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gar nicht berührt worden; sodann erkannte er
die kaiserliche Verfügung nicht an, und der
Kampf dauerte fort.
Keine der beiden Parteien war stark genug,
um einen entscheidenden Schlag auszuführen,
wohl aber uni Handel und Wandel in der
empfindlichsten Weise zu stören. Die erzbischöf
lichen Besatzungen in Brühl, Lechenich, Rvlands-
eck und anderen Orten, und die rheinabwärts
in Linn, Uerdingen und Kempen, thaten den
Gegnern unleidlichen Schaden, namentlich durch
Plünderung der Schiffe und Waarenzüge.
Niemanden war dies auf die Dauer lästiger,
als der Stadt Köln. Sv wurde es denn für
den Ausgang des Kampfes entscheidend, als am
5. Juni 1477 zwischen ihr und dem Administrator
Hermann ein Vertrag zustande kam, durch den
beide sich verbanden, dem Erzbischof Ruprecht
die festen Schlösser Brühl und Lechenich, die
Hauptstützpunkte seiner Macht, zu entreißen'),
damit endlich Frieden werde im Lande.
Bald war Hermann auch im unbestrittenen
Besitze des Ober- und Mittelstiftes, nur das
Niederstift mit Kempen, Uerdingen und Linn
hielt noch mit Ruprecht Stand. Da entschloß
sich die Stadt Köln, auch gegen diese Aemter
dem Verweser ihre Streitkräfte zur Verfügung
zu stellen. In raschem Anlauf wurden Stadt
und Schloß Uerdingen am 11. Juni genommen,
am folgenden Tage unterwarfen sich gutwillig
alle Orte des Ländchens Linn. Nur diese Stadt
selbst machte noch Schwierigkeiten, ihre Thore
zu öffnen und Hermann schickte sich an, sie mit
Waffengewalt zu zwingen. Auf sein Gesuch
schickten ihm die Kölner zwei Büchsen, die große,
neue, und die alte; deren Wirkung war der
artig, daß die Stadt bereits am 24. Juni
kapitulirte.
Nunmehr gab sich Erzbischof Ruprecht selbst
verloren. Er trat am 9. Juli mit Vergleichs
vorschlägen hervor, die am 26. Juli unter Ver
mittelung des Herzogs von Jülich in der Stadt
Köln zu einem endgiltigen Abkommen führten:
Ruprecht verzichtete zu Gunsten Hermanns auf
die Regierung des Erzstiftes, wogegen ihm der
Titel gelassen und eine jährliche Rente von
2000 fl. ausgesetzt wurde.
Damit schien der Kampf beendigt. Alle erz-
bischöflichen Anhänger leisteten Hermann den
! ) Lacoinblet IV. 485.
Eid und auch sämmtliche Städte, Aemter und
Schlösser, die noch nicht bezwungen waren,
gingen zu ihm über. Nur zwei westfälische
Städte, Arnsberg und Eversburg, weigerten
fick, den Administrator anzuerkennen. Sie fan
den Unterstützung an dem Herzog von Cleve.
Vergebens wandte sich das Kapitel nach Rom
mit der Bitte, den erzbischöflichen Stuhl nun
mehr , nachdem Ruprecht verzichtet, dem Admi
nistrator Hermann zu verleihen. Ruprecht faßte
vielmehr wieder Muth; er verließ das ihm
überlassene Schloß zu Lechenich und eilte iu
das Erzstift Mainz, um hier der heimathlicheil
Pfalz näher zu sein. Alleül hier fand- er nach
dem Tode seines Bruders nicht mehr die ge
hoffte Unterstützung. Ungeduldig wollte er am
Sonntag Lätare 1478 (den 1. März) allein
über den Westerwald nach Arnsberg reiten.
Da ward er bei Driedorf von einem Edelmann,
Johann von Waldendorf, erkannt. Der ritt
ihm nach, und da der Erzbischof im tiefen Schnee
den Weg verloren hatte, holte ihn der Ritter
ein und nahm ihn gefangen. Ruprecht wurde
zu Landgraf Heinrich gebracht, der ihm 8 Tage
später die Burg Blankenstein bei Gladenbach
als fürstliches Gefängniß anwies.
Nunmehr war endlich der Urheber allen
Streites unschädlich gemacht. Am 6. Juli 1478
.kam durch Landgraf Heinrichs Dazwischentreten
ein endgiltiger Vertrag zu Stande, kraft dessen
Ruprecht auf das ganze Erzstift — diesmal auch
auf den Titel eines Erzbischofs - gegen eine
Rente von 4000 fl. verzichtete und sich sogar
anheischig machte, zur Erlangung der päpstlichen
Bestätigung für Hermann mitzuwirken.
Gleichwohl und obzwar Erzbischof Ruprecht
am 26. September nochmals auf freiem Felde
vor Blankenhein in Gegenwart einer päpstlichen
Kommission feierlich Verzicht geleistet hatte,
trug mau in Roni Bedenken, Hermann die Be
stätigung als Erzbischof zu gewähren. Dies
geschah erst, als Ruprecht am 16. Juli 1480
zu Blankenhein gestorben war. Am 11. August
fand nun zu Köln nochmals eine Neuwahl statt,
vie aber natürlich nichts weiter als eine bloße
Förmlichkeit war. Die päpstliche Bestätigung
erfolgte am 15. November und am 6. Februar
1481 wurde dem neuen Erzbischof das Pallium
im Dom zu Köln feierlich überreicht.
(Schluß folgt.)