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und Sohn, bereit Leben in höchster Gefahr
schwebt und treibt sie an, sich zu retten.
In dem eigentlichen Stücke treten letztere
Beiden auf, der Vater hat den für die Befreiung
des Vaterlandes begeisterten Sohn Wilhelm
zurückgehalten, als 1813 das Volk sich erhob, er
fürchtete ihn zu verlieren. Die Kriegsereignisse
führen Rosenbach mit seinem leichten Korps in
den Ort, wo der Vater, ein Jugendfreund von
ihm, lebt; in der Truppe dient ein junger Frei
williger, welcher bereits für sein tapferes Ver
halten mit dem eisernen Kreuze geschmückt wurde,
e.r ist bei der Einnahme des Ortes verwundet
worden und hat sich als Mädchen bekennen
müssen. Sie sieht hier Wilhelm wieder, welchen
sie ein Jahr zuvor kennen lernte und heimlich
liebt; die Herzen finden sich und da Rosenbach
der entdeckten Freiwilligen das fernere Tragen
der Waffen nicht gestatten konnte, tritt Wilhelm
an die Stelle der Geliebten, um den großen
Kampf mitzustreiten. Die heldenmüthige Jung
frau übergiebt ihm ihre Waffen und segnet ihn
für den Auszug in den heiligen Streit.
Der Verfasser erreichte es, daß sein Stück am
25. März 1817 auf dem Liebhabertheater in
Fulda zur Aufführung kam, dann einigemale
wiederholt wurde. Den Ertrag dieser Vor
stellungen übergab man Herrn von Bardeleben
und er vertheilte ihn an nothleidende Unter
offiziere und Soldaten seines Bataillons. Hier
hat man sich zu erinnern, daß die Soldaten
damals vielfach noch den größeren Theil ihres
Lebens dienten, daher eine große Zahl derselben
Frau und Kinder hatte. Bardeleben ließ sein
Stück auf eigene Kosten drucken, die aus dem
Verkaufe des Büchleins erzielten Einnahmen ließ
er ebenwohl Unteroffizieren und Soldaten zugute
kommen.
Da er edle vaterländische Empfindungen in
seiner Seele pflegte, so lag der Gedanke nahe,
den Männern, welchen er mit dem ersten Theile
seines Schauspiels ein Andenken sichern wollte,
ein mehr sichtbares Zeichen zu ihrem Gedächtnisse
zu schaffen. Bardeleben faßte den Plan, auf
der Stätte ihres Todes ein Denkmal für die
Hingerichteten aufzustellen. Mit Wärme und
kräftiger Thätigkeit ging er an die Verwirklichung
der Idee. In diesem Sinne widmete er „Die
Freiwillige" dem General von Dörnberg,
welcher im Jahre 1809 nahe daran gewesen
war, das Schicksal der Erschossenen zu theilen,
und wandte sich in einem seine Verehrung für
den General bezeugenden Schreiben an diesen.
Dem Kurprinzen von Hessen, dessen Gemahlin
Auguste, königlicher Prinzessin von Preußen, dem
Feldmarschall Fürsten Blücher, dem Minister
vom Stein, dem Staatskanzler Fürsten Hardenberg,
den Generalen von Gneisenau und von Bülow,
sandte er „die Freiwillige" zu und unterrichtete
sie von seinem Plane für das Denkmal, um
ihre Unterstützung bittend. In ausführlichem
Briefe wandte er sich an Arndt mit gleichem
Gesuche und äußerte darin u. A- „der Wahrheit
glaube ich es schuldig zu sein, daß ich sage, wie
mich das Lesen Ihrer Schriften, die einer glühen
den Patriotenbrust so feurig entquollen, gänzlich
aus einer Betäubung gerissen hat, in die ich
leider, mit der Menge zweifelnd, gesunken war
— ich will nicht leugnen, wie ich oft im Stillen
die Blätter befeuchtet, auf welchen zerschmetternde
Verdammungsurtheile standen — aber dennoch
fühlte ich tief die Wahrheit und richtete mich
auf . . . ." An Jahn, den Turnvater, an den
Oberpräsidenten von Vincke, die Generale von
Müffling, von Borstell, von dem Knesebeck richtete
Bardeleben ebenfalls Schreiben neben Ueber-
sendung seines Stückes. Um diesem Verbreitung
zu erwirken, wandte er sich an die Direktionen
der Theater zu Kassel, Berlin, Braunschweig,
Hannover, Frankfurt, Dresden, Breslau, Weimar,
Hamburg rc. mit der Bitte, „die Freiwillige"
aufführen zu lassen, um durch den Erlös je einer
Vorstellung einen Zuschuß zu dem Denkmale zu
erhalten. Noch an verschiedene andere fürstliche
Personen und ausgezeichnete Männer außer den
obengenannten richtete der für seine Sache un
ermüdlich thätige Mann seine Worte, welche die
Wahrheit und Tiefe seines Empfindens bekunden.
Am 12. Mai 1817 ging das Gesuch an den
Kurprinzen ab; dessen eigenhändige Antwort ist
vom 28. Mai datirt und hatte nachfolgenden
Wortlaut:
„Mein Lieber Major von Bardeleben. Deren
Schreiben vom 12. May habe Ich richtig er-
halten, nebst Angelegtem Beweiß Ihrer Wohl
gerichteten Dramatischen Laune. Es ist so nützlich
als Lobenswerths den Allgemeinen Sinn, auf
die Anerkennung Vaterländischer Gesinnung ; und
solcher Beyspiele als vor Uns auf dem Forst
begraben liegen zu richten. Mögten sie stets
danckbar berücksicht werden. Mit dem Reinsten
Gefühl Vaterländischen Sinns und dem Sichern
Gefühl alles für Meine dereinstigen Hessen thun
zu können; deren Glück stets die Sorge Meines
Leebens und zukünftigen Regierung ausmachen
wird, wünschte Ich daß keine zu hohe Meinung
von Mir entstünde die Ich Irgend nicht zu
Rechtfertigen im Standte waere. Offenheit und
Genaue Rechtschaffenheit, werden diese nebst der
Anerkung (Anerkennung) des sich für alle Stets
hingebenden Soldaten Standtes beseelen: und
für dessen Wohlstand Immer als Soldat selbst
besorgt bleiben. Die Errichtung eines Denk
mahls für diese braven habe Ich laengst gewünscht