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Treu schirmend das Werk, das große,
Das Er für Gott vollbracht. —
Als ihm die Hand sie boten,
Da schlossen den Bund zugleich:
Die alte römische Kirche,
Das junge germanische Reich.
Z. Hrincan.
Assekuranz *).
Die guten Zeiten sind dahin,
Wo noch beim Häuserbaucn
Der Bauherr hegte frommen Sinn
Und wahres Gottvertrauen.
Denn wo ein Haus vollendet stand,
Schrieb man ob Thor und Pforte:
„Es steht dies Haus in Gottes Hand"
Und sonst noch Bibelworte.
Verschwunden ist die Sitte ganz
Von jedes Hauses Schwelle,
Ein Schild der Assekuranz
Hängt an des Spruches Stelle.
Obgleick der Herr dreihundert Jahr
Gar manches Haus beschützet,
Heut wird es Keinem offenbar,
Daß solch ein Spruch noch nützet.
Man sagt: „Das war vor Zeiten gut,
Doch heut ist's klar und faktisch.
Daß es der Glaub' allein nicht thut,
Drum ist er auch nicht praktisch.
Das Feuer ist ein Element,
Es schützt kein bloßes Segnen,
Und Allem, was man irdisch nennt,
Muß irdisch man begegnen.
Trotz Lied und Spruch ward manches Dach
Den Flammen doch zum Raube,
Durch Schaden kommt dann nach und nach
In Mißkredit der Glaube.
Fromm-gläubig war die Welt einmal;
Doch jetzt ist sie vernünftig,
Und was sie sonst dem Herrn empfahl —
Versichert sie nun künftig."
Karl I-inck
*) An einem alten Hause an der Geseriede in Hannover
ist über der Thür der Spruch:
Wer Gott verträumet
Hat wohl gebauwet —
durch ein Schild der Assekuranz folgendermaßen unter
brochen:
WER GO s Versichert ITRAUWET
HAT WO) Elberfeld. JBAUWET.
Die fünsundzwanzigstc Jahresversammlung des
Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde.
Die diesjährige Hauptversammlung des hessischen Ge
schichtsvereins fand am 18., 19. und 20. Juli zu
Marburg statt. In der am Abend des 18. in
den Räumen der Museumsgesellschaft abgehaltenen
Sitzung des Gesammtausschusses, an welcher sich der
Vorsitzende des Vereins, Major v. Stamford, die
Vorstandsmitglieder Lenz und Rogge-Ludwig aus
Kassel, Er. Wackernagel aus Hanau, sowie von
Seiten des MarbnrgerZweigvereins dessen Vorsitzender,
Archivrath Er. Könnecke, und dessen Stellvertreter,
Oberst Nebelthan betheiligten, wurden Vereins-
angelegenheiren berathen, sodann die Tagesordnung
für den folgenden Tag und die der Beschlußfassung
der Versammlung zu unterbreitenden Anträge fest
gestellt. Dieser Sitzung folgte eine in fröhlicher
Stimmung verlaufende gesellige Vereinigung einer
großen Anzahl Marburger und inzwischen aus Kassel
und anderen Orten eingetroffener Vereinsmitglicder.
Am folgenden Morgen fand die Besichtigung der
hauptsächlichsten Sehenswürdigkeiten der Stadt,Elisabeth-
kirche, Universitätsgebäude, lutherische Kirche rc., unter
Führung des Bauinspektors Schwammborn statt
und begab man sich dann nach Einnahme eines
Frühstücks im Bücking'schen Garten in das Schloß,
um zunächst hier die Sammlung hessischer Alter
thümer zu besichtigen, deren Reichhaltigkeit und vor
treffliche Anordnung, welche der unermüdlichen kunst
verständigen Thätigkeit des Konservators Bickell zu
verdanken ist, das Staunen Aller erregte. Beim
Eintritt in diese Sammlungsräume, den sog. kleinen
Rittersaal und die unteren Räume des Südbaues,
begrüßte der Vicebürgermeister Professor Er'
Schmidt-Rimpler in Verhinderung des Oberbürger
meisters Schüler die Versammlung mit herzlichen
Worten im Namen der Stadt und schloß seine
Anrede mit den Worten: »Möge sich Ihr
historischer Sinn an den Erinnerungszeichen ferner
Vergangenheit erfreuen, möge durch Ihre Arbeiten und
durch den Austausch der Gedanken neue Förderung
der Geschichtskunde erwachsen, möge daneben aber
auch in unserer alten und doch so jugendfrohen
Stadt heilere Geselligkeit Ihr Herz erquicken."
Zur festgesetzten Stunde, um 12 Uhr, wurde dann
in dem großen Rittersaale des Schlosses die Jahres
versammlung, zu welcher sich etwa 70 Herren und
Damen eingefnnden hatten, durch den Vorsitzenden
des Gesammtvereins, Major a. D. v. Stamford,
mit einer Anrede eröffnet, mit welcher er die Anwesenden
begrüßte und dann der Fortschritte gedachte, welche
der Verein seit seiner ersten und zweiten Versammlung
in dieser Stadt in den Jahren 1863 und 1875 in
seiner Entwickelung gemacht habe, dabei besonders die
seitdem durch das kunstverständliche Walten des
Konservators Bickell geschaffene Sammlung mittel