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viele Privatpersonen bezeugten ihre Freude bey dieser,
Gelegenheit auf gleiche Art. Nun steht das herrliche
Nahlsche Werk allen Augen offen, und es verdient
in der That Bewunderung; auch füllt es den sehr
großen Platz auf die vollkommenste Art. Unten im
Fußgestell ist die simple und edle Jnnschrift mit
goldenen Buchstaben angebracht: Friderieo Secundo
Patria.“ —
Es mag dies wohl der erste Fall im modernen
Deutschland gewesen sein, daß bereits bei Lebzeiten
eines Regenten diesem von seinen Unterthanen ein
Denkmal gestiftet wurde. Z. W. M.
Aus Hermath und Fremde.
Nachstehend bringen wir den Bericht über den in
der Versammlung des Vereins für, hessische Geschichte
und Landeskunde am 28. Januar von dem Vorstands--
Mitgliede W. Rogge-Ludwig über Joh. Bern
hard und Reinhard von Dalwigk gehaltenen
Vortrag:
Das noch in mehreren Linien fortblühende Geschlecht
der v. Dalwigk, eines der ältesten der hessischen
Ritterschaft, hat eine große Anzahl Männer aufzu
weisen, welche sich zu den verschiedensten Zeiten in
Kriegs- und Friedenszeiten um ihr hessisches Vater
land große Verdienste erworben haben. Zu ihnen
gehörten zur Zeit des 30jährigen Krieges die 5 Söhne
des Hofrichlers Joh. von Dalwigk zu Marburg, von
denen vier als Führer hessischer Regimenter wegen
ihrer hervorragenden Thaten im Kriege bekannt ge
worden sind, während der älteste, Joh. Bernhard, sich
dadurch unvergänglichen Ruhm erworben hat, daß es
seiner Thätigkeit als Mitglied des während der Minder
jährigkeit Wilhelm VI. niedergesetzten Regentschafts
raths wesentlich milzuverdanken ist, daß das hessische
Volk in der schwersten Zeit, die jemals über das Land
gekommen, trotz der dadurch dem Lande drohenden
Gefahr der gänzlichen Verwüstung, dem angestammten
Fürsten die Treue bewahrt hat.
Johann Bernhard hatte sich nach Vollendung seiner
Rechtsstudien längere Zeit zu seiner weiteren
Ausbildung in Italien aufgehalten und war dann
als Rath und Hofmeister in den Dienst des Herzogs
von Schleswig-Holstein getreten. Hier hatte er
sich die bittere Feindschaft des Grafen Günther
von Oldenburg dadurch zugezogen, daß er über dessen
Schwester, welche mit einem Bruder des Herzogs ver
lobt war, als letzterer die Vollziehung der Ehe ver
weigerte, sehr ehrenrührige Aeußerungen bezüglich ihres
sittlichen Lebenswandels bei einem Besuche des Hans
Heinrich von Eschwege in Aue gethan hatte. Dadurch
waren verschiedene Prozesse entstanden, über welche der
Vortragende nach den noch vorhandenen Akten berichtete.
Im Jahre 1610 verließ Dalwigk den schleswig-
holsteinschen Dienst, kehrte nach Hessen zurück und
trat in den Dienst des Landgrafen Wilhelm V., welcher
bald seine ausgezeichneten Eigenschaften erkannte und
ihm vollstes Vertrauen schenkte. Im Jahre 1628
wählte er ihn zu seinem Begleiter auf der erfolglos
gebliebenen Reise nach Prag zu Kaiser Ferdinand II.
und bestellte ihn nach der Rückkehr von dort zum
Vicestatthalter von Niederhessen und im Jahre 1634
während des vorübergehenden Besitzes von Fulda zum
Vicestatthalter dieses Landes. In seiner Eigenschaft
als Mitglied des Regentschaftsraths war es ihm aber
nur kurze Zeit vergönnt, der Wittwe des Landgrafen,
Amalie Elisabeth, rathend und helfend zur Seite zu
stehen, da schon wenige Monate nach dem am 21.
September 1637 erfolgten Tode Wilhelm V. der Tod
auch seinem auf Rettung des Landes gerichteten Streben
ein allzufrühes Ziel setzte.
Redner wendete sich dann an eine 20Y Jähre
früher liegende Zeit, um das Leben eines andern
Mannes aus der Familie der von Dalwigk zu schildern,
dessen Andenken weit lebhafter, mit Sagen umwoben,
im Munde des Volkes fortlebt, nicht wegen seiner
um das Land erworbenen Verdienste, sondern als eines
der letzten Repräsentanten des rauflustigen und beute
gierigen Ritterthums im Kampfe mit der wachsenden
Autorität des Landesherrn.
Reinhard von Dalwigk hatte das Licht der Welt
auf der 3 Stunden südwestlich von Kassel gelegenen
Schauenburg, von welcher nur noch wenige Trümmer
vorhanden sind, zwischen den Jahren 1380 und 1390
erblickt und wurde, da er durch Kaiserschnitt zur Welt
gekommen, vom Volke der Ungeborene genannt.
Mit dieser im fränkischen Hessengau gelegenen Burg
waren die Dalwigks, alte Burgmannen der Herrschaft
Itter, am 22. Dezember 1332 von dem Verweser
des' Erzbisthums Mainz, Balduin von Trier, beliehen
und zu des Erzstiftes Erbburgleuten und Burggrafen
bestellt worden.
Der Vortragende schilderte zunächst die Verhältnisse
der damaligen Ritterschaft, namentlich in dem fränki
schen Hessengau, in welchem ihre Kämpfe für ihre
Freiheiten und Unabhängigkeit von dem Landesherrn
bei den ehrgeizigen und ländersüchtigen Mainzer Erz-
bischösfen stets Unterstützung fand, und erwähnte ins
besondere der langen und für das Land so verderb
lichen Kämpfe der zumeist mit auswärtigen Feinden
verbundenen Ritterbünde, des Sternerbundes, Hörner
bundes u. s. w.
In diese Zeit, in welcher wegen der mangelhaften
Gerichtsverfassung von den Rittern noch Selbsthilfe
geübt wurde und das Faustrecht galt, fiel die Jugend
Reinhards. Zuerst wird sein Name genannt bei
seiner im Jahre 1412 stattgefundenen Vermählung
mit Nesa (Agnes), Tochter Friedrichs von Hertings
hausen, welcher in der Geschichte dadurch bekannt ist,
daß er in Gemeinschaft mit dem Grafen Heinrich