig wurde ihm in An
erkennung seiner Leistungen im Schulfache von des
Kaisers und Königs Majestät der Rothe Adlerorden
IV. Klasse verliehen. Fulda war ihm zur zweiten
Heimath geworden und so verblieb er denn auch in
der ihm lieb gewordenen Stadt bis zum Ende seines
Lebens, auf das sorgfältigste und liebevollste gepflegt
von seiner einzigen Tochter, die nach dem frühen Tode