290
Dahingeschiedenen gewidmeten warmen Nachruf mit
folgenden Worten: „Abgesehen von seiner Begabung,
von seiner Treue und Tüchtigkeit im Amte — er
war eine Zierde des Richterstandes — waren es vor
allem die fleckenlose Lauterkeit und Wahrhaftigkeit
seines persönlichen Charakters, seine freundliche, sich
stets gleich bleibende Herzensgute, seine, jeder Selbst
überhebung abholde, der Anerkennung fremden Ver
dienstes aber stets offenstehende Anspruchslosigkeit und
Demuth, welche ihm die ungetheilte Hochachtung und
Liebe aller, im Leben ihm irgendwie Verbundener
erworben habend
Pfarrer E r n st A u g u st B r a ck war im Jahre 182!
zu Kassel als der älteste Sohn des damaligen Lieute
nants im kurhessischen Leib-Dragoner-Regiment Konrad
Brack geboren. Er besuchte das Gymnasium zu Mar
burg, wohin sein Vater als Gensdarmerie-Rittmeister
versetzt worden war, studirte hierauf an der Landes-
Universität von Ostern 1642 bis Herbst 1846 Theo
logie. Hier war er ein sehr angesehenes Mitglied des
Korps Teutonia. Nach abgelegtem Examen begab
er sich nach Herrenbreitungen, wo sein Vater nach dessen
Uebertritt in den Civildienst seit dem Jahre 1843
als Rentmeister angestellt war. Im Jahre 1653
wurde er Pfarrgehilfe zu Geismar, Klasse Franken
berg, und im Jahr darauf zum Pfarrer der evangelisch-
reformirten Gemeinde in Rauschenberg ernannt.
Als solcher wirkte er, sich allgemeiner Hoch
schätzung und Beliebtheit erfreuend, fünfunddreißig
Jahre lang. Im Jahre 1888 trat er wegen Kränk
lichkeit in den Ruhestand. Ihm waren Charakterstärke
und köstlicher Humor in hohem Grade eigen. Dem
treuen, stets zuverlässigen Freunde, dem deutschen Bieder
mann in des Wortes vollster Bedeutung, werden alle,
die ihm im Leben nahe gestanden haben, ein ehrenvolles
Andenken bewahren.
Als wir vor Jahresfrist in unserer Zeitschrift
„Hessenland" ein Lebensbild des damals in Ruhe
stand getretenen Prorektors des Fuldaer Gymnasiums,
Professors I. Gegenbaur, entwarfen, da konnten
wir es freilich für kaum möglich halten, daß der,
wenn auch häufiger von rheumatischen Leiden heim
gesuchte, doch sonst körperlich noch rüstige und geistig
frische Mann so bald schon das Zeitliche segnen sollte.
Wir sprachen damals die Hoffnung aus, daß er jetzt
seine Muße zu gediegenen historischen Abhandlungen,
wie man sie aus seiner Feder gewohnt war, ver
wenden, und daß er namentlich eine quellenmäßig
bearbeitete „Geschichte des Fürstenthums Fulda", deren
Herausgabe er längst schon geplant hatte, vollenden
würde. Das wäre ein sehr verdienstvolles Unter
nehmen gewesen, da die bis jetzt erschienenen Ge
schichten des Hochstiftes Fulda in keinerlei Weise
den Ansprüchen, die man in wissenschaftlicher
Beziehung heut zu Tage an ein solches Werk zu
stellen berechtigt ist, entsprechen. Es hat nicht sollen
sein. Vor mehreren Wochen erlitt Professor Gegen-
baur einen Schlaganfall, dessen Folgen er am 17.
September zum größten Schmerze seiner Angehörigen,
die ein schönes glückliches Familienleben verband, so
wie zum Leidwesen aller, die ihm näher standen,
erliegen sollte. — Wir wiederholen hier kurz die
wesentlichsten Angaben aus seinem Leben, indem wir
im Uebrigen auf die ausführlichere Biographie in den
Nummern 20 und 21 des „Hessenlandes" vom vorigen
Jahre verweisen. Jakob Gegen baur war am
9. November 1819 zu Ahl bei Salmünster geboren.
Er besuchte von Herbst 1832 bis Ostern 1840 das Gym
nasium zu FuM, studirte hiernach auf der Landes
universität Marburg Mathematik, Philosophie und
Geschichte. Im Jahre 1841 redigirte er den von
Franz Dingelstedt, dessen Lieblingsschüler er am Gym
nasium gewesen war, herausgegebenen „Salon", setzte
dann seine Studien in Marburg fort, bestand im
Frühjahr 1844 sein Fakultätsexamen, trat im Herbst
desselben Jahres als Praktikant am Gymnasium zu
Fulda ein, durchlief die verschiedenen Stufen des
höheren Lehramtes, vom Hilfslehrer bis zum Ober
lehrer, wurde am 1. Oktober 1882 zum Prorektor
des Gymnasiums befördert und im Oktober 1883
zum Professor ernannt. Am 1. Oktober 1888 trat
er in den Ruhestand. 4 4 Jahre lang hat er un
unterbrochen an der Fuldaer Gelehrtenschule gewirkt
und sich die größten Verdienste um dieselbe erworben.
Dankbar erkennen dies seine Kollegen wie seine Schüler
an. Einer der letzteren, ein hervorragender hoch
angesehener Universitäts-Professor schrieb uns noch
vor wenigen Tagen, daß ihn das Hinscheiden Gegen-
baur's tief ergriffen und daß er diesen als Lehrer,
dem er viel verdanke, stets verehrt habe, und kürzlich
noch hat Julius Rodenberg dem unmehr Verblichenen
in seinem Essay „Franz Dingelstedt. Blätter aus seinem
Nachlaß" im Augustheft der „Deutschen Rundschau"
ein schönes Denkmal gesetzt. — Professor Gegenbaur
war ein sehr fleißiger Schriftsteller. Seine historischen
Arbeiten sind von besonderem Werthe. Sie beruhen
auf gründlichen Quellenstudien und zeichnen sich durch
musterhafte Sprache aus. Wir führen hier von seinen
Schriften an:
„Beitrüge zur Gelehrtengeschichte Futda's", I. die
Klosterschule (1856); „Geschichte der religiösen Be
wegung im Hochstifte Fulda während des 16. Jahr
hunderts" (1861); „Gangolf Hartung, eine fuldaische
Chronik aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts"
(1863); „Das Kloster Fulda im Karolinger-Zeit
alter": I. die Urkunden, II. „Buchonia und das
Grabfeld", III. „das Grabfeld" (1872 — 1874);
„Die Gründung Fulda's" (1878); „Das Grab König