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kassel'sche Dienste, ward 1717 Oberst. Ging i seiner Tapferkeit nnd Umsicht beschenkten ihn die
am 9. November 1721 in holländische Dienste, > Generalstaaten mit einer Batterie kleiner Geschütze
1732 Gouverneur zu Wern, 19. Seht. 1742 ! aus edlem Metall.
Generallieutenant, 1747 General der Kavallerie, i (Schluß folgt.)
27. Mai 1750 Gouverneur zu Breda. Wegen \
—~s=MK-es*--
Giiie Erinnerung nit den deutsch-französischen Feldzug
Dem Andenken der Frau Dr. Claus, geb. Sanner,
gewidmet von <£. Mentzel.
(Fortsetzung.)
Wenn ich heute mit kritischem Sinne jene
Gedichte durchlcse, so muß ich besonders in Hin
sicht auf die mangelhafte Form scharfen Tadel
über dieselben aussprechen, allein, wenn ich mir
vorstelle, daß diese Lieder, die keineswegs in
dem Gedanken an Veröffentlichung, sondern nur
im Drange ciner augenblicklichen Stimmung
niedergeschrieben wurden, einst den drei genann
ten Damen und auch mancher von meinen an
deren verehrten Kolleginnen viele Freude ge
macht haben, dann bin ich stets geneigt, ihre
vielen Fehler etwas milder zu beurtheilen.
Kaun ich es doch auch nicht leugnen, daß diese
in poetische Form gebrachten Stimmungsbilder
und Erlebnisse meiner Erinnerung oft sehr zu
Hülfe kommen und mich unwiderleglich über
zeugen, daß in wichtigen Epochen unseres Lebens
Vieles sich mit Macht zuin Lichte emporringt,
was wir seither still und scheu in den Tiefen
unseres Herzens verborgen hatten.
Unter allen damals entstandenen Liedern liebte
Frau Di-. Claus besonders das Gedicht „Fieber- j
Phantasien eines Schwerverwundeten." Ich j
füge dasselbe, ohne eine Zeile zu verbessern, !
»eben an, weil cs getreu eine jener Nächte
schildert, die ich am Bette des eigentlichen Be
gründers unserer freundschaftlichen Beziehungen,
des Königsgrenadiers Röhr, durchwachte. Als
das Fieber überwunden war, machte die Ge
nesung dieses jungen herkulischen Menschen so ;
erfreuliche Fortschritte, daß er bereits einige !
Wochen später in den Gängen der Kaserne auf- j
Und abwandern konnte. Man hatte mir einen j
warmgefütterten, aus einem alten Sopha-
überzug gefertigten Kattunschlafrock für ihn ge
schenkt, dessen Muster aus zahllosen beflügelten
Genien, die sich Flöten blasend zwischen ver
schlungenen Rosenguirlanden hindurch wanden,
bestand. In dieser etwas auffallenden Um
hüllung wandelte er an einem sonnigen November
tage langsam den Gang auf und ab, angestaunt
wie ein Wunder von Allen, die gesehen hatten,
wie er eher einer Leiche als einem Menschen
ähnlich einige Tage nach der Schlacht bei Wörth
von den Turnern ans einer Bahre heraus
getragen worden war. Daß dieser Mensch sich
soweit wieder erholte, um sogar bald darauf
Dienste bei dem Reservebataillon seines Regi
mentes thun zu können, verdankte er nächst
seiner urkräftigen Natur der sorgfältigen Be
handlung unseres Abtheilungsarztes, Professor
Dr. Dohrn, und der unermüdlichen Pflege meiner
beiden Stationskolleginnen Fräulein Christine
Briel und Frl. Bertha Spangenberg.
Fiebcrphantasicn eines Schwerverwundeteil
Ich weil' im Krankenzimmer
Und übe meine Pflicht,
Mir zeigt des Lämpchens Schimmer
Ein todtenbleich' Gesicht.
Heub wird an seinem Bette
Dem Herzen, ach, so bang;
Denn an zu schlimmer Stätte
Das Blei die Brust dnrchdrang.
Läßt sich das Blut nicht halten?
Wie guillt es purpurroth —
Will seine Macht entfalten
So früh der bleiche Tod?
Mir will's den Athem nehmen,
Ich hör' die Phantasien,
Die wie ein fliicht'ger Schemen
Des Kranken Geist durchzieh».
Mir graut! Welch' volle Töne,
Er singt so hell und rein
Das Lied, das ewig schöne.
Die deutsche Wacht am Rhein!
Dan» ruft er „Grenadiere!"
Wie im Kommando barsch.
Der Hauptmann fiel, ich führe
Euch vorwärts! Vorwärts! Marsch!