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er häufig in seinen Angelegenheiten in Anspruch
nahm. Dort lernte bekanntlich der Kurprinz
seine nachmalige Gemahlin, die Fürstin Gertrude
von Hanau, auf einem Balle, den der in Bonn
anwesende General Croussel gab, kennen. Die
Schwierigkeiten, die sich der Verehelichung ent
gegenstellten, sind zu bekannt, als daß wir hier
näher darauf einzugehen brauchten. Nur das
wollen wir erwähnen, daß Professor Mackel-
dey es war, der dem Kurprinzen bei dem Mangel
der elterlichen Einwilligung zu seiner Ver-
heirathung über diese Schwierigkeit hinweghalf.
Jener hatte nämlich herausgefunden, daß in
Westfalen ein protestantischer Ort existire, der
einst unter der Landeshoheit der Aebtissin von
Essen gestanden, und weil diese keine oberkirchliche
Befugnisse über denselben hatte, so wurden sie
vorkommenden Falls von den Ortspfarrer selbst
ausgeübt, an welcher Berechtigung auch die
spätere Zeit nichts geändert hatte. Mit dem In
haber einer geistlichen Gewalt, die von dem
Nachweis elterlicher Einwilligung und auch vom
öffentlichen Aufgebot dispensiren konnte, wurde
sich also verständigt, und von ihm ist unter
Assistenz der mitgebrachten Zeugen die Trauung
in der dortigen Pfarrkirche vollzogen worden.
Eine Art von Erstna-Ereeii hatte aus der Ver
legenheit geholfen. Nachträglich ist denn auch
die Einwilligung des Kurfürsten hinzugekommen.
So zu lesen in des Professors Friedrich Müllers
Werke „Kassel seit siebzig Jahren". Auch später
»och soll der Kurprinz, als er schon Mitregent
geworden war, öfter in Staatsangelegenheiten
den Rath Mackeldey's eingeholt haben, wie denn
auch die in Kurhessen verbliebene Familie des
jüngeren Bruders des Professors, des nach
maligen Vorstandes des Justizministeriums in
Kassel, Friedrich Mackeldey, gestorben im Jahre
1865 als Obergerichtspräsident in Fulda, sich
stets des besonderen Wohlwollens des Kurprinzen
und Kurfürsten Friedrich Wilhelm zu erfreuen
hatte. —
Ein Biograph Mackeldey's schildert dessen treff
lichen Charaktereigenschaften in dem „Neuen Nekro
loge der Deutschen", Jahrgang 1834, wie folgt:
„Als Mensch gehörte Mackeldey in jeder Beziehung
zu den erfreulichsten und wohlthuendsten Er
scheinungen. Ein hingebendes Wohlwollen für
Jedermann, Innigkeit des Gemüths und ein sehr
reger Sinn für alles Gute und Schöne, ver
bunden mit einer unbeschreiblichen Liebenswürdig
keit seines ganzen Wesens, Uneigennützigkeit,
strenge Rechtlichkeit, Geradheit und Biederkeit,
sowie ein tiefer Abscheu gegen alles Schlechte in
jeglicher Gestalt, zeichneten ihn sein ganzes Leben
hindurch rühmlich aus." — „Der Lehrberuf",
heißt es ferner daselbst, „war ihm über Alles
theuer; ihm opferte er willig Muße und Gesund
heit, denn nur dem unbegrenzten Eifer für seine
Amtspflicht konnte es zugeschrieben werden, wenn
er sich zu einer Zeit, als sein schweres Hämvrhvi-
dalleiden, verbunden mit heftigen Gichtan
fällen, den Körper bereits in seinen Grundfesten
erschüttert und eine außerordentliche Höhe erreicht
hatte, noch täglich nach dem Hörsaale tragen
ließ, um durch einen mehrere Stunden lang mit
gewohnter Heiterkeit und Ruhe fortgesetzten Vor
trag eine wahrhaft herkulische Probe von seltener
Herrschaft des Geistes über den Körper abzulegen.
— Auch seine häuslichen Tugenden verdienen
noch rühmliche Erwähnung. Er lebte in einer
sehr glücklichen Familienverbindung, wie sein
Herz deren würdig und bedürftig war". —
Zu Ende des Jahres 1833 hatten seine körper
lichen Leiden einen bedenklichen Grad erreicht;
das Uebel machte weitere Fortschritte, so daß er
sich im Juni des folgenden Jahres einer Operation
unterziehen mußte, die zwar dein Kranken für-
einige Zeit Erleichterung brachte, Genesung aber
nicht bewirken konnte; sein Leiden schritt unauf
hörlich fort, die Kräfte sanken allmählich bis zur
tödtlichen Erschöpfung herab. Bis einige Stunden
vor dem Tode behielt der Kranke den vollen
Gebrauch seines Verstandes, mit vieler Seelen
ruhe traf er, über den tödtlichen Ausgang nicht
mehr im Zweifel, die erforderlichen häuslichen
Anordnungen, und verschied am 20. Oktober 1884
im Alter von fünfzig Jahren, tief betrauert von
seiner Gattin und seinen sechs noch unversorgten
Kindern, die in ihm den zärtlichsten Gatten, den
liebevollsten Vater verloren. Reichthümer hatte
er bei seiner idealen Lebcnsrichtung nicht er
worben, die Staatsregierung, welche den hohen
Werth des Verblichenen wohl zu würdigen
wußte, sorgte in freigebiger Weise für die An
gehörigen des Verblichenen. Aber nicht diese allein
beklagten sein frühes Hinscheiden, die Theilnahme
war eine allgemeine, selbst die früheren erbitterten
Gegner versagten ihm nicht die Anerkennung
seines trefflichen Charakters, seines redlichen
Strebens, seines erfolgreichen Wirkens als einer
der ersten und ruhmreichsten akademischen Lehrer
in unserem deutschen Vaterlande. —
Mackeldey's schriftstellerische Thätigkeit war
eine sehr umfangreiche. Es würde zu weit führen,
wollten wir hier seine Schriften einzeln erwähnen,
sie finden sich angegeben in Strieder's „Grundlage
einer hessischen Gelehrten-, Schriftsteller- und
Künstlergeschichte", Bd .19, herausgegeben von K.
W. Justi, Marburg 1831, ferner in dem „Neuen
Nekrolog der Deutschen", 12. Jahrgang 1834,
und in dem vortrefflichen Artikel des Professors
Stintzing über Mackeldey in der von der Akademie
der Wissenschaften in München herausgegebenen