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mische Kolöalen Ln Wewport während der Kahre 1M6
bis M9. Hessen Belagerung im Fahre IHfl
Von Ll
In Nr. 2, Band 7, des „Rhode Island His-
torical Magazine“ finde ich einen Vortrag ab
gedruckt, gehalten in dem Newporter Geschichts
verein , worin Vieles für meine hessischen
Landsleute von Interesse sein dürfte.
Der Redner ist selbst hessischer Abstammung.
Sein Vater verließ im Anfang dieses Jahr
hunderts nnt wenig Geld, aber mit einem hellen
Kopf und gerader Ehrlichkeit ausgestattet seine
Geburtsstadt Kassel. Der damals arme Junge
ist heute einer der angesehensten, reichsten und
glücklichsten Bürger in einer der größten Städte
der Vereinigten Staaten — derselben Stadt, in
welcher ein anderer Hesse, vr. Gottlieb Kellner,
den „Demokrat" redigirt. — Der ganze Vor
trag ist so anziehend, daß es mir schwer wird,
nur das auszuwählen, was sich auf die hes
sischen Truppen bezieht, ich werde es jedoch
so gut als möglich versuchen. —
Wenig amerikanische Städte genießen die
nicht sehr beneidenswerthe Ehre, durch Belage
rungen bekannt geworden zu sein. Newport (im
Staat Rhode Island) kann sich dessen rühmen
und Max von Eelking erzählt manche Episode
ans jenen Tagen in seinem Werk: „Die deutschen
Hülfstruppen im nordamerikanischen Befreiungs
krieg." Besonderes Interesse erhalten die zwei
Bände dadurch, daß Eelking nicht einfach trockene
Thatsachen berichtet, sondern häufig die Teil
nehmer an jenem Kriege selbst reden läßt, indem
er zahlreiche Briefe von Offizieren und Mann
schaften einsticht. —
In 1776 sandte der englische Befehlshaber
Howe einen großen Truppenkörper nach New
port, wo derselbe nahezu drei Jahre blieb, ohne
benutzt zu werden. Clinton und Parker be
fehligten die Truppen, welche zu fast gleichen
Theilen aus Deutschen und Engländern bestanden.
Unter den ersteren waren die Brigade Huhne,
das Leibregiment und ein Theil des Regiments
Loßberg — zusammen 6500 Mann. Am 25.
und 26. November wurden die Truppen auf 60
Schiffen, meist der Ostindischen Kompagnie ge
hörend, eingeschifft und am 27. verließ die Flotte
D. R.
in drei Geschwadern Newyork. Jedes Geschwader
war gedeckt von drei Kriegsschiffen. Am 7. De
zember kam die Flotte vor Newport an (heut
zutage dauert die Fahrt 8 Stunden) und fand
alle Punkte von Bedeutung vom Feinde besetzt.
Am 8. wurde die Landung bewerkstelligt ohne
den erwarteten Widerstand. Die Feinde hatten
sich über die See auf Bristol und Providence
zurückgezogen, sobald die britische Flotte in Sicht
gekommen wor. Clinton nahm von Newport
Besitz, wo er das Regiment Prinz Karl ein
quartierte und am 14. auch das Regiment Dit-
furth. Trotz strenger Külte und Sturm mußten
die Truppen acht Tage lang bivouakireu, bevor
Zelte und Gepäck gelandet werden konnte». Die
Garnison, welche das Städtchen erhielt, bestand
aus 1 Bataillou leichter Infanterie, 1 Bataillon
Grenadiere, 4 englischen Regimenter», 1 Abthei
lung englischer Artillerie, 1 Schwadron Dra
goner, dem 17. Regiment und den hessischen Re
gimentern : Prinz Karl, Ditfurth und Leib-
regiment.
Aus den hessischen Regimentern wurden die
zum Dienste als leichte Infanterie tauglichsten
Leute ausgewählt und daraus 2 Jägerkompagnien
sormirt. Newport zählte damals 1100 meist
kleine hölzerne Häuser. Die Wohnhäuser der
Reichen freilich waren groß und geräumig, von
der Straße getrennt durch hohe Eiscngitter;
hinter jedem derselben befand sich ein großer
Garten, umgeben von Ställen, den Hütten der
Neger u. s. w. Im Innern waren sie mit Tep
pichen belegt und geschmackvoll möblirt. Die
Soldaten fühlten sich ganz behaglich, trotzdem
ihnen die Bürger, die meist „Patrioten" waren,
nicht sehr freundlich entgegen kamen. Die Offi
ziere wurden bei den wenigen „Loyalen" ein
quartiert, die in der Stadt geblieben waren, die
Soldaten in die Häuser derjenigen, welche es
vorgezogen hatten, zu fliehen. An Holz zur
Feuerung herrschte der größte Mangel, fort
während wurden Detachements ausgeschickt, solches
anfzntreiben. Viele Leute waren aus Furcht vor
den Hessen geflohen, da man behauptete, daß