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nun von Blücher den Befehl, die Maasfestnngen
zn berennen. Das Regenwetter dauerte fort,
die Hauptmacht des hessischen Korps ging ans
Sedan vor, während Scheffer mit der Vorhut
über Corignan nach Mouzon rückte, dieses be
setzte und die zerstörte Maasbrücke herstellte,
die französischen Truppen wichen zurück. Man
hörte seit der Nacht des 25. beständiges Kanonen-
fener von Sedan her, am Abend des 26. kapi-
tulirte die Festung und die Vorhut vereinigte
sich am 27. mit dem Haupttheile ihres Korps
bei Sedan, Bardeleben's Bataillon stieß mit
dem Musketierbataillon Landgraf Karl zusam
men. Man erwartete den Anmarsch des Van-
damme'schen Korps, früh 5 Uhr des 28. Juni
wurde alarmirt, doch erschien der Feind nicht,
das hessische Korps marschirte um 10 Uhr Vor
mittags gegen Mezieres. Vor Villers hatten
die Truppen einen längeren Halt zu machen,
weil das Dorf vom Feinde gereinigt werden
mußte. Es fielen Excesse in dem Orte vor und
einige seiner Füsiliere sah Bardeleben unter den
von dem Brigadekommandeur ans Villers ge
jagten Leuten. Er versichert, daß sie nichts
ans dem Orte mitgebracht hätten, wohl aber
Viele von anderen Korps, welche mit Bündeln
beladen davon liefen. „Indessen mußte das
ganze Bataillon allein auf eine Art im An
gesichte des Korps büßen, die es wahrlich durch
seine bisherige Aufführung nicht verdient hatte.
Ich selbst wurde vom Obristen von Haynau
ans eine Art behandelt, die mir in meiner
Dienstzeit nie widerfahren ist. — Ich würde
dem Obristen sein Verfahren mit Hitze ent
schuldigen, wenn alle übrigen betheiligten Korps
zur nöthigen Warnung auf dieselbe Art an den
Pranger gestellt worden wären". Die Annahme
erscheint zulässig, daß Bardelebens Persönlichkeit,
in welcher neben dem Krieger das Menschen-
thum sich entwickelt hatte, bei dem strengen
finsteren Haynau nicht Verständniß noch An
klang fand; vielleicht wollte ihm letzterer, dem
Dies und Jenes, wie die Ehrenbriefe, als
Eigenmächtigkeiten erschien, Unterordnung fühl
bar machen.
Zu einer Unternehmung gegen Rheims rückte
das 'Bataillon am 3. Juli ab, vereinigte sich
mit einer Schwadron Husaren und einer Ab
theilung des hessischen Jägerbataillons, dessen
Kommandeur, Major Boedicker, das Ganze
führte*). Am 8. stießen 2 Geschütze zu dem
Korps, es gelang Boedicker durch Täuschung
des Kommandanten über die Schwäche seiner
*) Ludwig Boedicker, ein ausgezeichneter Offizier,
starb als Generallieutenant und Ir Kommandant von
Kassel am 20. April 1843.
Truppen, denselben zur Kapitulation zu be
wegen, die Besatzung zog mit 6 Kanonen ab,
die Bevölkerung, unter welcher einige Tausende
bewaffneter wilderregter Arbeiter, war beim
Einzug der Hessen erstaunt über ihre geringe
Zahl und es bedurfte der Klugheit und fester
Haltung, sich zu behaupten bis Verstärkung
herankam. Nach zwölstägigem Aufenthalte
zogen die Hessen von Rheims ab, Bardeleben
traf mit seinen Füsilieren am 24. Juli vor
Mezieres ein. Der 25. brachte ein heftiges
Gefecht. Der Feind fiel mit Ueberzahl auf das
bei Mohon stehende hessische Bataillon und nur
das Herbeieilen Bardelebens mit seinem Bataillon,
welches beim Hüttenbau beschäftigt, doch außer
ordentlich rasch sich zum Gefechte bereit sam
melte, brachte den Kampf zum Stehen, sodaß
die Franzosen ihre Absicht, Zerstörung der bei
Mohon erbauten Batterie (Erdwall) für schwere
Geschütze, sowie Fortführung der letzteren, nicht
verwirklichen konnten. Die ins Gefecht gekom
menen hessischen Bataillone erlitten Verluste,
das Bardeleben's verlor 9 Mann, ihm selbst
wurde unter dem Leibe sein Pferd durch zwei
Kartätschenkugeln getödet; der nach Kleists Er
krankung seit dem 19. Juni das norddeutsche
Korps befehligende General von Hake sandte
ihm ein sehr gutes Reitpferd mit schmeichel
haften Worten zu, obwohl Bardeleben der That
sache in keinem Berichte erwähnt hatte.
Bald darauf, als er einen Theil der Vor
posten kommandirte, ertheilte Hake den Befehl,
daß in jeder Nacht einmal von Seite eines Vor
postenkommandanten die Besatzung alarmirt
werden solle. Er ließ dies in der Nacht zum
5. August durch eine Kompagnie unter Lieute
nant Friedrich von Bardeleben ausführen in
solcher Weise und mit Erfolg, daß der General
seine vollkommene Zufriedenheit schriftlich aus
sprach, in der folgenden Nacht hatte der Lieute
nant Karl Staffel die Keckheit, Hakes Prokla
mationen einer französischen Schildwache zu
übergeben, am 7. August bei einem Ausfalle
der Besatzung vertheidigte Sergeant Grunewald
mit 18 Mann einen Posten, welchen Bardeleben
hatte. besetzen lassen, gegen vielfache Uebermacht
auf das Hartnäckigste, am nächsten Tag ebenso der
Sergeant Stange — ein vortrefflicher, kriegerischer
Geist lebte in der Truppe, welchen der Führer
rühmend anerkannte. Auch dem Auge des
Höchstkommandirenden entging dieses nicht, er
sprach in einem Schreiben vom 8. August an
Major von Bardeleben sich sehr beifällig über
seinen und seines Bataillons Eifer aus, wobei
er letzterem 800 zuviel empfangene Portionen
Lebensmittel zum Geschenk machte. Bei dem
Bau von zwei neuen Batterien in der Nacht