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Gamm Uichlsviirgk. )
(Wetterauer Mundart.)
Huuch eamm Vuhlsbärgk statt, 2 )
Wu merr Bease beand, '*)
Stihr e Fichtebahm,
Eann^) dcan zaist^) dr Weand,
Wihst o) e Jirredoarn
Mette') aus de Stahu,
Eann eamm Haarekoarn
Do platscht dr Rahn?)
Huuch eamm Vuhlsbärgk statt,
Wu dr Schlihdoarn blo,
Friert's de Jirredoarn, —
's gihr Ahm aach e so.
Sein st ohn dr Waat?)
Hun se Fauer ohn,
Eann die Koih,'") verr Fraad
Hun se Spring gedohn.
Huuch eamm Vuhlsbärgk statt
Jmm Gehaunizeit
Eaß e Mährt geweast,
Berihmt off weit eann breit.
's peaff' °) vom Owerwahld,
Wu di Danne stihn;
's eaß e Jidd erfroarn,
Velleicht aach zwihn.
Huuch eamm Vuhlsbärgk statt '
Leit 12 ) die Welt voll Stahu,
Däi dr Deuwil all
Seatt ennoff ,s ) getrahn.
Gahnze Kietze voll
Straat") e driwwer hihn,
Eann 's stand kahn Mensch
Kahn l5 ) Foußpoad '") mihn.
Huuch eamm Vuhlsbärgk seatt,
— Eaß aach noach se schihn —
's will kahn Deuwil mihn
Seatt ennosfer * 7 ) gihn.
Dann vom Owerwahld,
Der off dr Spetze ’ 8 ) leit,
Fägkt e Weand erroab '")
Wäi näit gescheid.
Huuch eamm Vuhlsbärgk seatt
Wihst die Heckeruus. 20 )
Jmm 2 ') Mechelizeit
Eaß dr Deuwil luus.
's eaß die Hesselofft
Goar näit ohngenehm
Eann e decker Dofft
Leir 22 ) off de Behm. 2 ^)
Huuch eamm Vuhlsbärgk seatt
Fihrt's 2 ^) met Eis eann Schnie.
's eaß e Wousterdoagk 2 ^)
Drowwe off dr Hih.
Ach eann's friert ahm 2 ") aach,
's eaß e oadlich Dingk.
„No, dann trinkt emohl
„Eeann näit se wingk!"
Kriedrkch von Trais.
(Verfasser der Heimathsklänae aus der
Wetterau.)
') Vogelsberg. 2 ) dort. 3 ) bindet. 4 ) und 5 ) schüttelt.
*) wächst. 7 ) mitten. 8 ) Regen. 9 ) Weide. ,ü ) Kühe.
") pfiff. u ) liegt. ,3 ) hinauf. ") streute. ") keinen.
Fußpfad. 17 ) hinaus. 18 ) Spitze. ,9 ) herab. 20 ) Hecken
rose, 21 ) um. 22 ) liegt. 23 ) Bäumen. 24 ) fährt's.
25 ) Wustertag (wüstes Schneewetter). 36 ) einen.
Nachdruck verboten.
Aus alter und neuer Zeit.
Ein hessicher Träumer. Am 15. November
1810 versammelte sich zu Hersfeld in den oberen
Räumen des Posthauses, welche damals der guten
Gesellschaft zu geselligen Vergnügungen dienten, eine
glänzende Gesellschaft. Der Unterpräfekt Günther
mit seinem Sekretär, der Präsident des Tribunals
von Lindau mit den übrigen Richtern, der Rektor
des Gymnasiums Fab er und die anderen Lehrer,
kurz mit den Geistlichen alle Beamte sowie der Bürger
meister sammt Mitgliedern des Stadtraths und andern
Bürgern fanden sich ein. Auch aus der Nachbarschaft
waren nicht wenige Gäste herbeigekommen. Es galt
nämlich den Geburtstag seiner Majestät des Königs
Jerome von Westphalen zu feiern.
Als die Gäste nach ihrem Rang Platz genommen
und im Verlauf des Mahles die Gläser aufs Neue
gefüllt halten, um am Schluß der Rede, welche man
aus dem Mund des Unterpräfekten erwartete, auf das
Wohl des Königs anzustoßen, erhob sich am unteren
Ende der Tafel ein den meisten Anwesenden unbe
kannter Gast und schlug zum Zeichen, daß er reden
wolle, an sein Glas. Es war der vor einiger Zeit
von der Westphälischen Regierung abgesetzte Pfarrer
Streibelein, ein Mann, der seine nicht unbedeu
tenden Gaben in arger Weise mißbraucht hatte und
dafür bekannt war ein böses Maul zu haben. Als
alle Augen verwundert auf ihn blickten, begann er
mit einer wohllautenden Stimme, welcher man die
Uebung anmerkte, folgender Maßen zu reden: »Meine
Herren! Wie sehr ich mich freue an diesem Tag
mit Ihnen an einer Tafel sitzen zu dürfen, glaube
ich nicht besser beweisen zu können, als wenn ich Ihnen
erzähle, was mir in vergangener Nacht begegnet ist.
Im Traum sah ich mich in einem Land, welches
Fremdlinge nicht durch Waffengewalt, sondern durch
Treulosigkeit und Hinterlist in ihre Gewalt gebracht
hatten. An der Stelle des vertriebenen Landesherrn