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mit dem Vorbehalte derjenigen Modifikationen, zu über
tragen, welche unter thunlichster Berücksichtigung der
von Professor Hermann Grimm entwickelten Anschauung
mit Professor Eberle im Wege direkter Verhandlungen
festzustellen seien. (Hanauer Ztg)
Nekrologe. Der Nealschul-Jnsp. Pfarrer Eduard
Breunuug war zu Brotterode am 6. Mai 1819 geb.
Er besuchte das Gymnasium illustre zu Gotha von
183-1— 38, studirte dann bis 1842 in Marburg
und Leipzig Theologie und Philologie. Im Frühjahr
18-12 trat er als Lehrer in einer Privataustalt in
Solz ein, ging 1845 nach Paris, um sich in der
französischen Sprache auszubilden, wurde daselbst Haus
lehrer bei dem hannoverschen Gesandten v. Stockhausen,
leitete sodann einige Monate in der Nähe von Tours
die Studien eines jungen Franzosen, der sich zum
Baccalaureat vorbereitete und ließ sich im Spätherbste
184 7 in Kassel nieder, wo er Paivarunterricht er
theilte. Während der letzten Monate des Jahres
1850 wirkte er als Pfarrergehilfe in Steinbach-
Hallenberg, bekleidete von Ostern bis Michaelis 1851
die Stelle eines Hilfs-Lehrers für neuere Sprachen
und Literatur am Realgymnasium zu Eisenach und trat,
nachdem er das folgende Winterhalbjahr in London
zugebracht, Ostern 1852 als ordentlicher Lehrer in
derselben Anstalt ein. In Sommer 1854 wurde ihm
durch kurfürstliches Reskript vom 24. August die Stelle
des zweiten Hauptlehrers an der reorganisirten Real
schule zu Marburg übertragen. Ostern 1862 wmde
er als Lehrer an das Gymnasium zu Fulda versetzt,
von wo er 3 Jahre später zum Direktor der neu
organisirten Realschule nach Hersfeld berufen wurde.
Hier entfaltete er als Lehrer, wie als Leiter der ihm
vertrauten Anstalt eine sehr erfolgreiche Thätigkeit.
Mit dem 1. Mai 1881 wurde ihm die erbetene
Pensionirung bewilligt. Im Herbste desselben Jahres
verzog er nach Kassel, wo er in einem Kreise von
alten Freunden und Bekannten, geliebt und geehrt,
wie er es im vollsten Maße verdient hatte, seine Tage
verbrachte. Er verschied am 14. September nach
einem längeren Nierenleiden, von dem er im
Bade Wildungen vergebens Heilung gesucht hatte. —
Es verdient noch hervorgehoben zu werden, daß der
Verstorbene ein außergewöhnliches Talent für Sprachen
besaß und ein ausgezeichneter Klavierspieler von feiner
musikalischer Bildung war Sein Spiel, vereint mit
dem Geigenspiel des Professors Beneke war s. Z. in
Marburg berühmt. Nach dem Tode seines ältesten,
reichbegabten Sohnes, der nach vorzüglich bestandenem
Abiturienten-Examen im Anfang der 70er Jahre im
Bade Kreuth plötzlich verstarb, rührte er seinen Flügel
nicht mehr an. —
Gymnasialoberlehrcr vr. Albrecht Dieterich war
am 24. Mai 1820 zu Wolfhagen als der älteste
Sohn des dortigen Kantors Dieterich geboren. Von
seinem Vater, einem sehr tücht-gen Lehrer, wurde er
so weit vorbereitet, daß er in 3 1 / 2 Jahren das
Kasseler Gymnasium absolviren konnte. Er studirte
hiernach zu Marburg und Berlin Theologie und
Philologie. In Berlin waren Schelliug und
Hengstenberg, Lachmann und Böckh seine Lehrer, in
Marburg fühlte er sich am meisten angezogen von
dem geistvollen Professor der Philologie vr. Karl
Friedrich Hermann, den er in hohem Grade ver
ehrte. Diesem dankte er die hohe Begeisterung für das
klassische Alterthum, die ihn zeitlebens erfüllt hat.
Im Jahre 1845 begann er seine Lehrthätigkeit am
Gymnasium zu Kassel, 1848 wurde er mit der
Organisation des Progymnasiums zu Schlüchtern
betraut, das unter seiner Leitung rasch emporblühte.
Im Jahre 1850 wurde er an das Gymnasium zu
Hersseld versetzt. Hier hat er 35 Jahre lang, bis
zu seiner im Jahre 1885 erfolgten Pensionirung,
gewirkt. 1854 verheirathete er sich mit einer Tochter
des ausgezeichneten Direktors vr. Wilhelm Münscher,
welche 1873 verstarb. Dieser glücklichen Ehe entstammte
sein einziger Sohn Albrecht, dessen sorgfältige Erziehung
und wissenschaftliche Ausbildung ihm das größte Her
zensbedürfniß war. Und reiche Früchte hat diese Er
ziehung getragen; es gewährte ihm die größte
Freude, als sein Sohn Albrecht im vorigen Jahre
zu Bonn insigni cum laude das philosophische
Doktorexamen bestand. Auf das Innigste waren
Vater und Sohn miteinander verbunden. Der Eine
lebte, so zu sagen, in dem Andern. Nach seiner
Pensionirung zog vr. Dieterich zuerst nach Wahlers
hausen, hiernach kaufte er sich in Kirchditmold ein
Haus, um der von ihm fast zärtlich geliebten Wil
helmshöhe nahe zu sein. Im Zusammenleben mit
seinem Sohne, im Umgänge mit einigen Freunden,
in der Benutzung seiner bedeutenden Bibliothek und
in dem Genusse der Naturschönheiten der dortigen
Gegend, fand er seinen höchsten Genuß. Er starb
nach wiederholtem Schlaganfalle an Herzlühmung.
Der Verblichene war ein sehr frommer, charakterfester
Mann, ein treuer Hesse, ein ausgezeichneter Ge
lehrter auf theologischem und philologischem Gebiete.
Tausende von Schülern hat er herangebildet, und war
er auch ein strenger Lehrer, so meinte er es doch
gut mit ihnen, er nahm herzlichen Antheils an ihrem
ferneren Schicksal und freute sich ihres Wohlergehens.
Dankbar hat dies auch die große Mehrzahl seiner
Schüler anerkannt. Sie kannten seine Gesinnung,
sie wußten, daß sie sich ans ihn verlassen konnten;
sie werden ihm ein treues Andenken bewahren. Er
ruhe in Frieden.