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1866 beu Feldzug gegen Oesterreich, 1870/71
als Oberst den gegen Frankreich mit, und nahm
u. a. an den Schlachten von Gravelotte, Beau
mont, Sedan und St. Quentin theil. Ist jetzt
General-Lieutenant und Divisions-Commandeur
zu Darmstadt.
Prinz Wilhelm von Hessen-Darmstadt, ein
Bruder des vorigen, geboren 1845, wohnte im
Feldzuge gegen Frankreich 1870/71 den Schlachten
von Mars la Tour, Gravelotte, Noisseville,
Orleans, der Cernirung von Metz und verschie
denen Gefechten bei.
Prinz Alexander, ein Sohn des Groß
herzogs Ludwig II. von Hessen-Darmstadt, geb.
1823, nahm als kaiserl. russischer Generalmajor
und Kommandeur der Kavallerie 1845 an dem
Feldzug gegen die Bergvölker im Kaukasus in
hervorragender Weise theil, weshalb er mit dem
Ritterkreuz des Militair-St.-Georgordens dekorirt
wurde, trat 1853 als Generalmajor in die k. k.
österreichische Armee. 185? kämpfte er in Italien
gegen die Franzosen und Piemontesen, wurde
Feldmarschalllieutenant und erhielt das Ritter
kreuz des Maria-Theresia-Ordens. 1866 wurde
er vom König von Württemberg im Feldzug
gegen Preußen zum Kommandeur des 8. deut
schen Bundeskorps ernannt. 32 Orden, darunter
der k. preußische Militairorden xour Io inorito
und der kurf. hessische Militair-Berdienstorden
pour In vortu militaire schmückten seine Brust.
Indem wir noch anfügen, daß in hessen-
kasselschen Diensten auch folgende Offiziere dienten:
Prinz Karl Leopold von Anhalt (als General-
lieutenant),
Graf von Frieß,
Graf Leopold von Styrum,
Graf Ernst von Lippe Alverdissen,
Graf Karl Georg Ludwig von Stollberg,
Graf Vinzenz von Hohenfeld,
schließen wir diese Zusammenstellung und be
halten uns deren Fortsetzung und Vervollstän
digung vor.
Heimweh!
I.
Nun liegt in gold'nen Lenzesträumen
Das wunderschöne fremde Land
Mit Blüthenduft auf allen Bäumen
Und blauem Schmelz am Donaustrand.
Die Schwalben droben jubiliren,
Die Tauben kreisen um's Gestein,
Die Kinder aus den Höfen führen
So wie daheim den Ringelreihn.
Ich neige tief mein Ohr, zu lauschen,
Ob's Worte selig mir gefeit —
Ob Verslein mir zum Herzen rauschen
Die eigne liebe Kinderzeit.
Wie war da unschuldsvoll das Leben,
Der Himmel nah — die Schuld ein Traum!
Mich faßt ein herzentstammtes Beben
Und meinen Thränen wehr' ich kaum.
Es faßt mich seltsam an — sie singen —
Doch nicht der Chattenweise Ton,
Die Lieder, die da unten klingen,
Die hört' ich im Theater schon.
Die Stirne senkend in die Hände
Seh' ich die alte Linde weh'n —
Ist mir's, als ob am Bachgelünde
Sich jauchzend Hessenkinder dreh'n.
II.
Ich weiß ein Land — o nicht am Rhein
Und nicht am ew'gen, stolzen Meer:
Ein stilles Ländchen — ernst und klein,
Gedankenvoll und sorgenschwer.
Mit dünnem Korn auf karger Flur —
Mit Hütten — lehmgebaut und arm —
Mit wen'gen stolzen Städten nur —
Ein Waisenland — daß Gott erbarm!
Doch nährt es seine Kinder treu —
Giebt Jedem mit, soviel er braucht,
Und ehrlich steht es, sonder Scheu,
Von frischer Waldesluft durchhaucht.
Und in dem Ländchen fern und klein,
Drin meine Wieg' gestanden ist —
Lebt heute noch mein Mütterleiu —
O armes Land, wie reich du bist.
III.
Durch stille Wiesen wandern Bäche —
! Die ernsten Waldesmassen hüten
Auf Bergen rings der Thäler Frieden,
Daß kein zu rauher Sturm ihn breche.
Viel Blumen steh'n an Rain und Halde,
Die Turteltaube girrt im Grunde,
! Die Amsel singt zu früher Stunde,
Daß sie den goldnen Tag erwecke.