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Mönchsgewande in der Thür des bei seiner Hütte
entstandenen Klosters Mormoutiers; ein drittes,
wie er in bischöflicher Kleidung ans dem Tod
bette liegt, welches 4 Mönche umstehen, während
ein Bischof die Einsegnung vollzieht; ein viertes,
wie er von Priestern mit weißen Chorröcken be
kleidet in seinem Sarge auf ihren Schultern zu
Grabe getragen wird.
Die Außenseiten der Flügelthüren stellen rechts
den Kampf Georgs mit dem Lindwurm und
links das Martyrium St. Sebastians in Ge-
mälden dar. Letzterer war geboren zu Narbonne
'tn Gallien, diente unter Kaiser Diokletian als
Hauptmann in der Leibgarde und wurde, da er
sich weigerte, seinen christlichen Glauben abzu
schwören , vom Kaiser zum Tode verurtheilt.
Mauretianischen Bogenschützen wird er preis
gegeben, welche ihn an einen Baum bunden, ihn
mit ihren Pfeilen durchbohrten und dann todt
stehen ließen. Eine Christin, Irene, wollte ihn
Nachts begraben, fand ihn aber noch lebendig
und unter ihrer Pflege genas er wieder. Im
Jahre 288 wurde Sebastian zum zweitenmal
ergriffen, an eine Säule gebunden, von Henkers
knechten todt geprügelt und in eine Kloake ge
worfen, wo er hängen blieb, von einer Christin
Lucinc aber zu den Füßen Petrus und Paulus
in Rom begraben wurde.
Die Hauptzierde des Chors ist der aus feinein
Sandstein verfertigte, bemalte und vergoldete
am l. Mai 1290 geweihte Hochaltar, dessen
Platte im Mittelalter am Fronleichnainstage
mit einein Tuche von weißer Seide mit goldenen
Hirschen bedeckt wurde. Der Altaraufsatz enthält
3 kapellenartige Nischen, welche mit prachtvollen
Wimbergen, zwischen denen schlanke Fialen sich
erheben, geschmückt sind. Kreuzblumen, Knospen,
Blätterschmuck und Thiergestalten an den Gie
beln zeigen die edelsten Formen des gothischen
Stils. In der mittleren Nische sieht Maria
mit dem Kinde, zur Seite zwei Engel, in der
rechts die heil. Elisabeth mit einem Buche,
Katharina und Barbara, in der links Petrus,
Johannes und Franziskus. An der Rückwand
und an den Schmalseiten des Aufsatzes sind
Figuren angemalt, vier davon sind Könige und
Propheten, die Vorherverkündiger der heiligen
Jungfrau und des Erlösers. In der Mitte der
Rückseite des Aufsatzes bemerkt man noch die
Ansätze eines vorhanden gewesenen Kreuzgewölbes,
welches bei feierlichen Gelegenheiten den Sarg
der heil. Elisabeth zu tragen hatte. Den Hoch
altar umstanden ehedem vier, jetzt nur noch
zwei Kandelaber, welche zugleich als Halter der
Seitenvorhänge dienten. Bei feierlichen Ge
legenheiten celebrirte der Deutschordens - Prior
mit Erlaubniß des Papstes Jnnocenz IV. vvin Jahre
1246 die Messe in bischöflicher Kleidung mit
Mitra, Stab und Ring. Als Kaiser Karl IV.
1357 in Marburg war, verehrte er dem dama
ligen Prior einen goldenen Ring mit einem
Rubinstein, bestimmte aber ausdrücklich, den
selben bei der Feier der Messe am Hauptaltar
— in altare beate Elisabeth principale —
nicht zu tragen. Das Crucifix ans demselben
wurde am 1. Mai 1883 bei der 600jährigen
Säkularfeier der Kirche gestiftet.
(Schluß folgt.)
kleine Aakob.
Der Oberst Jakob Mercier war in der kurzen
Zeit von 1631—1633, während er in hessischen
Diensten stand, einer der hervorragendsten Führer
des vaterländischen Heeres im dreißigjährigen
Kriege.
Unter dem Namen „der kleine Jakob", den
ihm wohl der Soldatenwitz wegen seiner kleinen
Figur beigelegt hatte, (selbst Landgraf Wil
helm V. nennt ihn so in seinen Briefen), war
er bald allgemein bekannt, geachtet und gefürchtet
als ein Meister in der Führung des kleinen
Krieges. Unerschöpflich in der Erfindung listiger
Anschläge zu kühnen Unternehmungen, bei Er
oberung von Städten und Festungen, bei Auf
hebung von Transporten und Quartieren u. s. w.
ward er, bald hier bald dort blitzschnell auf-
tauchend, ein Schrecken der Feinde und hat
wesentlich zum Ruhme der hessischen Waffen bei
getragen. Mit Schlauheit und Tollkühnheit
verband er die Mißachtung einer jeden persön
lichen Gefahr, wodurch er freilich seiner zu den
höchsten Erwartungen berechnenden kriegerischen
Laufbahn frühzeitig ein Ziel setzte.
Jakob Mereier war uin 1588 zu Mömpelgard,
in der damals Württembergischen Grafschaft
gleichen Namens (jetzt Montbeliard, Franche-
Comte) als der Sohn des damaligen Amtmanns
Peter Mercier geboren und widmete sich schon
im siebzehnten Lebensjahre dem Kriegshandwerk
und hatte in der von Waffenlärm erfüllten Zeit