179
Jung theilnahm, anschloß. Die alten Herren, sowie
die aktiven Mitglieder des Corps waren Uber die
Sympathicen und Aufmerksamkeiten, die ihnen von
der Bürgerschaft entgegengebracht wurden, geradezu
entzückt und gaben in einer großen Danksagung ihren
Empfindungen Ausdruck. (Frkf. Ztg).
— Am 11. Juni fand die feierliche Enthüllung
des Hutten-Sickingen-Denkmals auf der
Ebernburg unter zahlreicher Betheiligung von
Festgenossen statt. Professor Oncken von Gießen
hielt die Festrede. Nachdem Buchhändler Schmithals
die Stiftungsurkunde verlesen hatte, fiel die Fülle
von dem Denkmal, dessen Anblick stürmischen Jubel
hervorrief. Das Denkmal trägt die Inschrift: „Den
Vorkämpfern deutscher Einheit und Größe: Ulrich von
Hutten und Franz von Sickingen".
Todesfälle. Am 7. Juni starb zu Kassel
nach längerem Leiden der Geheime Regierungsrath
a. D. Eduard Wendelstadt. Derselbe war 1815
zu Hersfeld geboren, hat sonach ein Alter von 74
Jahren erreicht. Allgemein wird das Hinscheiden
dieses durch seine persönliche Liebenswürdigkeit aus
gezeichneten Mannes auf das Lebhafteste beklagt. Er
war ein, namentlich um das Emporblühen der Land
wirthschaft in Hessen, hochverdienter Beamter von
edelstem Charakter, der sich durch seine vertrauen
erweckende Freundlichkeit und Leutseligkeit, durch sein
treues, biederes Wesen die Herzen Aller, die mit ihm
in Berührung kamen, zu gewinnen wußte. Nekrolog
folgt später. — Am 20. Mai verschied zu Gers-
feld im Alter von 42 Jahren der Pfarrer Joseph
H offmann, gebürtig aus Fulda, der vor seiner
Ernennung zum Pfarrer im Jahre 1886, 14 Jahre
als Kaplan der katholischen Pfarrgemeinde in Kassel
eine gesegnete und ehrenvolle Thätigkeit entfaltet hat.
Das Andenken dieses würdigen Priesters wird von
Allen, die ihn kannten, hochgehalten werden.
Hessische Kücherschau.
Die Stadt R a u s ch e n b e r g in Ober-
tz e s s e n. Geschichte und Beschreibung von Eduard
B r o m m. Mit zwei Illustrationen und einer
Karte. Marburg, Oscar Ehrhardts
Universitäts-Buchhandlung. 30. 116S.
1,50 M.
Seitdem durch das Erscheinen von Wencks aus
führlicher hessischer Landesgeschichte (1783 - 1803)
und der leider unvollendet gebliebenen „Geschichte
hessischer Städte und Stifter" des kurhessischen Ar
chivars C. B. N. Falckenheiner der Sinn für
Einzelforschung in Hessen geweckt wurde, sind eine
Reihe von Geschichten und Beschreibungen einzelner
Städte, so von Treysa, Jesberg, Hersfeld, Kassel,
Schmalkalden, Gelnhausen, Hanau, Ziegenhain u. a.
erschienen, die den Bewohnern ein zusammenhängendes
Bild der Entwicklung ihrer Stadt von der Grün
dung bis zur Gegenwart bieten sollen. Diesem
Zwecke entspricht auch die Schrift über Rauschenberg
von Eduard Bromm. Um indes das in schöner
Waldfrische gelegene Städtchen auch weiteren Kreisen
bekannter zu machen, hat der Verfasser dem ersten
Theile, welcher die innere Geschichte behandelt, eine
ausführliche Beschreibung der Stadt in ihren jetzigen
Verhältnissen folgen lassen und giebt als Anhang
eine Reihe, zum Theil recht interessanter Bolkssagen,
sowie einige Gedichte, in welchen die Stadt und Um
gebung verherrlicht werden. Dem ersten Theil ist
ein Illustration: „Rauschenberg vor 300 Jahren,
nach Merlan," beigefügt, die Illustration vor dem
2. Theil zeigt uns die Stadt in der Jetztzeit. Am
Schluffe befindet sich noch eine Karte der Stadt und
Umgebung, welche die Einzeichnung der in dem
Texte angegebenen Spaziergänge enthält.
In dem ersten Theile, welcher die äußere Ge
schichte der Stadt behandelt, betont der Verfasser die
Zugehörigkeit Rauschenbergs zum Wohrathale. Ur
sprünglich befand sich auf dem Burgholzer Berge
eine wahrscheinlich im 10. Jahrhundert von der
Abtei Fulda gebautes Schloß. Nach dessen all
mählichem Verfall, wohl auch hauptsächlich mit Rück
sicht auf eine geschütztere Lage, wurde das Schloß
Rauschenberg auf einem Kegel, welcher den letzten
Ausläufer des von Schönstadt sich hinziehenden Berg
rückens bildet, gegründet. Was die Uranfänge des
Ortes Rauschenberg betrifft, so nimmt der Verfasser,
entgegen der Ansicht Landau's, den Oekonomiehof der
Burg und einzelne Wohnungen der Burgsassen als
Entstehungsursache an. Interessant sind sodann die
Schilderungen von der Vergrößerung der Stadt und
ihrer Befestigung (es werden beidemale 3 Perioden
unterschieden), sowie der Versuch des Verfassers, die
Stelle im Walde genau zu bestimmen, wo Landgraf
Wilhelm verunglückte. (S. 43.)
Im zweiten Theile, der beschreibender Natur ist,
interessiren am meisten die Angaben über die Trüm
merreste auf dem Schloßberge, welche den bestehenden
Ansichten auf Grund genauerer Ortsuntersuchung
gänzlich widersprechen.
In dem ersten Theile hätte der Verfasser vielleicht
noch auf die freilich schwer zu lösende Frage hin
weisen können, wie es kam, daß (nach der Urkunde
des Grafen Gottfried von Ziegenhain dat. 1. Ok
tober 1291 bei Wenck, Urk. II. S. 231) auf der
ganzen Strecke von Wohra bis zum Burgholzer
Walde, — „in loco qui dicitur Wara usque ad sil-
vam Burgholz“, — die Jagd nicht ziegenhainisch
war, sondern dem Landgrafen Heinrich von Hessen
zustand. Ferner behandelt der Verfasser S. 31 aus
führlich die Frage, wo denn der Hausbesitz der
Grafen von Ziegenhain zu suchen sei, da doch der