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Er erklärte vielmehr, als Oberst von Freiwald auf
Geheiß des Marquis de Castries ihm wiederholt die
Uebergabe dieses Postens befahl:
daß er von einem Kriegsgefangenen keine
Befehle mehr anzunehmen habe, und somit die
Franzosen, wenn sie das Fort Katz in Besitz
nehmen wollten, darüber nunmehr lediglich mit
ihm, als dessen Kommandanten zu unterhandeln
hätten, jedoch dabei sich versichert halten möchten,
daß er sich nimmermehr kriegsgefangen ergeben
würde.
In Folge dessen versuchten die Franzosen zwar zu
verschiedenen Malen, sich auch dieses Postens durch
gewaltsamen Angriff zu bemächtigen. Da jedoch
Hauptmann von Ende demselben jedesmal einen sehr-
nachdrücklichen Widerstand entgegen setzte, obgleich die
gesammte Besatzung vom Fort Katz ebenwohl nur aus
30—40 Mann des Freiwaldischen Regiments bestand,
so ließen sie sehr bald davon ab, und gestatteten, da
sie sich — bei der schon so weit vorgerückten Jahres
zeit wahrscheinlich nicht die Mühe einer ernstlichen
Blokade geben mochten, demselben, nachdem er solcher
Gestalt noch 3 Tage lang seinen Posten behauptet
hatte, endlich auch wirklich — für sich und seine ge-
sammte Mannschaft, völlig freien Abzug mit Waffen
und Bagage.
III.
Ueber fall von Dorsten im Fe ldzu g e
von 1 7 59. Auf die Nachricht, daß der französische
Generallieutenant von Armenstiers Anfangs
Oktober 1759 das bisher bei Dorsten innegehabte
Lager aufgehoben habe und unter Zurücklassung eines
Detachements von 130 Mann unter dem Oberst
lieutenant von Merlet zur Bewachung eines in
Dorsten verbliebenen Magazins nach Böckum gerückt
sei, hatte sich der General-Adjutant des Herzogs von
Braunschweig, der Hauptmann von Bülow, bei dem
Generallieutenant von Jmhof die Erlaubniß ausge
beten, gegen Dorsten einen Ueberfallsversuch unter
nehmen zu dürfen.
Nachdem er zu diesem Zwecke eine Abtheilung
hessischer Husaren und Jäger und ein Bataillon
hannoverscher Grenadiere überwiesen erhalten hatte,
rückte er am 12. Oktober gegen diesen Ort vor.
Durch einen vorherrschenden dichten Nebel begünstigt
gelang es ihm völlig unbemerkt mit der, aus 6
Husaren gebildeten Vorhut, dem alten - am Eingang
zur Brücke — über das Flüßchen Lippe stehenden und
mit einem Korporal und 4 Mann besetzten Wacht-
thurm sich zu nähern und die Schildwache sowie noch
einen Mann dieser Wache niederzuhauen. Da es
jedoch den drei andern Leuten dieses Pikets gelang,
während des hierdurch entstandenen Tumultes nach
der Stadt zu entkommen und Lärm zu machen, so
fand die nachfolgende Infanterie das Stadtthor ge
sperrt und den Feind in Bereitschaft, Widerstand zu
leisten. Indessen gelang es dem Kommandeur der
hessischen Jäger — dem Major von Buttlar — nach
kurzem aber lebhaften Gefechte das Thor aufzusprengen
und gefolgt von den hannoverschen Grenadieren, in
Dorsten einzudringen. Obschon nun der Feind in
größter Eile nach Cruydenburg hin entfloh, so wurden
doch außer Erbeutung des dortigen Magazins auch
noch 4 Offiziere und 80 Mann zu Gefangenen ge
macht, während der diesseitige Verlust sich nur auf
eine:: getödteten Husaren und 8 theils getödtete theils
verwundete hessische Jäger beschränkte.
(Fortsetzung folgt.)
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Aus Heimath und Fremde.
Am Montag den 28. April fand in der Aula der
Realschule die Monatsversammlung des Vereins
für hessische Geschichte und Landeskunde statt.
Nachdem der Vorsitzende, Major C. v. Stamford
den geschäftlichen Theil erledigt hatte, hielt Bibliothekar
Dr. H. Brunner den angekündigten Vortrag über
„Me Ermordung des Herzogs Friedrich von Braun
schweig bei Klein-Englis am 5. Juni 1400". Auch
dieser Vortrag zeugte ebenso, wie die bereits in früheren
Jahren von Herrn Dr. Brunner im Geschichtsverein
gehaltenen, von den eingehendsten Studien, gründ
licher Beherrschung des Stoffes und vortrefflicher
Rednergabe. Die zahlreiche Zuhörerschaft folgte denn
auch mit der größten Aufmerksamkeit den Ausführungen
des Redners und spendete demselben in reichem Maße
den wohlverdienten Beifall.
Die Frage der Fuldakanalisation ist um
einen wesentlichen Schritt vorgerückt. In dem am
23. April dem preußischen Abgeordnetenhause vor
gelegten Nachtragsetat ist unter den einmaligen und
ordentlichen Ausgaben ein Betrag von 100,000 Mark
als erste Rate zur Schiffbarmachung der Fulda
von Münden bis Kassel eingestellt. In der
dieser Etatsposition beigegebenen Begründung heißt
es A. a.
Für Kassel ist aus der Gewinnung einer Wasser
straße nach Bremen und zum Meere ein erheb
licher Aufschwung insbesondere seiner industriellen
Thätigkeit, zu erwarten. Außerdem bietet die Stadt
nach ihrer Belegenheit geeignete Bedingungen für den
Aufschwung zu einem größeren Stapelplatz.
Dieselbe wird durch den Anschluß an die Weser ge
eignet, die auch in entfernterer Umgegend gefertigten
Waaren und gewonnenen Produkte an sich zu ziehen
und thalwärts dem Handel zuzuführen, wie auch berg
wärts anlangende Güter über einen beträchtlichen
Theil von Mitteldeutschland zu verbreiten. Die Um
gebung von Kassel ist im Stande, eine Menge von
Produkten, wie Braunkohlen, Basalt, Ziegelerde Thon
und Schwerspath, hervorzubringen, welche jetzt wegen