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wurde das jetzige 1. Bataillon zum Garde-Füsilier-
Bataillon, das jetzige 2. Bataillon zum 1. Leibfüsilier-
Bataillon ernannt. Es war ein bitteres Geschick,
gegen deutsche Brüder fechten zu müssen. Am 14.
Oktober, in der Schlacht bei Jena, beteiligten
sich beide Bataillone auf dem äußersten linken Flügel
au der Wegnahme der von den Sachsen besetzten
„Schnecke"; vom 17. Januar bis 30. Juni 1807
lagen sie vor Grand enz, vom 15.-—20. August
vor Stralsund. „Sie haben mit einer Uner
schrockenheit gekämpft, die das größte Lob verdient",
so schilderte sie Marschall Augereau dem Großherzog. j
Im Feldzug von 1809 gegen Österreich bildeten !
die Hessen die 2. Brigade der 2. Division des 4.
Korps (Marschall Massena). Sie nahmen Teil an
6 Gefechten, an der Eroberung von Raab und an :
der Schlacht von Wägram. Während sie am
5. Juli, dem ersten Schlachttage, in Reserve standen,
erhielten sie am folgenden Tage die Aufgabe, die
Mitte der feindlichen Schlachtlinie, das Dorf Adler- !
ktaa, zu nehmen. Mit höchster Tapferkeit wurde das
Dorf gestürmt, trotz schwerster Verluste. Die beiden
Füsilier-Bataillone verloren ein Fünftel ihrer Gesamt
zahl, darunter viele Offiziere (das 1. Leibfüsilier-
Bataillon die Hälfte). !
Neue Lorbeern brachte der Feldzug von 1812 in !
Rußland. Am 1. März dieses Jahres wurden
die beiden Füsilier-Bataillone für die Dauer des
bevorstehenden Feldzuges zu einem Provisorischen leichten
Infanterie-Regiment vereinigt, in einer Stärke voll
1514 Mann in Allem. Zu Anfang Juli war das
Regiment auf Rügen, um feindliche Lalldungsversuche
zu hindern. Am 2. November sehen wir es in Wilna,
wo es, mit dem 4. Westfälischen und einem franz.
Marsch-Regiment zu einer Brigade vereinigt, dem
Korps des bayerischen Generals Grafen Wrede zu
geteilt wurde. Mittlerweile hatte die große Armee ihren
schrecklichen Rückzug aus Moskau angetreten. Um
den Übergang über die Beresina zu decken, nahm das
Korps Wrede in Dochchütz, an den Quellen des ge
nannten Flusses, Stellung, gegenüber dem vor
dringenden rechten Flügel der Russen. Am 4. Dez.
kam es bei Wileyka, am 8. mld 9. Dezember bei
Slowotka und Wilna zu hitzigen Gefechten. Die
Kälte war so furchtbar, daß während des Ladens
die Haut am Eisen hängen blieb; der Feind aber
wurde geworfen. In Wilna stieß Prinz Emil von
Hessen mit den Üeberresten des der großen Arnlee
zugeteilten hessischen Leibgarderegiments, des Leib
regiments und des Chevauxlegers-Regiments (im
Ganzen noch 31 Offiziere und 24 Mann) zu dem
leichten Regiment und zog es trotz des Widerspruchs
Wrede's an sich; daulit trat dieses zur jungen Kaiser
garde. Mit 80 Mann vom Regilnent gelang es
dem Kapitäll v. Carlsell die zurückgebliebene hessische
Batterie zu retten (6 Geschütze). Diese Artillerie
ist die einzige des Hauptheeres, die zurückgebracht
wurde. Am 16. Dez. sprach Mürat der hessischen
Brigade seine besondere Zufriedenheit aus, „die das
stärkste formirte Korps, selbst im Vergleich mit der
alten Kaisergarde sei." Am 19. Dez., in Insterburg,
stellte Lefebvre, der Kommandeur der alten Garde,
die Hessen als Muster vor, mit den Worten: „Ihr
Hessen seid mehr wert, als die alle." Ein glückliches
Gefecht bei Dirschau (13. Jan. .1813) war das
letzte dieses Feldzuges, aus dem das Regiment ein
volles Drittel seines Bestandes zurückbrachte, während
die beiden andern Regimenter der Brigade, selbst die
braven 4. Westfälinger, völlig aufgelöst waren.
In der Schlacht von Lützen (2. Mai 1613)
beteiligte sich das Regiment in hervorragender Weise
an der Wegnahme des Floßgrabens von Groß- und
Klein-Görschen, bis in die Nacht im Feuer stehend;
es verlor an Toten und Verwundeten ein Drittel
seiner Offiziere, ein Sechstel seiner Mannschaft. Durch
Verfügung vom 17. Juni 1813 wurde das Regiment
zu einem wirklichen leichten Regiment mit der Be
zeichnung „Gardefüstlier-Regiment" erhoben. In der
Schlacht von Leipzig leisteten die Hessen den
standhaftesten Widerstand; dies bezeugen vor allem
die Verluste. Das 1. Batarllon verlor hier ein
Drittel seiner Gesamtstärke. Das 2. Bataillon hielt
inzwischen in Torgau eine leidensvolle Belagerung
aus. Da inzwischen auch Hessen-Darmstadt dem
Bündnis gegen Napoleon beigetreten war, erzwang
es sich von den Franzosen ehrenvollen Abzug. Im
Feldzug von 1814 (bei Grenoble) schien es am 9.
April zum Kampf zu kommen. Gerade setzte das
Regiment zum Sturme auf eine feindliche Batterie
an, da brachte ein Eilbote die Nachricht vom Waffen-
stillstand. Im Treffen bei Siraßburg (28.
Juni 1815), wo die Hessen den schwierigsten Teil
der feindlichen Stellung, die Dörfer Lambertheim und
Mundolsheim, wegnahmen, erwarb sich das Regiment
wieder vollste Anerkennung. Eine längere Friedens
zeit brach nun an, nur unterbrochen durch die Be
kämpfung der Aufstände von 1830 in Oberhessen
und 1848 und 49 in Frankfurt und Baden, unter
dem Oberbefehl des Prinzen Wilhelm von
Preußen. Letzterer, der spätere unvergeßliche deutsche
Kaiser, sprach bei einer Besichtigung der Hessen seine
Freude aus, Truppen zu sehen, die in erster Linie
Deutschland vor der Anarchie bewahrt hätten. Auf
solche Soldaten könne der Großherzog stolz sein.
Im Feldzuge von 1866 kam die hessische Division
bei L a u f a ch an: 13. Julr in's Feuer. „Die Hessen
avanzierten mit klingendem Spiel, und trotz des ver
heerenden Schnellfeuers in vorzüglicher Ordnung und
mit großer Bravour", schreibt das preußische General
stabswerk (S. 620); ihre Tapferkeit war vergeblich.
Das 2. (weiße) Regiment stand während des Ansturms
in Reserve und deckte gleichzeitig mit 2 Kompagnien
die linke Flanke, gegen welche 5 preußische Kompagnien
eine Umgehung versuchten.