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vortreffliche mathematische, physikalische und op
tische Instrumente.
Der Hof-Instrumentenmacher Föller excellirt
in Fortepianos. Bekannt ist dessen Automat
unter dem Namen von Apollonion.
Ich besuchte das bewunderte Modellhaus, in
der Meinung, außer Gebäuden und Anlagen,
auch Modelle von nützlichen Maschinen zu finden.
Da ich aber diesen Zweck verfehlte, so betrachtete
ich das Ganze, insonderheit aber den Karlsberg,
als ein großes Nürnberger Spielwerk. Das Haus
wird, wie ich gleichgültig vernahm, bald geräumt
und zu anderen Dingen angewandt werden.
(Schluß folgt.)
arburgor Wanöeküsten.
Bon F. Awenger-
„Wenn zwei oder drei hessische Juristen zu löb
lichem Thun versammelt sind, so bin ich mitten unter
ihnen", das konnte mit vollem Fuge der selige
Professor KonradBüchelin Marburg von sich
sagen. Er war eine der populärsten Persönlichkeiten
der alma mater Philippina, bekannt und beliebt
aller Orten, bei Alt und bei Jung, bei Stu
denten und Bürgern, wie man nur in Marburg
bekannt und beliebt sein kann. Ein großer
Gelehrter, witzig und schlagfertig, von heiterem
Humor, ein Freund feucht-fröhlicher Geselligkeit,
besaß er aber eine Eigenschaft, die sein
ganzes Sein beherrschte und zu unfreiwil
liger Komik nur zu oft Veranlassung bot —
die liebe Eitelkeit. Er war eitel vom Wirbel
bis zur Zehe, nicht blos auf sein Wissen, auch
auf sein Aeußeres, auf das er eine peinliche
Sorgfalt verwendete. Er trug die Kleider von
feinstem Tuche, seine Finger strotzten von Ringen
mit Diamanten und anderen Juwelen, seine
Kravatten zierten die werthvollsten Brillant
nadeln, stets führte er eine goldene und eine
silberne Dose mit sich, die auch in seinen Vor
lesungen paradiren mußten. Streitlustig war er
auch dabei und die Polemik gegen seine Fach
genossen, und seien es auch die berühmtesten gewesen,
verleitete ihn oft zu sehr drastischen Ausdrücken.
Recht bezeichnend für ihn ist eine Erklärung,
die er einst in einer seiner Pandekten-Vor-
lesungen gegeben haben soll, nachdem er seinen
Gegner in irgend einer juristischen Materie,
den berühmten Professor Puchta, herunter
gerissen hatte: „Ueberhaupt, meine Herren,
gibt es nur drei wirklich auf der Höhe der
Wissenschaft stehende Pandektisten: Savigny,
Vangerow, den dritten zu nennen, verbietet mir
die Bescheidenheit". Seltsame Kathederblüthen
trieb sein Vortrag, viele davon haben sich er
halten und sie waren es gerade, die einen dauern
den Gesprächsstoff in der Juristenwelt bildeten.
In der That, so oft in früheren Jahren hessische
Juristen, sei es bei fröhlichen Gelagen, sei es
bei anderen Gelegenheiten, zusammentrafen, ganz
gewiß kam da die Rede auf den „alten Konrad",
dem alle, vom ältesten Gerichtsrathe bis zum
jüngsten Referendare, ein dankbares Andenken
bewahrten, hatten sie doch unter ihm ihre
Studien gemacht, wußten sie doch seine wissen
schaftliche Bedeutung und seine trefflichen Eigen
schaften als Mensch, unter denen seine Humani
tät und sein unbegrenztes Wohlwollen nicht die
geringfügigsten sind, wohl zu würdigen. Gegen
solche Vorzüge mußte denn auch die Schwäche
übertriebener Eitelkeit in den Hintergrund treten,
und wenn man sich auch in Erzählung der komischen
Scenen aus dem Leben des alten „Konrad"
mit Vorliebe erging, so geschah dies gewiß nicht
ans argem Sinne, vielmehr sprach immer dabei
eine gewisse Zuneigung mit, die man für den
alten Lehrer hegte. Unzählig sind die
Buecheliana, die einst, und zum Theile gegen
wärtig noch kursiren, einzelne derselben werden
wir in unserem nächstfolgenden zweiten Artikel
erwähnen, heute ist es uns nur darum zu thun,
unseren Lesern den Lebenslauf des ausgezeich
neten Marburger Pandektisten Konrad Büchel
in kurzen Zügen zu schildern.
Konrad Büchel ist am 20. November 1800
zu Fulda geboren. Als Sohn armer Eltern — sein
Vater war ein Musikant, der eine zahlreiche
Familie zu ernähren hatte — lernte er schon
in früher Jugend des Lebens rauhe Seite
kennen, indem er alle jene Freuden und Genüsse
entbehren mußte, die den Reiz 8er Kinderwelt
ausmachen. Da man in dem Knaben unge
wöhnliche Talente entdeckte, so entschloß sich der
Vater, denselben studieren zu lassen. Das
machte sich damals leichter als heut zu Tage.
Schulgeld gab es nicht, der öffentliche Unterricht
war frei für Arme und Reiche, und wenn nur
ein Schüler erst die unteren Klassen des Gym
nasiums überwunden hatte, so konnte er sich
durch Ertheilen von Privatunterricht schon selbst
Geld verdienen und wäre es auch nur ein
Groschen für die Stunde gewesen; auch gewährten
wohlhabende Bürger an bestimmten Tagen der