Wie ragen kühn die Burgen
Von Waldesgrün umlaubt.
Und, leuchtend, ruht mein Auge
Auf Bergen und Gefild;
Stets hüt' ich treu im Herzen
Dies theure Heimathbild.
Hcorg Kkäßner.
In Kch«»»ilmev «irr o sächs Franzose. )
(Historisch.)
Es harr^) i de Franzosezeit
In Rewelsderfer Bür')
Äus reener Liew ö Lost gefreit')
Dos scheuste Mäje nür.
Hä drocht seng Früh oft o seng Brost. fl
Ö Anne dreize bräßt 6 ) hä Most.
Ee große Wäschbett 7 ) harre voll
Scho i demm Häusehnfl stieh.
Off eemol drommeld es bie doll
Ö pfeff ö blüß bie nie:
Franzose bahre iemaschiern
Ö wolle Alles moddsakriernfl.
Es komme ööch züm Rieweleng
So sächs vo derre Küll 10 ).
Die schie, jong Früh langt Asse schweng ")
Ö Schnaps, ee gahns Bodäll;
Doch lüsse see dos Alles stieh
Ö zärrte o dr Früh net schie.
Do ross dr Bür wüll dorch die Dehr,
Vom Ehn äus: „Halt, zerreck!
Die Früh es meng! Die Früh hett mär!
Es dos ee Ohd, ee Scheck? '*)
Do äßt ö drenkt, so veel ehr wollt;
Doch sowos wedd hei nett gedolld!"
Do zoje see vom Lärrer l3 ) blos
Ö flüchte: Sabberlod!
See stürmte off de Bür nü los
Ö kräsche: „Schmeißten dod!"
Doch fer de Bür worsch grood ee Kost.
Hä schmeß die sächs Käll i de Most. 'fl .
Met senge Fäist'fl wüsch hä da äus
De sächs Rock ö Gestell,
Ö worf see da dr Häusdehr näus
Ö ross: Bär noch bvs well,
De komm nür här! de komm doch rieh!
Na, es meng Früh net wongerschie?" 16 )
Kurt Iluhn.
*) Ein Schwälnier nur und sechs Franzosen, fl hatte
3 ) Ein Riebelsdörfer Bauer 4 ) geheirathet s ) Er drückte
seine Frau oft an seine Brust. *) preßte T ) Eine große
Waschbütte fl Hausflur fl massakriren °) Kerl ") Die
schöne, junge Frau holte Essen geschwind 'fl Da rief der
Bauer wohl durch die Thür: „Halt, zurück! Die Frau
ist mein! Die Frau gehört mir! Zst das eine Art, ein
Schick? 'fl Leder 'fl Er schmiß die sechs Kerle in den
Most, 'fl Mit seinen Fäusten 'fl Und ries: „Wer noch
was will, der komme nur her! der komme doch herein!
Na, ist meine Frau nicht wunderschön?"
Aus alter und neuer Zeit. ^
Hessens letzte Lehnsbraut. Wilhelm I., 146$
geboren und 1555 zu Spangenberg verstorben, regierte
1483—1493. Bon ihm wird gesagt, daß er „zuvor
ein redlich Vernunft nnd gut Verständniß gehabt
hätte", daß er aber nach einer gleich seinem Groß
vater Landgraf Ludwig in das gelobte Land 1491
unternommenen Reise 1492 gemüthskrank zurückgekehrt
sei, weshalb er seinem jüngeren Bruder Wilhelm II.,
dem Mittleren, die Alleinherrschaft abtrat. Wilhelm I.
war als wohlwollender leutseliger Fürst bei den
Bürgern Kassels sehr beliebt. Er gab denselben im
„Hochzeitshaus", an dessen Stelle jetzt der „Stadt
bau" steht, oft Feste, ließ ihnen zum Tanze aufspielen
und machte — der Regierungssorgen vergessend —
mit seiner Gemahlin, der stolzen Anna von Braun
schweig, wohl auch selbst ein Tänzchen. Ein solches
Fest veranstaltete der Fürst auch 1490 vor Beginn
der Fastenzeit. Unter den Theilnehmern befand sich
der reiche Schlächter Kilian mit seiner einzigen Tochter-
Maria. Mit Schnabelschuhen und rothen wollenen
Strümpfen — dem Abzeichen der Metzger — bekleidet,
schritt er durch die gaffende Menge neben dem Pferde,
welches seine schöne Tochter zum „Hochzeitshaus" trug
nnd das von einem jungen Mann geführt wurde,
welcher Maria's Verlobter war. Als Schlächter tüchtig
im Geschäft war Valentin — so hieß der junge Mann
— schön von Gestalt und unbescholtenen Rufes. An
der Festlichkeit nahm derselbe nicht Theil, eilte vielmehr,
nachdem er seine Verlobte bis zum Festlokal begleitet
hatte, in das in der obersten Gasse gelegene Wohn
haus seines zukünftigen Schwiegervaters, um dessen
Geschäfte diesen Abend „in allen Ehren allein zu
führen." War ihm doch bekannt, daß seine Verlobung
mit Maria von Meister Kilian diesen Abend öffent
lich kund gegeben werden sollte. Und in der That
wartete dieser nur auf einen günstigen Augenblick, um