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von Waldeck und Kunzwann von Falkenberg den
Herzog Friedrich von Braunschweig auf dessen Rück
reise von der Kaiserwahl in Frankfurt bei dem Dorfe
Kleinenglis ermordete.
Die hierdurch entstandenen 5jährigen Fehden, durch
welche die Stadt Kassel selbst bedroht wurde, mögen i
in Reinhard zuerst die Lust an solchen erweckt haben, j
die ihn dann bis an das Ende seines Lebens nicht
wieder verlassen hat.
Es wurden dann einzelne seiner Fehden mit be
nachbarten Rittern und namentlich seines im Jahre
1420 erfolgten Raubzugs in die Abtei Hersfeld er
wähnt, welche sämmtlich ungeahndet blieben.
Im Jahre 1431 waren die Hertingshausen bis
auf einen Enkel Friedrichs und Reinhards Gemahlin
ausgestorben und wurde Reinhard am 20. Mai 1431
vom Erzbischof Konrad von Mainz über diesen
minderjährigen Friedrich von Hertingshausen zum Vor
mund bestellt.
Er kam nun in den Besitz der Hälfte der Her-
tingshausenschen Besitzungen und bezog die Weidel
burg, während sein Nesse die Naumburg bewohnte.
Auf der Weidelburg führte er ein sehr glänzendes
Leben, welches aber den Neid seiner Nachbarn erregte
und fortwährend zu Fehden mit diesen führte.
Da er trotz seinem Uebermuth und seiner Rauflust
jedoch zur Erkenntniß gekommen war, daß unter der
Negierung Ludwig des Friedsamen die Macht des
Landesherrn gewachsen und die Einrichtung der Ge
richte vervollkommnet sei, entzog er sich dem Mainzer
Erzbischof und trug die Weidelburg mit vielen Ort
schaften, Zinsen und Zehnten im Jahre 1437 dem
Landgrafen zu Lehen auf, von dem er sie zu rechtem
Mannlehn wieder empfing. Hierbei mußte er sich bei
Vermeidung des Verlusts aller seiner Güter ver
pflichten, sich jeder Fehde mit seinem Landesherrn zu
enthalten und stets zur Aufnahme einer Besatzung
in der Burg in Kriegszeiten bereit zu sein.
Reinhard vermochte es aber nicht, Ruhe zu halten.
Im Jahre 1442 lag er wieder in heftiger Fehde mit
anderen Rittern wegen von ihm erhobener Ansprüche
auf die Güter der Hunde von Holzhausen. Da alle
gütlichen Versuche des Landgrafen und des Erzbischofs
von Mainz, ihn zur Ruhe zu bringen, vergeblich
waren, beschlossen diese, vereint gegen ihn vorzugehen
und ihn und seinen Neffen, welcher stets mit ihm im
Bunde war, zu züchtigen. Im April 1448 zogen
landgräfliche und mainzische Truppen vor die Naum
burg und Weidelburg und eroberten erstere alsbald
und letztere nach achttägiger Belagerung. Reinhard
wurde gefangen und bat kniefällig um Gnade. Nur
auf Fürbitte der Schwester des Landgrafen wurde
ihm das Leben geschenkt, er ging aber der Weidel
burg und fast aller seiner Güter verlustig.
An diese Eroberung der Weidelburg knüpfen sich
nun mehrere von dem Vortragenden erwähnte Sagen,
unter denen sich auch die an den verschiedensten Orten
vorkommende Sage der Weiber von Weinsberg findet.
Reinhard wohnte dann, den Verlust seiner Güter
schwer empfindend, anfangs in Fritzlar, dann auf der
Schauenburg und die letzte Zeit seines Lebens auf
der Naumburg, nachdem er und sein Neffe diese
Burg von Mainz wieder zurückerhalten hatten. Da
mit waren aber die Fehden noch nicht zu Ende, es
entspann sich bald die blutige, vierjährige sog. Bundes
herrnfehde, welche Werner von Elben, Wolfs von
Gudenberg und andere Ritter gegen ihn und seinen
Neffen führten.
Im Jahre 1461 endete er sein vielbewegtes Leben
als landgräflicher Amtmann von Wolfhagen auf der
Naumburg.
Zum Schluß gab der Vortragende eine Beschrei
bung der Weidelburg in ihrem jetzigen Zustande und
bemerkte, daß sein Vortrag mit den Zweck verfolgt habe,
als Vorbereitung für einen Ausflug der Mitglieder
des Vereins nach der Weidelburg, welchen der Vor
stand für den Monat Mai in Aussicht genommen
habe, zu dienen; einen Punkt, von welchem Landau
in seinen Ritterburgen sagt: »Hier bietet sich dem
Blicke eine Aussicht dar, bei der jedes fühlende Herz
sich mit hoher, entzückender Freude füllt und sich
dann zu dem emporschwingt, der die Erde so schön
geschaffen hat."
Wir sind in der Lage, den Freunden der deutschen
Literatur^ eine gewiß^ sehr willkommene Mittheilung
zu machen Demnächst wird der literarische
Nachlaß Franz Dingelstedt's veröffentlicht
werden. Kein Geringerer als Julius Roden-
berg in Berlin, unser hessischer Landsmann, der
rühmlichst bekannte Dichter und Schriftsteller, hat sich
dieser Aufgabe unterzogen. Ungeachtet des Unter
schiedes des Alters stand Franz Dingelstedt mit
seinem Landsmanne aus der Grafschaft Schaumburg,
Julius Rodenberg, in sehr nahen freundschaftlichen
Beziehungen. Von Letzterem ging u. W. die An
regung zur Herausgabe der Gesammt-Ausgabe von
Dingelstedts Werken aus, die 1871 in 12 Bänden
im Verlage der Gebrüder Paetel in Berlin erschien,
und ihm verdanken wir auch das treueste Lebensbild
Franz Dingelstedts, ^ das er uns in seiner^ hochinter-
essantelt,Schrift „Heimatherinnerungen" geschaffen hat.
In bessere Hände konnte sonach der literarische Nach
laß Franz Dingelstedts nicht gelangen.
Ueber das Stammbuch der althessischen
Ritterschaft, ..... dem Verein der althessischen
Ritterschaft gewidmet von Rudolf von Buttlar-
Elb erb erg, gedruckt bei Wilhelm Börner in Wolf-