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seinen Märkten, Flecken und Dörfern jetzt und in
Zukunft, namentlich in der Herrschaft Bremelau,
die er von den von Wöllwarth erkauft hatte
und mit der er der reichsfreien Ritterschaft des
Kantons an der Donau angehörte, rothes Siegel
wachs zu führen, was ein Vorrecht des hohen
Adels war.
Doch wir müssen um einige Jahre in unserer
Darstellung zurück. Das Jahr 1552 sollte nicht
enden, ohne dem alten Konrad aufs neue für
längere Zeit das Schlachtschwert in die Hand zu
drücken. Der wilde Markgraf Albrecht Alcibiades
von Brandenburg-Kulmbach hatte auf seinen
abenteuerlichen Fahrten auch das Ulmer Gebiet
heimgesucht und die Burg Helfenstein erobert.
Die Ulmer schnoben Rache; und ihr Nachbar
Bemelberg bot ihnen seinen starken Arm und
seinen erprobten Rath. So zogen denn die
Ulmer unter Bemelberg und ihrem Bürgemeister
Sebastian Besserer heran, vertrieben die feindliche
Besatzung und zerstörten die Burg. Die wackeren
Städter thaten sich darauf nicht wenig zu gute,
und der Oberst Bemelberg hatte ihnen eine hohe
Meinung von sich beigebracht. Im „Helfensteiner
Liede" heißt es von ihm:
„Conrat von Bemmelberg unser obrist war,
„Er ist auch gwest bei diser gfar,
„Es sei gleich frü oder spate;
„Er stund selbst herzhaft bei dem gschütz,
„Gab manchen guten rathe.
„Der obrist war ein tapfer man,
„Er war allzeit zuvorderst dran,
„Ist bei den Ulmern bestanden.
„Gott woll ihm geben glück und heil
„In teutsch und welschen Landen.
„Wir Ulmer wölln znm obristen halten
„Und wölln die fach gott lassen walten,
„Bei ihm wällen wir bleiben;
„Und sollt cs kosten leib und gut,
„Den feind wölln wir vertreiben."
Und neue Arbeit gab es für den unermüdlicheit
Mann im Westen des deutschen Reiches. Der
Franzose hatte zum ersten Male, nach deutschem
Lande lüstern, einen frechen Raub ausgeführt
und, während der gichtkranke Kaiser durch Kur
fürst Moritz von Sachsen schwer bedrängt wurde,
Metz, Toul und Verdun, drei deutsche Bisthümer
und drei deutsche Reichsstädte, an sich gerissen.
Den Raub ihm abzujagen, war Kaiser Karl fest
entschlossen. Aber das Kriegsglück, das er so
oft an seine Fahnen gekettet hatte, war dem
alternden Herrscher nickt mehr hold, und der böse
Spottreim: „Die Metze und die Magd haben
dem Kaiser den Tanz versagt", ließ es ihn
fühlen, daß gar mancher der Großen und der
Kleinen im deutschen Reiche ihm diesen Miß
erfolg gönnte.
(Schluß folgt.»
—o~
an Keilrag zur Anziehung und Bildung hessischer Wrinzen
Von I. Schwank.
In dem hessischen Fürstenhause ist von Anfang
an großes Gewicht aus tüchtige Bildung der
Prinzen des Hauses gelegt worden, wodurch es
kam, daß in nicht wenigen Fällen sogar be
deutende Gelehrsamkeit erworben wurde. Die
größte Sorgfalt wurde natürlich bei dem zu
künftigen Nachfolger auf Tüchtigkeit in der Ver
waltung und Regierung verwendet. Die nöthige
Ausbildung geschah nach den ersten Jahren der
Kindheit an dem eigenen Hofe unter Leitung
tüchtiger Staatsmänner und Gelehrten, meist aus
dem Adel des Landes, z. B. die Erziehung des
älteren und jüngeren Wilhelm unter Aufsicht
und Leitung des bekannten Hans von Dörnberg,
die des jungen Philipp unter Ludwig von Böme-
burg (sogar mit Ausschließung seiner Mutter
Anna), dann auf Universitäten, z. B. Paris und
Prag, später Stuttgart, Genf, Straßburg, Basel
u. s. w., ferner durch Reisen an fremde und ver
wandte Höfe und in benachbarte durch politische
Beziehungen gerade verbundene Länder: Frank
reich, Niederlande, England, Jtailien. So kam
es denn, daß in folge der trefflichen Gaben dieses
Fürstenhauses eine große Zahl hessischer Fürsten
und Prinzen sich durch hohe wissenschaftliche
Bildung und Gelehrsamkeit auszeichnete, Er
findungen in mancherlei Künsten machte und
wissenschaftliche Werke verfaßte. Nur für den
in der hessischen Geschichte unkundigen Leser soll
erinnert werden an Philipps des Großmüthigen
staatsmünnische und theologische Bildung, an
Wilhelm IV. mathematische, medizinische und
astronomische Kenntnisse, an des Landgrafen
Moritz theologische, mathematische und altklassische
Gelehrsamkeit und an die matheinatischen und
meteorologischen und geographischen Schriften