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Kursus auf der Universität Jena Landwirthschaft
nebst den verwandten Wissenschaften. Dort war er
Mitglied des altrenommirten Korps Saxonia. Nachdem
er hierauf größere Reisen gemacht, übernahm er in den
50er Jahren die Pachtung der von Baumbach'schen
Güter Ropperhausen und Kämmershagen im Kreise
Ziegenhain. Nach Ablauf der Pachtzeit lebte er als
Rentner in Marburg, beiheiligte sich lebhaft an den
öffentlichen Angelegenheiten und war namentlich im
Jahre 1870 während des deutsch-französischen Krieges
mit großem Eifer für den Sanitätsdienst thätig. Später
traf ihn das Mißgeschick, in Folge der Zahlungseinstellung
seines Banquiers schwere Vermögensverluste zu erleiden,
die ihn nöthigten, sich eine neue Existenz zu begründen.
Von der im Jahre 1866 dem preußischen Staate
einverleibten früher königl. bayerischen Stadt Orb
zu Ende der 70er Jahre zum Bürgermeister ge
wählt, hat er während seiner sechsjährigen Amts
Periode unter schwierigen Verhältnissen im Interesse
des städtischen Gemeinwesens eine sehr rege und er
folgreiche Thätigkeit entfaltet. Das dortige Lokal
blatt „Bezirksbote" widmet dem Verblichenen einen
warmen Nachruf, in dem namentlich seiner mann
haften Selbstständigkeit und der Unerschrockenheit
seines Wesens, seinem unbeugsamen Rechtssinne,
seiner Rechtschaffenheit und seiner Thatkraft Worte
der Anerkennung gewidmet werden und noch ganz
hervorgehoben wird, daß seine Absicht immer die
redlichste, sein Streben immer das uneigennützigste
gewesen sei, ein Zeugniß, das ihm auch von seinen
Gegnern nicht versagt werden könne. Friede seiner Asche.
Am 12. April starb zu Eisenach unser hessischer
Landsmann, der Leiter der dortigen Forstakademie,
Geheime Rath Di*. Karl Friedrich August
Grebe, nachdem er noch am 1. d. M. frisch und
gesund sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum gefeiert
hatte. Wir entnehmen der »Voss. Ztg." folgende
Angaben über das Leben dieses hervorragenden
deutschen Forstmannes und Forstlehrers. Karl
Friedrich August Grebe war am 20. Juni 1816
als Sohn des Nevierförsters Grebe in Großen
ritte am Habichtswalde geboren. Nachdem er die
polytechnische Schule zu Kassel besucht hatte,
widmete er sich auf der Forstlehranstalt zu Melsungen
und auf der Universität zu Berlin dem Studium
der Forstwissenschaft. 1840 wurde Grebe als
Dozent für Forstwissenschaft und einige naturwissen
schaftliche Fächer nach Eldena berufen; 4 Jahre
später trat er als Forstrath in den Weimarischen
Staatsdienst. 1849 ging Grebe nochmals auf kurze
Zeit als Professor und Forstmeister nach Greifswald
und Eldena, aber noch im selben Jahre erfolgte seine
Zurückberufung in weimarische Dienste als Ober-
forstrath und Vorstand der obersten forsttechnischen
Behörden und zugleich als Direktor der vom Ober
forstrath Dr. König in Ruhla begründeten, 1830
nach Eisenach verlegten Forstlehranstalt. Er wurde
1865 zum Geh. Oberforstrath, 1880 zum Ober
landforstmeister und Geheimen Staatsrath ernannt.
Ferner war Grebe Vorsitzender der landwirthschaft-
lichen Centralstelle des Großherzogthums und Ritter
mehrerer hoher Orden. Daß die Eisenacher
Forstlehranstalt, deren Leitung 40 Jahre lang
in den Händen Grebe's gelegen, eine größere Be
deutung, als bei ihrer ursprünglichen Anlage beab
sichtigt war und eine große Frequenz erhielt, war zum
größten Theile das Verdienst Grebe's, der einen
wohlbegründeten Ruf weit über die Grenzen unseres
Vaterlandes hinaus besaß. Seine wichtigsten Werke:
„Gebirgskunde, Bodenkunde und Klimalehre in ihrer
Anwendung auf die Forstwirthschaft" (Wien 1872),
„Die Beaufsichtigung der Privatwaldungen seitens
des Staats" (Eisenach 1844), „Der Buchenwald
betrieb" (Eisenach 1856), „Die Betriebs- und Er
tragsregulirung der Forsten" (Wien 1879), „Forst-
mathematik" u. a. erlebten mehrfache Auflagen. Auch
besorgte Grebe die Herausgabe von Königs „Forst
nutzung" und „Waldpflege". — Zu seinem fünfzig
jährigen Dienstjubiläum am 1. April waren aus
allen Theilen Deutschlands Forstmänner nach Eisenach
geeilt, unter ihnen eine große Anzahl dankbarer
Schüler, um dem verehrten Jubilare an seinem Ehren
tage persönlich die Glückwünsche darzubringen. Vom
Kaiser hatte er den Kronen-Orden erster Klasse er
halten; vom Großherzog von Weimar war er zum
Wirklichen Geheimen Rathe mit dem Prädikate
„Excellenz" ernannt, von der Stadt Eisenach war
ihm das Ehrenbürgerrecht, von der Universität Jena
die juristische Doktorwürde verliehen worden. Er
sollte sich dieser Ehren nur wenige Tage erfreuen.
Ein Herzschlag machte seinem reich gesegneten Leben
und Wirken ein Ende. K. Z.
Hessische Kücherscha«.
Die weltbürgerlichen Rechte um der
Tugend, um der Religion, um des
Bundes für schöne Vernunftindivi
dualität und um der Endlichkeit willen,
von Karl Christian Friedrich Krause.
Aus dem handschriftlichen Nachlasse des Verfassers,
herausgegeben von Di*, iur. G. Mollat. Leipzig.
Verlag von Otto Schulze. 1390.
Die Abhandlung Krause's, welche durch Dr. G.
Mollat hier zum erstenmal aus des Verfassers
handschriftlichem Nachlasse veröffentlicht wird, bildet
zwar, wie der Herausgeber in dem Vorworte be
merkt, die Fortsetzung der im Jahre 1803 erschie
nenen ersten Grundlage des Naturrechts, könne jedoch
ihres Inhalts wegen als ein in sich abgeschlossenes
Werk angesehen werden. Wie sämmtliche Schriften
des gottinnigen Denkers zeuge auch die vorliegende
von Besonnenheit und Tiefe der Untersuchung, wie
Klarheit und Schärfe des Ausdrucks, Vorzüge, die