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lohannisberg.
Historische Skizze von F. Sw eng er.
(Fortsetzung.)
Nach der Rückkehr vom Johannisberg in seine
Residenzstadt Fulda, berief der Fürstabt Kon
stantin von Buttlar die Baumeister Dientzen-
höfer*) von Bamberg und Rosini aus Sachsen,
um Risse für Schloß- und Kirchenbau am Jo
hannisberg zu entwerfen. Nachdem der Fürst
Konstantin dieselben geprüft, auch den Mainzer
Architekten GaÜasini darüber zu Rath gezogen
und einen Bauplan bestimmt hatte, wurden einst
weilen die nöthigsten Bauvorkehrungen angeordnet
und ausgeführt. Das Bauwesen, dessen Leitung
dem Mainzer Hofbaumeister Hörwarth übertragen
wurde, begann, wie bereits in voriger Nummer
erwähnt, erst im Jahre 1717. Die künstlerischen
Arbeiten besorgte der fuldaische Hofmaler Wohl-
haupter.
Während sich der Schloß- und Kirchenbau auf
den alten Klostertrümmern am Johannisberg
allmählich erhob, wurden die sehr vernachlässigten
Weinberge erweitert und mit besseren Reben,**)
als bisher, bepflanzt, überhaupt keine Kosten ge
scheut, um den Johannisberg nicht nur zu einer
prachtvollen, sondern auch zu einer einträglichen
Besitzung zu gestalten. Die Bau- und Ver
besserungskosten betrugen weit mehr als die ersten
Erwerbs-Kosten. Schlereth führt in seinem Ar
tikel über den Johannisberg die Kosten einzeln
an und nach seiner Berechnung betrug die Summe,
welche Fulda für die Erwerbung, die Bauten
und die Verbesserung des Johannisberges inner
halb einiger Jahren verwendet, 223 347 Gulden,
bei dem Werthe des Geldes in jener Zeit, aller
dings eine ganz erhebliche Summe. Die Nach
folger Konstantin's von Buttlar als Fürstübte
von Fulda: Adolf von Dalberg und Amand
*) Derselbe Baumeister, welcher unter dem Fürstabte
Adalbert I. von Schleifras von 1704—1712 die Domkirche
zu Fulda erbaut hatte.
**) Mit Rüdesheimer und Geisenheimer Reben.
Außer den in den Zähren 1717—1719 gepflanzten Reben
wurden im Jahre 1720 noch 150,000 und im Jahre 1721
noch 40,000 Rieslinge und Orleans-Reben zur Anpflan
zung am Johannisberg in Rüdesheim und Geisenheim
angekauft. — Die ursprünglich von den Benediktinern am
Johannisberg angepflanzten Reben stammten wohl von
Frentzwein und von Hunschwein, von vinum Francicum
und von vinum Hunicum , fränkischem und ungarischem
Wein. P. Hermann Bär in seinen „Beiträgen zur
Mainzer Geschichte der mittleren Zeiten", 2. Abtheilung
Mainz 1791, und F. I. Bodmann in seinen „Rhein
gauischen Alterthümern", Mainz 1817, bringen längere
Auseinandersetzungen über diese beiden Weinsorten, stim
men jedoch in ihren Ansichten nicht überein.
von Buseck, der erste Fürstbischof von Fulda,
wandten dem Johannisberg eine nicht minder
große Sorgfalt zu, wie ihr Vorgänger. Fürst
bischof Adalbert II. von Walderdorf erkor sogar
das Schloß am Johannisberg zu seinem fast
ständigen Aufenthalte, dort trieb er seine alchy
mistischen Studien, — er hatte, wie die Sage
geht, all sein Silber bis auf einen einzigen
silbernen Eßlöffel im Rauch aufgehen lassen —,
starb jedoch schon nach einer kaum dreijährigen
Regierung im Herbste 1759 daselbst, an einer
Art Ruhrkrankheit, die er sich durch den über
mäßigen Genuß von Trauben und jungein Most
zugezogen haben soll. Am Johannisberg wurde
er beerdigt und seine Anverwandten ließen ihm
daselbst ein Grabdenkmal errichten. Die beiden
folgenden Fürstbischöfe von Fulda, Heinrich VIII.
von Bibra und Adalbert III. von Harstall, mit
welchen sich die Reihe der geistlichen Regenten
des Fürstenthums Fulda schließt, scheinen weniger
Freunde des „Rheingauer-Paradieses" gewesen
zu sein. Sie verweilten nur kurze Zeit am Jo
hannisberge, schöpften jedoch reichlich aus dieser
„Götterquelle" und gerade sic waren es, die der
dortigen Rebenkultur durch ihren ebenso thätigen
wie geschickten Hofkellermeister Burkard
Schild dessen alleiniger Aufsicht und Lei
tung der Weinbau in den fürstlich fuldaischen
Landen übertragen war, eine erhöhte Sorgfalt zu
Theil werden ließen. Ueber diese meldet der
Bürger I. N. Becker in der Beschreibung seiner
Reisen in den Departements am Donnersberg,
am Rhein und an der Mosel: Es ist erstaunlich,
welche Arbeit und Mühe auf diesen kleinen Strich
Erde verwendet wird. Die Arbeiter sind immer
dabei beschäftigt. Wenn im Frühjahr das Be
schneiden und Binden vorüber ist, so giebt der
Sommer den Winzerinnen zu thun. Diese müssen
von Zeit zu Zeit das aufschießende Unkraut aus
jäten, damit dem Stocke nichts von seiner Nahrung
benommen wird, und selbst oft die Frucht von
dem wuchernden Laube entblößen, um den
Strahlen der Sonne Raum zu verschaffen.
Mit dem Jahre 1774 beginnt jene Veredlung
der Rebenkultur am Johannisberg, durch welche
der Johannisberger seine hohe Berühmtheit er
langte und zum Könige aller Rheinweine wurde.
In ähnlicher Weise hatte Fulda die zwar Jahr
hunderte lang ihm von den Herren von Thüngen
bestrittenen Rebenpflanzungen der Burg Saaleck