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zweiten Bande. Ein reiches, warmes Gefühlsleben
pulsirt in den Gedichten, Heimath und Vaterhaus,
Lenz und Liebe geben den Stoff zu freudig erregten
und ernsten Gesängen. Die politischen Lieder mögen
Bielen, die anderer Meinung sind als der Verfasser,
oder die mit Goethe denken: „ein politisch Lied, ein
garstig Lied/ weniger zusagen, doch wird man auch
ihnen den poetischen Werth nicht absprechen. „Ein
i 1 Menschenleben^ ist der zweite Band betitelt und in
der That, cs spiegeln sich in demselben das eigene
Leben des Verfassers, die bewegten Zeiten, die er durch
gemacht, seine Bestrebungen, seine Hoffnungen und
Täuschungen, seine Irrthümer wieder und wie ein
Widerhall aus tiefem Herzensgründe klingt sein
Schlußwort:
Was ich wollte, was ich sollte.
Schlug nicht immer glücklich ein,
Denn der finstere Himmel grollte,
Wenn ich baut auf Sonnenschein.
Und die Jahre, die geraten,
Waren anch nicht alle gut.
Denn es treibt auf diesen Pfaden
Nur zu leicht der Jugendmnt.
Keiner reiße fromm und weise,
Drum den Kranz vom Grabe mir,
Und beim Tadel, wie beim Preise,
Denkt: ich war ein Mensch wie Ihr. —
Den Freunden der Trabert'schen Muse wird die
Nachricht willkommen sein, daß demnächst der dritte
Band seiner deurschen Gedichte aus Oesterreich unter
dem Titel „Trösteinsamkeit" erscheinen wird.
So eben erschien im Verlage von Otto Janke zu
Berlin „Strom schnellen/ Roman von Hugo
Frederking, 3 Bände. Wir werden auf dieses
Werk unseres hessischen Landsmannes und Dichters in
einer späteren Nummer zurückkommen. A.
Eine treffliche Schrift ist das soeben in geschmack
voller Ausstattung im Verlage derN. G. Elw ert'schen
Universitäts-Buchhandlung zu Marburg erschienene
Büchlein: „Marburg, seine Hauptgebäude, Institute
und Sehenswürdigkeiten nebst Chronik der Stadt und
Universität und einem Führer in Marburgs Um
gebungen. Mit dem Plane der Stadt und zwanzig
Abbildungen nach Originalzeichnungen."
Verfasser dieses Büchleins ist der Universitäts
Buchdrucker Johann August Koch, ein geborener
Marburger, der mit der geschichtlichen Entwickelung
seiner Vaterstadt wohl vertraut und von großer
Anhänglichkeit an dieselbe durchdrungen ist. Als
Zweck seiner Schrift bezeichnet er in seinem Vor
worte: Marburg, die alte Perle des Hessen
landes, in seiner Gegenwart in Wort und Bild
dem Fremden, wie Einheimischen vorzuführen, um
dazu beizutragen, daß diese durch ihre Lage so be
günstigte Stadt, die alte berühmte Pflanzstätte der
Wissenschaft, sich mehr und mehr Freunde erwerbe
und erhalte. — Ohne Zweifel wird das Büchlein
eine sehr günstige Aufnahme finden.
Vom Dechant H. F. Müller in Kassel,
welcher sich bekanntlich als geistlicher Komponist,
namentlich durch sein „Weihnachts-Oratorium", einen
sehr geachteten Namen erworben hat, wird demnächst
im Verlage von A. Maier in Fulda ein neues
Werk: „Die heilige Elisabeth", geistliches Festspiel
in 7 Bildern, für Soli, vierstimmigen gemischten
Chor mit Klavierbegleitung und verbindenden Text,
zur Aufführung mit lebenden Bildern, erscheinen.
Abriß einer Geschichte des Hessen
landes (mit Ausschluß der nach dem Tode
Philipps des Großmüthigen abgezweigten Ge
bietstheile) zum Gebrauche der Schule zusammen
gestellt von Carl Wagner, Oberlehrer am
König! Wilhelms-Gymnasium zu Cassel. Cassel,
Verlag von E. Hühn. 1889. (30 52 Seiten.
Preis 75 Pf. kartonnirt.)
Wir müssen vor allem dem Verfasser dafür sehr-
dankbar sein, daß er dies für das Bedürfniß der
Schüler geschriebene, ursprünglich nur für die
Schüler bestimmte Büchlein, durch den Buchhandel
weiteren Kreisen zugängig gemacht hat/) damit ist
er einem längst und dringend gefühlten Bedürfnisse
entgegengekommen. Auch darf man mit der Lösung
der Aufgabe, die eigenthümliche Schwierigkeiten bietet,
vollauf zufrieden sein, da es, trotz des engen Raumes,
dem Verfasser gelungen ist, von der chattischen Vor
zeit bis zur Gegenwart ein kurzes Abbild hessischer
Geschichte zu geben, in dem man von wichtigen
Strichen nur wenige vermißt und in dem fast keine
Linie verzeichnet erscheint. Die unbedeutenden Mängel,
die dem Merkchen noch anhaften, erklären sich aus
den benutzten Hilfsmitteln, die zum großen Theile
minder wichtig — wie Nr. 3 bis 8 und Nr. 13 des
S. 52 gegebenen Verzeichnisses — oder wie Nr. 6
völlig werthlos und für Laien gefährlich sind. Eine solche
Zusammenstellung dient zugleich als Litteraturangabe
für Leser, die sich selbst weiter unterrichten wollen,
und da müßten statt obiger Bücher andere werth
vollere Schriften aufgeführt sein. Ich nenne hier
nur: Reh ms Handbuch der Geschichte beider Hessen
bis 1648, Arnold, Ansiedelungen und Wanderungen
deutscher Stämme 1875 u. ö., Vilmars hessische
Chronik (1854) und Hoffmeisters historisch-genea
logisches Handbuch (3. Aust. 1874), sowie vor allem
sämmtiche 25 Bände der Zeitschrift des Vereins
für hessische Geschichte und Landeskunde nebst den
Supplementen. Zuletzt die „Allg. Deutsche Biographie".
*) Rühmend anzuerkennen ist, daß beide Kasseler Gym
nasien die hessische Geschichte schon länger in ihren Unter
richtsplan für Secunda ausgenommen haben.