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Konraö von Kemelberg, öer kleine Keß,
der Kanösknechtsoberst.
Eine historische Skizze von <£. Slenb eil-
(Schluß.)
Bcmelberg hotte dem Kaiser zur Belagerung
von Metz 10,000 Mann zugeführt, und diese
brannten vor Kampfbegier, durch einen Sturm
eine Bresche in die Festung zu legen. Aber die
Leitung der Belagerung log in den Händen des
starren und eifersüchtigen Herzogs Alba, zu
dessen Ruhm die Belagerung von Metz nichts
beitrug; und in der Stadt führte der kriegs
erfahrene Herzog Franz von Gnise den Befehl.
Mit dem Beginn des Jahres 1553 hob der
Kaiser die Belagerung ans. — Auch an dem
Feldzuge von 1554 nahm Bemelberg an der
Spitze von 10 Fähnlein persönlich Antheil und
erwarb sich dabei hohen Ruhm, indem er den
Rückzug des kaiserlichen Heeres, der in eine
Flucht auszuarten drohte, mit Aufopferung seiner
eigenen Leute deckte und dadurch das von
den Franzosen belagerte Schloß Renthy bei
Thärouanne rettete. Wie der Kaiser damals
dieses und die andern großen Verdienste des ihm
treuergebenen Mannes lohnte, ist schon oben er
wähnt worden.
Noch einmal folgte er dem Rufe seines kaiser
lichen Herrn, der ihn 1555 beauftragte, mit den
Rittern Hans Walter von Hürnheim und Albrecht
von Rosenberg die Händel des Ritters Wilhelm
von Grumbach mit dem Bischof Melchior Zobel
von Würzburg, welche die Sicherheit des ganzen
Frankenlandes zu untergraben drohten, zu
schlichten. Und als Karl V. der Welt, in der
er über ein Menschenalter der erste aller Sterb
lichen gewesen war, freiwillig entsagte, da wollte
der schlachtenmüde Held die Treue, die er dem
Vater ohne Wanken und ohne nach dem Lohn
zu fragen, gehalten, auch noch dem Sohne be
währen. Denn König Philipp von Spanien hatte
von seinem Vater nicht bloß die reichsten und
schönsten Länder Europas, sondern auch den Krieg
init Frankrei ch geerbt; und wenn ihm auch ein
vortreffliches Heer und die besten Feldherren zur
Seite standen, so wurde der Krieg dennoch mit
wechselvollem Erfolge geführt. Man hatte in
Deutschland für den finstern, bigotten Philipp
nie viel Neigung gespürt; Bcmelberg aber eilte,
wohl weniger ans Liebe für den Sohn als für
den Vater, mit 10 Fähnlein herbei, nahm an
der Schlacht bei St. Quentin am 10. August
1557 und an der Erstürmung des Platzes am
27. August thätigen Antheil. — Dann eilte er
nach Ehingen zurück, um das Schlachtschwert für
immer in der Halle aufzuhängen zum Gedächtniß
für seine Nachkommen. Den Nest seiner Tage
— noch fast 10 Jahre waren ihm zu leben ver
gönnt — widmete er der Sorge für seine Familie.
Schon 1556 hatte er bei einem Besuch in der
hessischen Heimath seinen Neffen seinen Antheil an
dem väterlichen Erbe abgetreten und sich und
seinen Nachkommen nur Erbrecht und Titel, wie
auch das kursächsische Lehen Manstedt vorbehalten;
1561 sah er die Heimath zum letzten Male.
Ein schöner Lebensabend war ihm nach allen den
Stürmen eines an wechsclvollen Ereignissen wunder
bar reichen Lebens beschieden: er konnte ihn voll
auf ausnützen, um sein Haus zu bestellen. Seine
Vermögensverhältnisse waren wohlgeordnet, seine
Kinderwohlgerathen, dieFortdanerseinesStammes
auf lange Zeit gesichert. Wie ein Patriarch ge
liebt, verschied er im Kreise seiner Kinder und
Enkel am 29. Juni 1567 und fand seine Ruhe
stätte in der St. Konradskirche zu Schelklingen,
wie die Inschrift ausweist: „A.nno dom. 1567
den 29. Junii starb zu Abends um 2 Uhr und
ist in Gott verschieden der edle und gestrenge
Herr Konrat von Bemelberg, Ritter, röm. kays.
Majestät Rath und Obrister, dem Gott gnädig
sein wolle. Amen."
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Ein gutes Stück Weltgeschichte ist es, das an
unsern geistigen Blicken vorüberzog, als wir die
verschlungenen Bahnen des Lebens Konrads von
Bemelberg verfolgten; fast keinem wichtigeren
Ereigniß dieser stürmischen Zeit ist er gänzlich
fern geblieben. Und was uns dabei so wohl
thuend berühren mußte, ist der Umstand, daß
der geschäftige Mann sich in diesen verderblichen