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Greifswald, übergegangen. — Sicherem Vernehmen
nach hat der außerordentliche Professor in der juristi
schen Fakultät der Universität Marburg, Dr.
Reinhard Frank, einen Ruf an die Universität
Kiel erhalten und angenommen.
— Der Professor Dr. Fr. Pohle am bischöf
lichen Klerikalseminar zu Fulda wird der „Fuld.
Ztg.« zufolge nach Schluß des Sommersemesters dem
an ihn ergangenen Rufe an die katholische
Universität zu Washington Folge leisten.
Todesfälle. Am 29. März starb in dem Kur
ort Obermais bei Meran in Tyrol der Erb graf
Friedrich zu Nsenburg -Büd ingen-M eer-
holz nach langem schweren Leiden. Derselbe war
geboren am 10. August 1647 und seit dem 20. Juli
1875 vermählt mit der Prinzessin Marie, Tochter
des Fürsten Heinrich XX. von Reuß ältere Linie.
Das erlauchte Ehepaar erfreute sich wegen seiner
Wohlthätigkeit und Leutseligkeit der allgemeinen Hoch
achtung und Beliebtheit.
— Am 3. April verschied in seinem 84. Lebens
jahre zu Gelnhausen der bekannte Schriftsteller
Armand-Strubberg, geboren am 18. März
1806 zu Kassel. Wir beschränken uns für heute
auf diese kurze Todesanzeige, hoffend, daß wir bald in
der Lage sein werden, einen ausführlicheren Nekrolog
dieses durch sein bewegtes Leben in Amerika und
seine umfangreiche schriftsteüerische Thätigkeit inter
essanten Mannes bringen zu können.
— Am 6. April starb im St. James-Palast zu
London, fast 92 Jahre alt, die Herzogin Auguste
von Cambridge, geborene Prinzessin von
Hessen-Kassel, Enkelin des Landgrafen Fried
rich II. und Tochter von dessen jüngstem Sohne
dem Landgrafen Friedrich (f 1837 zu Frankfurt a.M.)
Prinzessin Auguste Wilhelmine Louise war geboren
am 25. Juli 1797 zu Schloß Rumpenheim, welches
vom Landgrafen Karl erbaut und von dessen Bruder,
dem Landgrafen Friedrich, dem Vater der Prinzessin
Auguste, in dessen Besitz es 1781 überging, in den
Jahren 1767 und 1788, sowie 1804 und 1805
erweitert worden war. Nach ihm nannte sich die
Linie, der es angehörte, die „Hessen-Numpenheimer^.
Es diente, wie bekannt,. bis in die letzten Jahre der
Familie jeden Sommer zum Vereinigungspunkte.
Am 7. Mai 1818 fand die Vermählung der Prin
zessin Auguste mit dem Herzog Adolf Friedrich
von Cambridge, dem Bizekönig von Hannover, in
Kassel statt. Die Trauung vollzog der kurhessische
General-Superintendent, Oberhofprediger Dr. Rommel,
am l. Juni folgte dann in London eine Wieder
holung der Trauung nach den Gebräuchen der angli
kanischen Kirche. Neunzehn Jahre verlebte die Her
zogin von Cambridge in der hannoverschen Residenz
ihres Gemahls, bis nach dem Tode des Königs
Wilhelm IV. von Großbritannien die englisch-han
noversche Personalunion ihr Ende erreichte und der
Herzog von Cumberland, Ernst August, am 20. Juni
1837 als König den hannoverschen Thron bestieg.
In Hannover hatten sich der Herzog und die Her
zogin von Cambridge in hohem Grade die Liebe der Un
terthanen erworben und heute noch stehen sie dort in geseg
netem Andenken. Die Herzogin von Cambridge
lebte von 1837 an in London. Am 8. Juli 1850
verlor sie ihren Gemahl durch den Tod. Drei Kinder
sind dieser glücklichen Ehe entsprossen: der Herzog
Georg von Cambridge, Feldmarschall und Ober
befehlshaber des großbritannischen Heeres, geboren
am 26. März 1819, die Prinzessin Auguste, geb.
am 19. Juli 1822, vermählt mit Friedrich Wil
helm, Großherzog von Mecklenburg-Strelitz, und die
Prinzessin Mary, geboren am 27. November 1833,
vermählt mit dem Herzog Franz von Teck (Württem
berg). —- Bis in ihr spätes Alter nahm die Her
zogin von Cambridge lebhaften Antheil an den poli
tischen Vorgängen und den wissenschaftlichen und
künstlerischen Bestrebungen der Zeit. Ihrem Heimath-
lande Hessen hat sie stets ein treues Andenken
bewahrt. —
— Am Sonntag den 7. d. M., Nachts 11 Uhr,
verschied in . Folge eines Schlaganfalles der
bis noch vor wenigen Tagen kommandirende
General des 11. Armeekorps, General der
Kavallerie z. D. Frhr. Karl Ludwig v. Schlot
heim, geb. am 22. Aug. 1822 auf dem Stammsitze
Uthleben bei Nordhausen. Die Freiherren von Schlot
heim sind ein altadeliges Geschlecht Thüringens, das
insofern unserem Hessenlande nahe stand, als im
vorigen und zu Anfang dieses Jahrhunderts Die von
Schlotheim mit Vorliebe in hessische Militärdienste
traten und zum Theil hohen Offiziersrang in der
hessischen Armee einnahmen. Wir wollen hier nur
des Generals Christian Wilhelm von Schlotheim
gedenken, der, früher Kommandeur des hessischen
Leibdragoner-Regiments, im Jahre 1789 als Nach
folger des bekannten Generals Wilhelm Dieterich von
Wackenitz zum Kommandeur des hessischen Elite-Regi
ments zu Pferde der „Gens d’armes“ ernannt wurde,
welche bevorzugte Stelle er bis zum Jahre 1796 bekleidete.
Im 15. Jahrhundert theilte sich das Geschlecht der
Freiherren von Schlotheim in zwei Linien, in die
weiße und die schwarze. Der ersteren gehörte der
eben Verblichene an. In seinem 17. Jahre trat
Karl Ludwig von Schlotheim als Avantageur in das
thüringische Husaren-Regiment Nr. 12, wurde rasch
zum Lieutenant befördert und durchlief dann mit
ungewöhnlicher Schnelligkeit die einzelnen militärischen