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Frankfurt wieder der alte Bundestag und die i
auf feine Anordnung in Hessen einrückenden
Bayern machten auch der Kasseler Bürgergarde
für immer ein gewaltsames Ende.
Seitdem sind bald vierzig Jahre vorüberge
gangen, und sind es jetzt nicht mehr Viele, die
noch Zeugen ihrer nicht crgebnißlosen Thätigkeit
in gefahrvoller Zeit gewesen sind. Die Art, wie
sie vor einigen Jahren in einem Karnevalszug
wieder ins Gedächtnis; gerufen wurde, war kei-
nenfalls eine ihren; einstigen Ansehen und ihrer
einstigen Bedeutung würdige gewesen.
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Johannisberg.
Historische Skizze von F. Iw eng er.
Johannisberg in Zwing und Bann
Hast du mein Herz geschlagen ....
(Ls kann in keiner Zone
Nicht einer auch nur wagen,
Mit dir sich zu vergleichen,
Du aller Berge Krone,
So weit ÜL Länder reichen!
Fri edr ich Hornse cf.
Der 20. Juni des Jahres des Heils 1716 verdient
mit goldener Schrift in die Jahrbücher der Ge
schichte des Hochstiftes Fulda eingetragen zu
werden. An jenem Tage erwarb der hochherzige
Fürstabt von Fulda,Konstantin von Buttlar,
vom Erzbisthum Mainz käuflich den Johannis
berg im Rheingau, uub von da beginnt jene sorg
fältige, rationelle Behandlung der Rebenpflanzung
daselbst, durch welche nicht nur der „Johannis
berger" bald zu der werthvollsten Perle aller
deutschen Weine werden, die auch, zur Nach
ahmung und zum Wetteifer anspornend, dem
ganzen Rheingau zum größten Vortheile ge
reichen sollte. Auch die Geschichte des Wein
baues bildet einen beachtenswertsten Zweig der
Kulturgeschichte, und wenn wir uns in der nach
folgenden Skizze mit der Geschichte des Johannis
bergs beschäftigen, so glauben wir, so gut dies
in unsern geringen Kräften steht, in dieser Be
ziehung einen kleinen kulturhistorischen Beitrag
zu liefern, dein eine gewisse Berechtigung sicherlich 1
nicht abgesprochen werden kann.
Wem das Verdienst zuzuschreiben ist, zuerst j
die Reben im Rheingau angepflanzt zu haben, j
ob es die Römer waren, ob es zur Zeit Karls !
des Großen geschehen ist, darüber gehen die j
Ansichten der Gelehrten auseinander. Als nicht
unbegründet darf aber die Annahme gelten, daß.
Rhabanus Maurus, der Erzbischof von Mainz,
früher Abt des Benediktinerklvsters Fulda, dem
die Geschichte den ruhmvollen Beinamen „Magister
Germaniae“ gegeben, dem die Kultur D.utsch-
lands so unendlich viel verdankt, während seines
öfteren Aufenthalts in dem am Fuße des
Bischofsberges gelegenen Orte Winkel, in.der
Mitte des 9. Jahrhunderts, einen Theil des
Berges mit Reben bestecken ließ. Diese Ansicht
vertritt der als emsiger Forscher auf dein Ge
biete der vaterländischen Geschichte bekannte
Finanz-Kammer-Direktor F. X. Bernhard Aloys
Schlereth in seiner Abhandlung über den „Jo
hannisberg in; Rheingau" (S. Schneider's
„Buchonia" Bd. III., Heft 2, Fulda 1828).
Rhabanus Maurus gehörte dem Benediktiner
orden an, und Benediktiner sind es auch gewesen,
die das von ihm begonnene Werk der Anpflanzung
des Johannisbergcs, oder Bischvfsberges, wie er
ursprünglich hieß, mit Reben im 12. Jahrhundert
wieder aufnahmen und in rühmenswerther Weise
fortsetzten:
Die Brüder vom heiligen Benedikt
Die haben sich klug in die Welt geschickt; —
Mit Gottesfurcht verbanden
Sie frohen Mcnschensini;;
Wo sie ein Hüglein fanden,
Da pflanzten sie Reben hin.
Und als sie kainen an den Rhein
Und sah';; den Gau voll Sonnenschein,
Da sielen sie verwundert
Noll Andacht auf die Knie:
Wir ha'n ein ganz Jahrhundert
Zu bauen und roden allhie!
So stieg denn bald mit Thur»; und Thor
Johannisberg in; Glanz empor,
Und seine Glocken riefen
In Berg und Land hinein:
Bald sollt ihr übertricfei;
Von Freude, Glück und Wein.
Da ward gerodet manchen Tag,
Der Bauer thut's den Mönchen nach:
Es schufen Menschenhände
Das Paradies am Rhein,
Der Himmel giebt als Spende
Dazu den Sonnenschein.