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fallen daran, sie auf die deutschen Länder eins
nach dem anderen zu hetzen. So mußte auch
Bemelberg aufs neue zum Schwerte greifen; an
der Seite des hartherzigen Spaniers Duarte
rückte er am letzten Tage des Jahres 1546 in
Stuttgart ein; es gelang ihm, die Stadt vor <
den äußersten Gewaltthätigkeiten des habsüchtigen
Welschen zu schützen, bis er sie im März des
folgenden Jahres dem Herzog Ulrich wieder zu
stellen konnte, als dieser die Verzeihung des
Kaisers erlangt hatte. Auch der Katastrophe
auf der Lochauer Heide bei Mühlberg ani 24.
April wohnte Konrad bei und erhielt später den
Auftrag, Stadt und Schloß Mansfeld, deren
Landesherr, Graf Albrecht von Mansfeld, der
Sache der Reformation aufs treueste ergeben
war, zu unterwerfen; erst nach hartnäckigem
Widerstände ergab sich die Stadt.
Aber der Geist der neuen Lehre ließ sich nicht
dämpfen: das sollte Kaiser Karl V. noch selbst
erfahren. Und gerade in dem Fürsten, der des
Kaisers stärkste Stütze zu sein schien, erstand
dem Protestantismus jetzt der Retter. Zunächst
war Moritz von Sachsen freilich des Kaisers
ergebenster Diener, und der Dank des Kaisers
blieb nicht aus. Am 24. Februar 1548 wurde
Moritz mit dem größten Gepränge öffentlich
unter freiem Himmel auf dem Weinmarkte zu
Augsburg vom Kaiser mit Johann Friedrichs
Würden und Ländern belehnt und ihm die zehn
Lehnsfahnen vorgetragen; Bemelberg war einer
der drei Ritter, die dem neuen Kurfürsten nach
dem Herkommen bei der Eidesleistung zur Seite
standen; denn wegen seiner Besitzung Manstedt
war er des Kurfürsten Lehnsmann. — So war
denn augenblicklich wieder Ruhe in deutschen Landen,
aber was für eine Ruhe war das! In den
protestantischen Gegenden brauchte man Zeit,
um sich von dem betäubendem Schlage zu er
holen, und bei den Katholiken wollte keine rechte
Freudigkeit über einen Sieg auskommen, der mit
Hülfe der verhaßten Spanier über deutsche Brüder
erfochten war, was nicht geeignet war, den Ein
fluß dieser finstern, hinterlistigen Fremdlinge zu
verringern. Es fehlte auch nicht an persönlichen
Verdächtigungen und Verhetzungen von Seiten
der Spanier, vor denen selbst die einflußreichsten
deutschen Anhänger des Kaisers nicht sicher waren.
Oon Luiz de Avila j Zufiiga, groß als Diplo
mat, General und Geschichtschreiber, hatte 1547
seine 0ommeutario8 de 1a guerra de Ale in an a
in Spanien herausgegeben, die geistreich und
lebendig geschrieben, eine Geschichte des deutschen
Krieges geben, aber keineswegs unparteiisch ge
halten sind; sie wurden viel gelesen, auch bald
(1552) von Herzog Philipp Magnus von Braun
schweig ins Deutsche übersetzt. Es wimmelt in
ihnen förmlich von Ausfällen gegen deutsche
Fürsten und Feldherren. Kein Wunder, daß sich
allenthalben in Deutschland eine Unzufriedenheit
regte, die eine Auflehnung des gesunden deutschen
Volksgeistes gegen die Verwelschung bedeutete;
dazu griff die Besorgniß, Kaiser Karl beab
sichtige, Deutschland zu einer Erbmonachie seines
Hauses zu machen, immer weiter um sich.
Unmöglich konnte ein Mann wie Bemelberg,
in dessen Brust ein warmes Herz für Deutsch
lands Größe und Wohlfahrt schlug, mit Be
friedigung auf diese Anzeichen neuer verhängniß-
voller Verwicklungen blicken; oft mögen in ihm
Zweifel an der Ehrlichkeit der kaiserlichen Sache
aufgestiegen sein. Aber wenn es galt, seinem
kaiserlichen Herrn gegen den Erbfeind im Westen
zu helfen, war er immer wieder auf dem Plan
zu finden; und wollen wir ihn darum schelten?
Zunächst aber beschäftigten den Obersten Bemel
berg erfreulichere Ereignisse: im Jahre 1549
siedelte er, wie schon oben angedeutet, nach
Ehingen an der Donau über, da er nunmehr
endlich die Pfandschaft über Ehingen, Schelk-
liugen und Berg, die ihm schon 1530 in Aussicht
gestellt war, erhalten hatte. Zwei Jahre darnach,
1551, konnte er seinem ältesten Sohne Konrad
die Hochzeit mit der Gräfin Katharina von
Helfenstein ausrichten. Dieser Ehebund spricht
auch für das Ansehen, dessen der alte Kourad
im Schwabenlande sich erfreute. Das uralte
Geschlecht der Helfensteiner Grafen, dessen Reich
thum und Macht vor Zeiten mit dem der Württem-
berger den Vergleich aushalten konnte, war freilich
damals — seinem Erlöschen nahe — arg herab
gekommen. Gleich vielen andern erlauchten Häusern
gerade Schwabens hatte eine fast sinnlose Ver
schwendung - prahlte doch einer der Grafen mit
seinem Reichthum dergestalt, daß er wünschte,
seine Helfensteiner Grafschaft wäre eine Erdbeere,
daß er sie mit einem Male verspeisen könnte —
den Wohlstand des Geschlechts untergraben, daß
es eine Besitzung nach der andern veräußern
mußte, und die letzten Sprossen im Dienst der
auf ihre Kosten reichgewordenen Reichsstädte,
besonders Ulms, einen bescheidenen Unterhalt
suchten; ja einer dieser letzten Grafen hatte es
nicht verschmäht, eine natürliche Tochter Kaiser
Maximilians I. als Ehegemahl heimzuführen.
Dennoch waren damals Heirathen zwischen deni
hohen und niederen Adel nicht eben häufig und
zeugten für die hohe Stellung der ritterbürtigen
Familien, die Alliancen mit dem hohen Adel
eingingen. Für den angesehenen Rang, den
Bemelberg einnahm, beweist auch die Begnadigung,
die einige Jahre darauf, am 30. Oktober 1554,
Kaiser Karl V. seinem Kriegsrath für 35jährige
treue und ersprießliche Dienste ertheilte, in allen