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fetten führen mußte, weit mehr als in der
Absicht der beiden Theile. Solche Streitigkeiten
währten fast ununterbrochen von 1491—1506,
wo sie durch eine Sühne, die der Herzog von
Croy bewerkstelligte, beigelegt wurden
Auch das freundschaftliche Verhältniß Hermann's
zu Maximilian konnte, zumal nach dessen Thron
besteigung, nicht immer ungetrübt bleiben. Die
äußeren Beziehungen zwar blieben scheinbar die
besten; doch stand Hermann fest auf Seiten
seiner Kollegen, der übrigen Kurfürsten, zumal
des genialenBerthold von Mainz, um die
dem Reiche so nöthigen Reformen dem Kaiser
abzudringen * 2 ), wiewohl mit wechselndem Erfolge.
Da es dem Kaiser gelang, auf dem Reichstage
zu Köln im Jahre 1505 die Kurfürsten-Union
zu sprengen, brachte er die ihm lästigen Neu
erungen allmählich zu Falle.
Auf diesem Reichstage, dessen Glanz und Pracht
besonders hervortrat, ward Hermann vom Kaiser
in hervorragender Weise ausgezeichnet, der mit
Vorliebe seine geistvolle und witzige Unterhaltung
aufsuchte. Ritterspiel und Tanz und prächtige
Gastereien unterbrachen die Berathung der Reichs
angelegenheiten , und wenn wir hören, daß der
Kurfürst selbst auf dem Gürzenich den ersten
Reigen vortanzte, an dem auch die Aebtissin und
die Stiftsdamen von St. Marien und St. Ursula
zu Köln Theil nahmen, so sehen wir, daß er
seine geistliche Würde mit der eines Fürsten
des Reiches wohl zu vereinigen wußte 3 ).
In die Angelegenheiten seines Heimathlandes
hat Hermann wenig, aber immer segensvoll und
als treuer Berather seiner Verwandten eingegriffen.
Als Landgraf Heinrich III. im Jahre 1483 starb,
ernannte er seinen Bruder zum Vormunde seines
jungen Sohnes Wilhelm''). Der ältere dieses
Namens, der erstgeborene Sohn Landgraf Ludwigs
weilte zur Vollendung seiner Erziehung längere
Zeit am Hofe seines Oheims auf Schloß Poppels
dorf bei Bonn. Da bekanntlich der eine wie
der andere der beiden Vettern sich nicht lange
der Herrschaft ihrer Lande erfreuten, indem
der eine auf der Jagd einen frühen Tod fand,
der andere in geistige Umnachtung siel, vereinigte
Landgraf Wilhelm d. m. die hessischen Landes
theile sammt der Grafschaft Katzenelnbogen in
seiner Hand.
Am 30. Oktober 1500 hielt der zuletzt Ge
nannte seine Hochzeitsfeier mit Anna von Mecklen
burg in Kassel ab; der dazu geladene Graf von
') E nnen, III. 640—652.
2 ) Ranke, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Re
formation, 1-, S. 90, 97, 110, 113—117, 124.
3 ) Zeitschr. für Berg. Geschichte VI, 274.
st Rommel, 111.79, 120.
Nassau-Dillenburg, um seine Ansprüche an Katzen
elnbogen auch äußerlich geltend zu machen, hatte
an seiner Herberge zu dem seinigen das Wappen
dieser Grafschaft anheften lassen, das ihm aber
der Landgraf herabwerfen ließ. Es kam zu
ärgerlichen Auftritten, die nur durch Hermanns
Dazwischentreten ausgeglichen wurden, der im
Verein mit dem gleichfalls anwesenden Herzog
Georg von Sachsen den Nassauer beredete, seine
vermeintlichen Rechte gerichtlicher Entscheidung
anheim zu stellen, statt sie auf dem Wege der
Fehde geltend zu machen.
Im folgenden Jahre ließ Hermann allen An
spruch, den er bisher an Hessen aufrecht erhalten
hatte, zu Gunsten seines Neffen fallen. Auf
seinem Schlosse zu Homberg aber weilte er noch
öfter, und begann im Jahre 1504 den Neu
bau desselben, dessen Vollendung er aber nicht
erlebte st.
Eine noch jetzt im Kasseler Museum vorhandene
Kupfertafel, die früher über dem Haupteingang
zum Homberger Schlosse eingelassen war, giebt
davon Kunde.
Kurfürst Hermann starb am 27. September
1508 auf seinem Schloß Poppelsdorf. Die Leiche
wurde zu Schiffe, aufs prächtigste geschmückt, nach
Köln gebracht und im Dome beigesetzt, wo bis
zum Ende des vorigen Jahrhunderts sein Erz
standbild die Stelle zeigte, wo er begraben war.
Leider ist es in den wüsten Zeiten der fran
zösischen Revolution, als das linke Rheinufer 20
Jahre hindurch dem deutschen Reiche entrissen
war, von räuberischer Hand entwendet worden,
und ob ein neuerdings aufgefundener Metallsarg
seine sterblichen Reste wirklich enthält, ist un
gewiß.
Nicht minder ist ein von ihm testamentarisch
gestiftetes Saeramentshäuschen, ein Meisterwerk
späterer Gothik, jetzt lange verschwunden. Es
hat nicht Feindes Hand, sondern der Unge
schmack des Kölner Domkapitels selbst, in der
Blüthezeit des Zopfstiles im Jahre 1766,
leider in Stücke schlagen und in den Rhein
werfen lassen; nur wenige Trümmer davon hat
der junge Wallraf, der Gründer des Kölner
Museums, gerettet. Aber noch erblickt der Be
sucher im nördlichen Seitenschiffe des Domes
das herrliche Fenster, das alsbald nach dem Tode
seines Stifters hier eingesetzt wurde, und von
dessen geläutertem Kunstgeschmacke Zeugniß ablegt.
Und wenn wir einer Notiz des „Salon" vom.
Jahre 1842, Nr. 40 Glauben schenken dürfen,
so war es auch ein hessischer Künstler, Johann
st Landau, Ritterburgen. IV, 345 f.