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An» Abend seines Lebens ward unserem Crocius
nvch die Freude zutheil, an die Stelle, von welcher
man ihn im Jahre 1624 verstoßen hatte, in
höchst ehrenvoller Weise wieder zurückgeführt zu
werden. Nachdem nämlich im Frühjahr 1648
zwischen Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt
Friede geschlossen und einige Jahre später die
Uebereinknnft getroffen war, daß Marburg für
ersteres, Gießen für letzteres Landes-Uuiversität
sein solle, wurde Crocius 1653 für die neu zu
eröffnende Universität als protassor priniarius
von Kassel nach Marburg versetzt und zugleich
für dieses erste Jahr zum Rektor bestellt. Als
socher hielt er am 16. Juni desselben Jahres bei
der neuen Eröffnung der Universität, welcher der
Landgraf Wilhelm VI. und die angesehensten
Männer des Landes beiwohnten, zuerst auf dem
Schloß mit jugendlicher Kraft eine Predigt,
welche wortkarg, aber gedankenreich war, über
Sacharja 4, 6, sodann in der Aula eine lateinische
Rede, welche noch mehr Kraft imb Gedankenfülle
hatte, und in welcher er für die Hochschule er
flehte, daß sie eine echte Werkstatt göttlicher und
menschlicher Weisheit durch Gottes Gnade werden
möge. So feierte er denn einen Triumph, der
ihn für das früher erlittene Mißgeschick vollen
Ersatz bot. Noch sechs Jahre lang war es ihm
dann vergönnt, wieder in Marburg mit großem
Segen als Lehrer der Jugend zu wirken, bis er
im 69. Lebensjahr 1659 an der Wassersucht er
krankte und diesem Leiden am 1. Juli erlag.
Landgraf Wilhelm VI., der dem Krankeil
brieflich seine Theilnahme ausgesprochen hatte,
stellte dem Verstorbenen ein ehrenvolles Zeugniß
ans. Er schrieb nämlich eigenhändig an die
Wittwe, daß das Vaterland in Crocius einen
uni Kirche und Schule wvhlmeritirten Mann
und die Universität das vornehmste Glied ver
loren habe, er selbst aber einen ergebenen und
treuen Rathgeber.
«sstziere.
Ein Beitrag zur hessischen Militärgeschichte.
Von I. Schwank. • ...
(Fortsetzung.)
Bernhard Wilhelm Wiederhold, geboren
1757 zu Kassel, studierte am Kollegium Caro
linum und in Güttingen, wurde 1776 Fähndrich
beim Leibregiment, 1780 während des Ameri
kanischen Feldzugs Secondelieutenant, 1787
Premierlieutenant, 1788 außer der Reihenfolge
Hauptmann im Infanterie-Bataillon Lenz zu
Rheinfels, 1789 Quartiermeister-Lientenant, als
welcher er die zweite Kolonne bei der Er
stürmung Frankfurts 1792 führte, welche durch
das Allerheiligenthor drang. Aus dieser Ver
anlassung verlieh ihm der König von Preußen
den Orden pour le merite. Er geriet!) 1793
bei der Belagerung von Mainz in Gefangen
schaft, verließ 1797 die hessischen Dienste, um
in Königl. portugiesische zu treten, obwohl die
Verfügung schon ausgefertigt war, die ihn zum
Flügelad ntanten ernannte. Dort starb er 1810
als General und Brigadier von Wiederhold.
Er war Mitarbeiter an der „neuen Bellona",
bei Abfassung des Hess. Exercier - Reglements
hervorragend betheiligt und schriftstellerisch über
haupt sehr thätig.
Ernst Ludwig von Wilcke, geboren 1653 in
Thüringen, kam 1704 aus holländischen in
hessische Dienste als Generalmajor, wurde am
16. September 1706 Generallieutenant, ging
1709 (1711?) in kursächsische Dienste, in welchen
er am 29. Juli 1725 als General der In
fanterie, 72 Jahre alt, starb. Er hatte in der
Schlacht von Höchstädt 1704 den Angriff auf
Blindheim, in der Schlacht bei Castiglione das
ganze Hess. Korps geführt, 1708 die Belagerung
von Lille, 1709 die Blokade von Tournai unter
nommen.
Flügeladjutant Lieutenant von Winzige-
rvde ging 1800 in K. russische Dienste und
starb daselbst als Generallieutenant.
Johann Ernst v. Winzingerode, Premier-
lieutenant bei der Garde und den Jägern (1779
bis 1784). Trat in K. preußische Dienste und .
als Kapitain in den Ruhestand.
Carl August v. Wreden, Kapitüin im
hessischen Feldjägerkorps, nahm, nachdem er die
beiden ersten Jahre im nordamerikanischen Be
freiungskriege eine Kompagnie rühmlich geführt,
seinen Abschied, trat in darmstädtische Dienste,
starb dort 1791 als Oberst.
Generalmajor Gottfried Ernst von W u t -
ginau, geboren 1673 zu Jungwiz in Nieder
schlesien, zog 1706 als Volontär mit den Hessen
nach Italien, wurde dort beim Erbprinzen General
adjutant, 1709 Oberstlieutenant, wohnte 1715
dem Feldzug in Pommern bei, marschirte 1717