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Städter, er macht sich sogar über sie lustig (z. B.
sagt er am Schluß: „dar weren de borger mede,
de bruweden gut eimbeksch beer, se legen dar
gefangen u gebunden, gelick we de wilden deer,
aber so schlecht wie iu dem neuen Gedicht ergeht es
ihnen hier nicht. Mittheileuswerth scheinen mir aus
dein alten Liede noch folgende Berse.
„De van Eimbeck haddrn enen Houptman,
„He mochte ichtes des adels sin;
„He sprack: „der rüter is tho vele!
„„Dal wi weren bliven tho der heim
„„Und nu nich uthetogen,
„„Dat dnchte mi wol gud;
„„Ick furchte wi sind overmannet,
„„Se wilt uns decken di hnd."
„Do sprecken de t>om Eimbeck alle,
„Beide arme u rick:
„„Wi willen stände blieven
„„Bi einander alle gelick.
„„Wi hesit wol eher gebeitet
„„Twier forsten van Brnnschwick."
„Tho Hände sprack sick Clawes von der brügge,
„Der Borgemeister ein:
„„Houptman, riselt di up dem rngge,
„„Darumb wil wi «ich sleihn.
„„Ick wil mede Heinrich van Korbecke
„„Rieden na unser stabt
„„Und Halen unser anderen borger,
„„So stahn wie desto bath."
Das Gedicht schließt mit der Mahnung:
„Daran gedenket gi stehe,
„Dartho gi erbare man,
„Vorachtet kene forsten und Heren,
„Gripet idt ganz wislich an.
H. Stendels.
Bericht des Pfarrers Johann Christian
C reß zu Preungesheim über das Gefecht
bei S a n d e r s h a u s e n. (22. Juli 1758.)
Johann Christian Creß von Marburg, Sohn des
Pfarrers Creß von Rodheim bei Homburg vor der
Höhe, von 1738—1759 Pfarrer zu Preungesheim,
hat in dem Kirchenbuch mancherlei Notizen über
seine Erlebnisse während des Erbfolge- und während
des siebenjährigen Kriegs niedergeschrieben. In dem
ersteren wurde das Dorf und der Pfarrer sehr hart
mitgenommen, von dem zweiten, da der Kriegsschau
platz ferner lag, weniger berührt. Dagegen kann er
es nicht unterlassen, der Tapferkeit seiner hessischen
Landsleute, in deren Reihen auch seine Pfarrkinder
fochten, *) in dem Gefecht bei Sandershausen, wo die
Hessen der dreifachen Uebermacht des französischen
Heeres unter dem Herzog von Broglio die Spitze
boten, in dem Kirchenbuch ein ehrenvolles Denkmal
zu setzen. Er schreibt:
Die französische Armee, so bishero in unserem
Land gelegen und ohngefähr 30 000 Mann stark
war, brach im Julio unter Prinz de Soubise auf
und nahm von uns ihren Marsch nach dem Fürsten-
thmn Hessen. Das erste Lager hatten sie bei Fried-
berg und Dorheim, an welchem letzteren Ort Alles
an Früchten abfouragierten und eine grausame Ver
wüstung angerichtet wurde, hierauf ginge der Zug
nacher Marpurg und Cassel, an welchem letzteren
Ort zwischen Sandershausen und Bettendorf (Betten-
hausen) eine blutige Aktion zwischen der Avantgarde
unter dem Duc de Broglio und unsern hessischen
Soldaten unter dein Prinz von Menburg, die 4090
Mann ausmachten und aus den Regimentern
bürg, Canitz, gelben Dragonern und etwas hanöverschen
und hessischen Jägern bestunden, den 22. Juli vorfiel.
Die Aktion sing Nachmittags um 2 Uhr an und
dauerte bis in die Nacht. Des Morgens in aller
Frühe zogen sich die Hessen zurück nach Hannöverisch-
Münden. Unsere Leute, die Hessen, haben dabei an
Todten, Blessierten und Gefangenen 600, die Franzosen
aber, wie sie selbst bekennen, über 4 000 Mann ver
loren und den besten Kern ihrer Truppen eingebüßt.
Sie sagen, die Hessen hätten nicht wie Menschen,
sondern wie Löwen gefochten. Die Französischen
Regimenter Bonvoisir, Rohan, de Pont und Zwei
brücken **) seien fast total ruiniert worden und von
den drei Kompagnien Zweibrückischer Grenadiere seien
j nur 6 Mann übrig geblieben. Gott stärke ferner
das kleine Häuflein, gebe ihm Muth und Sieg, zer
störe unsere grausamen Feinde, die uns bishero bis
aufs Blut ausgemergelt haben und gebe uns den
lieben, edlen Frieden, damit wir ihn wieder loben
können in der Stille zu Zion.
Mit tiefem Schmerz erfüllt den patriotischen Pfarrer
der Anblick der von den Franzosen aus dem Kasseler-
Zeughaus nach Hanau entführten Geschütze. Er
schreibt weiter in demselben Jahre:
Das hanauische Land muß von allem und jeden
Früchten Heu xtnb Stroh 2 /a stU dw französische
Armee unterm Prinzen Soubise abgeben und darf
nur y.. für sich behalten, das Fischerische Freikorps
exegniert dato noch darauf mit allergrößter Strenge
und Gewalt. Gott stehe uns bei und wende diese
Land Calamitäten von uns und allen unsern Nach
kömmlingen in Gnaden ab. Die Franzosen haben
das ganze Zeughaus zu Kassel ausgeleert und alle
*) Das Regiment Asenburg, (später Regiment von
Kospoth) welches bei Sandershausen engagiert war, garni-
sonirte in Hanau und rekrutirte sich aus der Grafschaft.
**) soll wohl heißen Deux Fonts ober Zmeibrücken.