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„Jeannette", sagte er weich unb legte den
Arm um sie „weißt du nicht, daß dein heutiges,
eifersüchtiges Schmollen mich unsagbar beglückte,
weil es mir verrieth, wie viel wärmere Gefühle
du für mich hegtest, als du zeigen wolltest."
„Geliebter Mann!" rief sie aufschluchzend, „sei
nicht so liebevoll zw mir! Wie wirst du zürnen
über meine thörichte Verstellung, die ich dir
gegenüber zur Schau trug."
„Aber, so sprich doch, Kind! Was ängstigt
dich denn so? Komm her, und bekenne es offen!"
Der schon im Voraus Verzeihende rückte den
Tisch etwas auf die Seite, setzte sich in die
Sopha-Ecke und zog das zagende Weib auf seine
Knie.
„So, nun beichte!" ermahnte er halb scherzend
und lehnte ihren Kopf an seine Brust.
Jeannette gewann Muth. Zuerst wollten die
Worte nur zögernd über die Lippen; dann aber
gestand sie ehrlich, welche Intrigue sie angezettelt,
um den hartherzigen Frauenkenner zu strafen
und hinter's Licht zu führen.
Der Amtsrichter war doch etwas betroffen
über die Konsequenz, mit welcher dieser Vorsatz
seiner Frau durchgeführt war; bald aber ge
wann seine Gutmüthigkeit wieder die Oberhand;
dennoch sagte er im Tone des Vorwurfs:
„Kind, wie konntest du! Ahnungslos bist du
an einen Abgrund gewandelt, und wie kummer-
Muldstk.
Der See liegt still und einsam
Im dunklen Waldesgrün;
Die grauen Wolken seh' ich
So flüchtig drüber ziehn;
Sie blicken in seine Tiefe
Und spiegeln in seinem Glanz;
Die stille Wasserrose
Nickt leis' aus grünem Kranz.
Und mir wird weh und eigen
So wunderbar zu Muth,
Ist meinem Herz nicht gleichend
Der See und seine Fluth?
Sind es nicht die Gedanken,
Die durch das Herz mir zieh'n?
Und bist du nicht die Rose —
Sah' ich nicht dein Erblüh'n?
tzarl Wevcr.
schwere Tage hast du mich unnöthig durchleben
lassen!"
Von neuem brach Jeannette in Thränen aus,
umschlang ihren Gatten und bat innig:
„Vergieb! Vergieb! Und sei mir wieder gut,
du über Alles geliebter Mann!"
Da war sie wieder in seinen treu-ehrlichen
Augen, die ihm verhaßte, verrätherische Thräne;
er half sich diesmal selbst und sagte polternd:
„Mit Frau Anna hätte ich wahrlich noch
ein Hühnchen zu pflücken! Du bist gestraft durch
die erwachte Eifersucht; aber ich denke: die An
stifterin der ganzen Komödie wird auch nicht
leer ausgehen. Ich kenne meinen Freund Richard
und überlasse ihm getrost die Vergeltung für
ihr Thun; er wird dieselbe energisch in die Hand
nehmen."
Liebevoll hob der Amtsrichter den gesenkten
Kopf seines Weibes in die Höhe, sah ihm tief
sinnig in die schönen Augen und flüsterte:
„Auch ich habe in diesen Tagen eine Erfahrung
gesammelt, Jeannette!" Er küßte ihr die schlanke
Hand, welche in der seinen ruhte, neigte sich zu
ihr herab und gestand ihr:
„Ich weiß jetzt, daß ein großer Unterschied in
deni Schmollen des Weibes besteht, und daß wir
uns — bevor wir verurtheilen — fragen müssen,
aus welchem Grunde sie schmollt."
G gout Moart ftvv die Vihl
(Wetterauer Dialect.)
Dr Sommer eaß seweit ewäcker '),
Dr Wahld se dorr, ohm B.ahm kahn Bload,
Eann off de Wisse, off de Äcker
Do leit 2 ) schuhnd Raasfl genungk eann soad!
Die Vihlerchen - eaß dann e Wonner? —
Gihn beann fl eamm Oart vo Haus ze Haus.
„Jmm Goitteswenn fl, schneall Fricht eronner fl,
„Se sein verkeist fl. Etzt daalt fl enn aus!"
E kahler fl Weanter! Dorch die Gasse
Fihrt hen met Schnie eann dobt eamm Feald.
Etzt hun die oarme Vihl ds Basse
Dr Bäcker gett naut, ihrscht") ds Geald.
Do kauche 'fl se etzt verr de Schauern 'fl,
Manch oarmer Deuwil muß erfriern;
Die Hoffning eaß, deaß goure Bauern
Die Lawe'fl öffne eann spendirn.
Do seaht emohl dean Brast 'fl, dean Jommer!
Dr Hunger stihr enn eamm Gesicht.