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Aus Heimat!) und Fremde.
Auf den 4. November siel der hundertjährige Ge
burtstag einer der hervorragendsten, genialsten und
fruchtbarsten Dichterinnen unseres Hessenlandes, der
Frau Elise Philippine Amalie von Hohen
hausen, Tochter des hessischen Generals Adam
Ludwig von Ochs, der als Divisionsgeneral der
westfälischen Armee in Spanien und Rußland kämpfte
und als Chef des kurhessischen Generalstabs, sowie
als militärischer Schriftsteller einen Namen von bestem
Klange hatte. Elise von Hohenhausen war zu Waldau
bei Kassel geboren. Sie starb am 2. December
1857 zu Frankfurt a. d. Oder bei ihrer zweiten
Tochter Elise, die 12 Jahre alt mit dem Regierungs-
rathe von Rüdiger sich verheirathet hatte. Auch sie ist eine
anerkannt vortreffliche Schriftstellerin, die gleichfalls
ihre Literarischen Arbeiten unter ihrem elterlichen
Namen als E. von Hohenhausen zu veröffentlichen
pflegt. Sie lebt schon seit Jahren in Berlin und
unsere Zeitschrift „Hessenland" verdankt ihr höchst
schätzenswerthe Beiträge. Ein Lebensbild ihrer Mutter
Elise von Hohenhausen wird in einer der nächsten
Nummern unserer Zeitschrift folgen.
Am 12. Dezember feierte unser hochgeschätzter
Mitbürger S. Hahndorf seinen 89. Geburtstag.
Zahlreiche Glückwünsche von hier und auswärts liefen
an diesem Tage bei dem Nestor der deutschen Schrift
steller ein, auch der „Deutsche Journalisten-Bund"
hatte ein Gratulationsschreiben gesandt. S. Hahndorf
kann mit berechtigtem Stolze auf eine rühmliche, an
Erfolgen reiche Vergangenheit zurückblicken. Gleich
nach seiner Universitätszeit in Marburg, während welcher
er Mitglied der Corps Hassia und Lahnania gewesen
war und auch auf der Mensur seinen Mann ge
standen hatte, begann seine publicistische Thätigkeit
und schon am 14. Oktober 1881 konnte er sein
fünfzigjähriges Jubiläum als Journalist begehen.
Mitten im öffentlichen Leben stehend, widmete er den
politischen Interessen wie den gemeinnützigen Be
strebungen seine Kraft, Zeit und Arbeit, und seine
Wirksamkeit auf diesen Gebieten fand die Anerkennung
seiner Mitbürger, wie ihm die Redlichkeit und Lauter
keit seines Charakters die Hochschätzung derselben ein
trug. Der schönste Lohn aber ist für ihn das er
hebende Bewußtsein, immerdar voll und ganz seine
Pflicht gethan zu haben und den Idealen seiner
Jugend treu geblieben zu sein. Möge ihm auch
ferner ein heiterer Lebensabend blühen und mögen
körperliche und geistige Frische ihm erhalten bleiben
bis in die fernsten Tage.
Am 7. Dezember verschied zu L e i p i g in Folge
eines Herzschlages der königl. preußische General der
Infanterie z. D. Gustav Friedrich von Beyer
in seinen 77. Lebensjahre. Im Kriege des Jahres
1866 war er der erste preußische General, der am
16. Juni mit seiner Division von Wetzlar aus in
Kurhessen einrückte, am 18. Juni Kassel besetzte und
die bekannten Proklamationen erließ.
Bei der vielbesprochenen Versteigerung des Allod-
nachlasses des am 24. März d. I. auf Schloß
Groß-Viska (Hoiowitz) verstorbenen Fürsten Moritz
von Hanau, die vom 27.—30. November bei I. M.
Heberte (H. Lempertz' Söhne) stattfand, wurden im
Durchschnitt recht ansehnliche Preise erzielt. So wurden,
wie die „Frankfurter Zeitung" meldet, für ein Paar
Sevresvasen 1000 Mark, für eine Prachtvase aus
der königl. Porzellanmanufaktur 1100 Mark, eine
japanische Schale 125 Mark, 20 chinesische Teller
200 Mark gezahlt. Ebenso wurde das Silbergeräthe,
sowohl das früherer Jahrhunderte, wie das gewöhn
liche Gebrauchssilber, hoch verkauft. Von den Pen-
dulen gingen eine zu 3000, die andere zwischen 1000
und 3000 Mark, eine Marmorgruppe (junges
Mädchen, nackt auf einem Ruhebett liegend, von F.
d'Epinay) zu 5900 Mark ab. Von Gemälden er
zielte ein „Traum des alten Fischers" von Will).
Kray 1810 Mark; von den neuen Porträts von
I. H. Tischbein, darunter 7 Bildnisse hessischer
Landgrafen und zwei von Kaiser Joseph II. und
seiner Gemahlin, wurden z. B. 2 zu 2000 und
1610 Mark von der Landgräsin von Hessen und 2
weitere von einem Kölner Rococosammler zu 1400
und 2000 Mark erworben. Für die durch viele
Reproduktionen bekannte „Heerde vom Gewitter über
rascht" von Verboeckhoven wurden 20,000 Mark
erlöst. — Die Gräfin von Schaumburg, Wittwe des
ältesten Sohnes des letzten Kurfürsten, Friedrich
Wilhelm von Hanau, soll große Opfer zum Ankauf
der von den beiden letzten Kurfürsten herstammenden
Gegenstände gebracht haben, um zu verhindern, daß
diese Sachen in .unrichtige Hände gelangten. Auch
soll der Fürst Wilhelm von Hanau die Orden und
Andenken der beiden letzten Kurfürsten schon vor der
Versteigerung für eine hohe Summe haben an
kaufen lassen. Der Gesammterlös dürfte sich wohl
auf 400,000 Mark belaufen haben. Einzelne Gegen
stände sind auch nach Kassel gekommen, so das in
dem Kataloge unter Nummer 409 verzeichnete pracht
volle Schachspiel in vergoldeter und versilberter Bronze,
dessen vortrefflich cisilirten Figuren thurmtragende
Elephanten, springende Pferde, römische und ger
manische Krieger darstellen und dessen Brett in
schwarzem und weißem Marmor eingelegt ist. Dieser
werthvolle Gegenstand wurde von einem hiesigen
Privatmanne für seine Kunstsammlung erworben.