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Lesern die erfreuliche Mittheilung machen, daß
Julius Rodenberg in dem so eben erschienenen
Aprilhefte seiner „Deutschen Rundschau« unter dem
Titel «Franz Dingelstedt. Blätter aus
seinem Nachlaß. Mit Randbemerkungen
von Julius Rodenberg" bereits mit der Ver
öffentlichung begonnen hat. Zunächst behandelt er
unter der Überschrift „Der Schüler und Schulmeister
(1811 —1841)“, I. Rinteln, die Jugendzeit Franz
Dingelstedt's in Rinteln und dessen dort entstandenen
Gedichte. Wir werden auf diesen hochinteressanten litera
rischen Essay in einer späteren Nummer zurückkommen.
Universitätsnachrichten. Dem Vernehmen
der „Oberhessischen Zeitung" zufolge hat der Professor
der Rechtswissenschaft Dr. Brockhaus in Mar
burg einen Ruf an die Universität Jena erhalten
an Stelle des nach Heidelberg berufenen Professors
Dr. Meyer, der bekanntlich vordem auch der Mar-
burger Hochschule angehörte. Professor Brockhaus
soll den an ihn ergangenen Ruf angenommen
haben. — Am 14., 15. und 16. Juli feiert das
Corps Hasso-Nassovia in Marburg sein
fünfzigjähriges Stiftungsfest. Die Vorbereitungen
dazu sind in bestem Gange. Zweifellos wird das
selbe einen glänzenden Verlauf nehmen und die Be
iheiligung der alten Herren eine recht zahlreiche sein.
— Wenige Wochen zuvor, am 1., 2. und 3. Juni
begeht das älteste Corps der Universität Gießen,
«Teutonia", gleichfalls das Fest seines fünfzigjährigen
Bestehens. Auch dieses Fest wird sich einer sym
pathischen Aufnahme und zahlreichen Theilnahme der
alten Herren rühmen können.
Todesfälle. Zu Anfang März starb zu Hof
geismar in seinem 88. Lebensjahre der Rechts
anwalt und Notar, Justizrath Philipp Weiß,
welcher daselbst während einer langen Reihe von
Jahren die Stelle des Bürgermeisters bekleidete und
sich als solcher um seine Vaterstadt verdient gemacht
hat. —
Ant 6. März verschied zu Fulda nach längerem
Leiden in seinem 53. Lebensjahre des Hospitals
pfarrer Joseph Lauer, früher Kaplan in Kassel
und Pfarrer in Reulbach an der Rhön. Die Diöcese
Fulda verliert in ihm einen ebenso würdigen wie
durch geistige Begabung und gediegene Kenntnisse
ausgezeichneten Priester. R. i. p. —
Am 24. März verschied zu Horovic nach
längerem Kranksein der Prinz Moritz von
H a n a u, Besitzer der Fideikommißherrschasten Horovic
und Jinec mit Bezdediz in Böhmen. Derselbe wurde
am 4. Mai 1834 als zweiter Sohn und viertes
Kind des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Hessen,
zu Kassel geboren, hat sonach ein Alter von fast 55
Jahren erreicht. Im Jahre 1852 wurde er zum
Lieutenant der kurhessischen Garde du Corps ernannt;
später ä la suite derselben gestellt, avancirte er bis
zum Major. Nach Einverleibung Kurhessens in
Preußen im Jahre 1866 trat er in preußische
Dienste, war Major bei dem Leibkürassierregiment
(Breslau), nahm aber bald als Oberstlieutenant seinen
Abschied. Am 15. April 1675 vermählte er sich
zu Freiburg im Breisgau mit Anna von Loßberg,
der Tochter der Generallieutenants C. W. I. von
Loßberg, die ihm schon im folgenden Jahre, am
27. Oktober 1676, im Tode vorausging. Da er
keine Kinder hinterlassen hat, so geht jetzt der Besitz
der Fideikommißherrschaften Horovic k. an seinen
Bruder, den Prinzen Wilhelm von Hanau, den dritten
Sohn des Kurfürsten, über.
Ueber die nächste Ursache des Todes des Prinzen
Moritz berichten Wiener Blätter: Vor acht Tagen
wurde Prinz Moritz von Hanau von einem Nasen
bluten befallen, zu dessen Stillung die Tamponirung
vorgenommen wurde. Als man den Tampon ent
fernte, erfolgte ein Blutsturz, weshalb ein Professor
aus Prag berufen wurde, der neuerdings eine Tampo-
nirung vornahm. Schließlich wurde Dr. Barbieri
aus Wien berufen; dieser erklärte, daß bereits Blut
vergiftung eingetreten und jede Hoffnung, den Prinzen
zu retten, geschwunden sei. Bald darauf trat der
Tod ein. —
Dienstag, den 26. März, in der Frühe 12 1 /, Uhr,
verstarb nach längerem Leiden in Kassel der k. k.
österreichische Oberstlieutenant a. D. Wilhelm
Ritter v. Breithaupt, Inhaber hoher Orden,
im 80. Lebensjahre. Derselbe hatte sich um die
artilleristische Wissenschaft mehrfach verdient gemacht,
besonders durch die Erfindung des nach ihm benannten
Rotationszüuders. Näheres für später vorbehalten.
Am 27. Mürz verstarb zu Hanau nach langem
Leiden der Pfarrer an der niederländischen Gemeinde,
Dr. Julius Heuser. Der Verblichene war früher
Rektor an der Hersfelder Stadtschule und hatte in:
Jahre 1866 das Pfarramt an der niederländischen
Gemeinde zu Hanan übernommen. In seinem
Wirkungskreis hat er sich nicht nur die Achtung,
sondern auch die Liebe seiner Gemeindeangehörigen
erworben.
Ein Kuriosum. Eine seltsame Anschauung
muß man in Brasilien von unserer Stadt
Kassel haben. In der Nummer 253 der Zeitung
«Correio de Santos" vom 8. November 1888,
welche ein Landsmann von uns, der junge Arzt
Dr. S. von dort mit hierhergebracht hat,heißt es unterdem
Titel: „Grande incendio“; Der letzte Brand, welcher
einen Theil einer großen Stadt Deutschlands zerstörte,