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er sein vielbewegtes Leben schloß, (27. Februar 1821)
zur Ruhestätte, während bis dahin die Regenten
von Hessen-Kassel seit Philipp dem Großmüthigen
in der St. Martins-Kirche zu Kassel beigesetzt
worden waren. Seine Hülle ruht unter einem
Sarkophage von carrarischem Marinor mit einem
schlafenden Ritter in voller Rüstung darauf in
die Gruft mit folgender Inschrift:
,Marmors Iioe inetusus quisseit villae
hujus conditor, Guilielmus J. 8. R. J.
Elector. Hassiae Landgravius, P. P. vixit
a LXXVII. in. VII. d XXVIII.')
Die wahrhaft großartigen Trauer-Feierlichkeiten
(14. März 1821) bei Beisetzung in der Löwenburg
sind von Professor Friedrich Müller ausführlich
3 Deutsch: „In diesem Marmor eingeschlossen, ruht dieses
Schlosses Gründer, Wilhelm des heiligen
römischen Reiches Kursürst, Landgraf von
Hessen, im Alter von 77 Jahren 7 Monaten
28 Tagen. Nach der Darstellung der qedruckten '
„Führer durch Kassel " wird diese In
schrift aus dem Sarkophage in der Kapelle
gesucht, auf welchem nur steht i Ruhl fec.
1800, während sich dieselbe nach Mittheilung
beschrieben?) Hervorgehoben werden soll hierbei
nur, daß wie bei den meisten fürstlichen Leichen
begängnissen, so auch bei diesem ein Trauer-
Marschall in schwarzer Rüstung auf schwarz be-
hangenem Pferde dem Sarge folgte, dies Mal
ein Kammerjunker von Eschwege. Da derselbe
bald danach starb, erneuerte sich die alte im Volke
pirschende Sage, daß der Trauer-Ritter seinem
Herrn zunächst im Tode zu folgen habe. Doch
erklärt sich der rasche Todesfall naturgemäß da
mit, daß dieser Ritter, ehe er in die Gruft hinab
stieg, die ihm ungewohnte, schwere Rüstung ab
legte, und dann in der Tiefe eine plötzliche Ab
kühlung erhielt, welche den Tod unvermeidlich
zur Folge hatte. (Schluß folgt.)
der Kastellans-Familie am Sarge in der unter
der Kapelle gelegenen und gleich nach der
Leichenfeier verschlossenen Gruft befindet. Die
Verschiedenheit des angegebenen Alters mit
der Wirklichkeit (Wilhelm !, war geboren 3.
Juni 1743 und gestorben 27. Februar 1821,
also 77 I. 8 Mon. 24 Tg.) läßt sich daher
nicht aufklären.
*) st. O. S. 136 fg.
Fohannisberg.
Historische Mi;ze von % Iw eng er.
(Schluß. S. Nr. 14.)
Die Herrschaft des Erbprinzen Wilhelm Fried
rich von Oranien-Nassau, Linie Nassau-Dillen-
burg, über das Fürstenthum Fulda sollte leider
nur wenige Jahre dauern. Die Schlacht von
Jena am 14. Oktober 1806 machte seiner Re
gierung ein Ende. Große Verdienste hat sich der
dreißigjährige thatendurstige Regent in dieser
kurzen Spanne Zeit um sein Land erworben.
Viele seiner Schöpfungen bestehen und dienen heute
noch dem Volkswohle, wir wollen hier nur das von
ihm am 18. August 1804 gegründete Landkranken
haus zu Fulda nennen. Als echter deutscher
Patriot widerstand er mit Mannesmuth dem
Ansinnen und den Verlockungen des Kaisers
Napoleon, dem Rheinbünde beizutreten, und als
im Jahre 1806 der Krieg zwischen Preußen und
Frankreich ausbrach, da säumte er keinen Augen
blick, zu dem preußischen Heere zu eilen, in welchem
er die Stelle eines Generals einnahm. Das aber
hatte den Verlust seines Landes zur Folge.
Wenige Tage nach der Schlacht von Jena rückte
der Marschall Mortier, derselbe französische
General, welcher am 1. November 1806 Kassel
besetzte und das Kurfürstenthum Hessen für Frank
reich in Besitz nahm, in Fulda ein, erklärte im
Namen des Kaisers Napoleon den Prinzen von
Oranien seiner Lande entsetzt, richtete in Fulda die
französische Verwaltung ein und ließ am 27. Oktbr.
dem Kaiser Napoleon huldigen. Anders war sein
Stammesvetter der Fürst Friedrich August von
Nassau-Usingenverfahren. Der tratdemRheinbunde
bei, sein Fürstenthum wurde zum Herzogthum
erhoben und erhielt einen beträchtlichen Landes
zuwachs, nachdem ihm schon durch den Reichs
deputationshauptbeschluß vom 25. Februar 1803
der Rheingau zugefallen war.
Nach der Katastrophe von Jena hatte der Fürst
von Nassau-Usingen nichts eiliger zu thun, als
den Johannisberg, dessen besondere Besitzergreifung
man französischerseits übersehen hatte, zu annek-
tiren.*) Am 16. November 1806 erschienen
die herzoglichen Kommissarien, Hofgerichtsrath
Schmidt von Rüdesheim und Regierungsrath
Rottwitt von Wiesbaden daselbst, und nahmen
ein vollkommen stilgerechtes Sequester-Protokoll
auf. Aber der Herzog von Nassau hatte dies
*) Wir folgen hier den Angaben Karl Brauns in seiner
bekannten Schrift über den Johannisberg, auf die wir be
reits in unserem vorigen Artikel verwiesen haben,