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fürJagd, Fischerei und Sport" in der Karlsaue
zu Kassel, erfreut sich eines außerordentlich zahlreichen
Besuches. Am 3. Ausstellungstage, Sonnabend
den 8. Juni, war der Protektor derselben, Sc.
König!. Hoheit Prinz Heinrich von Preußen anwesend
und soll sich sehr anerkennend über die Anordnung aus
gesprochen haben. In der That, Niemand, weder
Fachmann noch Laie, wird unbefriedigt die Aus
stellung verlassen. Der Eindruck, den das Ganze,
wie die einzelnen Abtheilungen machen, ist ein un
gemein günstiger. Hier hat augenscheinlich großes
Sachverständnis gepaart mit edlem Kunstsinn, ge
waltet, so daß es eine wahre Lust ist, in den Räu
men zu wandeln und all' das Schöne, Lehrreiche
und Nützliche mit Muße zu betrachten. Es kann
nicht unsere Absicht sein und würde kaum in den
Rahmen unserer Zeitschrift passen, eine genaue
Schilderung der einzelnen Abtheilungen zu entwerfen,
das aber können wir getrost behaupten, daß die
Stadt Kassel den Urhebern dieses Unternehmens zum
größten Danke verpflichtet ist.
Am 31 v. M. unternahm eine Anzahl Mitglieder
des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde
einen Ausflug nach den 5 Stunden von Kassel ent
fernten Ruinen der Weidelsburg, zu welchem ein am
25. Februar d. I. in der Monatssitzung des Vereins
gehaltener Vortrag Rogge-Ludwig's über Reinhard von
Dalwigk, den Ungeborenen, und dessen Aufenthalt und
Kämpfe auf dieser einst so stolzen Burg die Anregung
gegeben hatte. Die dazu von dem Vorsitzenden des
Vereins, Major v. Stamford, getroffenen vortrefflichen
Anordnungen, das Zusaulmentreffen mit einer größeren
Anzahl Vcreinsmitglieder aus Wolfhagen und benach
barten Orten und das allergünstigste Wetter, welches
den klarsten Ausblick in die im schönsten Frühlings
schmucke prangende, auf einen Umkreis von 10 Stunden
sich erstreckende, Umgegend gewährte, trugen dazu bei,
den Ausflug zu einem alle Theilnehmcr in hohem
Grade befriedigenden zu machen.
Der allgemein ausgesprochene Wunsch, durch Er
richtung eines überdeckten Holzbaues im Innern der
Burg bis zu deren mehr als 60 Fuß hohen Um
fassungsmauer einen jetzt schwer entbehrten nach allen
Seiten eine Rundschau gewährenden Höhepunkt zu
gewinnen, wird hoffentlich Genehmigung der zuständigen
Behörde finden und durch die Opferwilligkeit der zahl
reichen Besucher des unvergleichlich schönen Aussichts
punkts in nicht allzuferner Zeit in Erfüllung gehen.
— Die in Marburg abzuhaltende Jahres
versammlung des Vereins für hessische
Geschichte und Landeskunde, für welche
ursprünglich vom Vorstande desselben die Tage vom
16. bis 18. Juli d. I. festgesetzt waren, ist auf
Antrag des Festausschusses auf die Zeit vom 17. bis
19. Juli verlegt worden.
— Unser Hessischer Landsmann, der berühmte
Professor der Physiologie, Geheimer Rath Di-. Karl
Ludwig in Leipzig (vergl. Hesscnland 1887,
Nr. 2, S. 10) hat den Orden pour le merite
erhalten.
— Die Bibliothek des verstorbenen Professors
Dr. A. W. Eichler (vergl. Hessenland 1887, Nr. 6.
S. 72) ist vom Preußischen Staate für das
botanische Museum und den botanischen Garten in
Berlin angekauft worden. A.
Universitäts-Nachrichten. Die kürzlich er
folgte vorläufige Feststellung der Frequenz der
Universität Marburg in diesem Sommersemester
hat folgendes Resultat ergeben: Insgesammt waren
im vergangenen Wintersemester immatrikulirt 785
Studirende. Hiervon gingen am Schlüsse des Winter
semesters ab 262, während für das Sommersemester
neu immatrikulirt wurden 330, so daß die Gcsammt-
zahl der für das Sommersemester immatrikulirten
Studirenden 85 3 betrügt. Hiervon entfallen auf die
evangelisch theologische Fakultät 172, auf die juristische
Fakultät 177, auf die medicinische Fakultät 235, auf
die philosophische Fakultät 329. Ihrer Nationalität
nach entfallen insgesammt 707 Studirende auf Preußen,
116 auf die übrigen Reichsländer, Oesterreich-Ungarn
5, Italien 1, Rußland 4, Schweiz 2, Türkei I,
Afrika 2, Amerika 6 und Australien I. Außer diesen
immatrikulirten Studirenden haben die Erlaubniß zum
Besuche der Vorlesungen vom Rektor noch 38 uicht-
immatrikulationsfähige Personen erhalten, so daß sich
die G e s a m m t z a h l der Hörer im laufenden
Sommersemester auf 89 1 stellt. (O. Z.) —
— Das 5<>jührige Stiftungsfest des Corps
„Teutonia" in Gießen hat einen überaus glänzenden
Verlauf genommen und von neuem gezeigt, in welch'
angenehmen freundschaftlichem Verhältniß bte studirende
Jugend zu der gesammten Einwohnerschaft der Stadt
Gießen steht. Schon am Samstag den 1. Juni hatte
die Stadt reichsten Flaggenschmuck angelegt, sogar die
öffentlichen Gebäude machten keine Ausnahme. Der
Kommers am Sonntag den 2. Juni, verlief in fröh
lichster Stimmung und wurde durch keinen Mißton
getrübt. Die Festauffahrt am Montag den 3. Juni
darf zu den stattlichsten derartigen Aufzügen gezählt
werden, die Gießen jemals gesehen hat. Die Teutonen
wurden überall mit Hellem Jubel empfangen und
wahrer Blumenregen fiel auf die Insassen der Wagen
herab. Am Abend folgte ein imposantes Feuerwerk,
an das sich ein fröhlicher Tanz, an welchem Alt und