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Kämpen; im November 1644 bei der Blokirung
von Magdeburg, und im Januar 1645 bei der
Einnahme von Hornburg, unweit Wolfenbüttel.
Im letztgenannten Jahre kommt ein Oberst-
lieutenant Johann Wendel Heller, ein Hesse,
als Kommandeur der hessischen Artillerie vor,
und scheint dieselbe bis in's Jahr 1678 befehligt,
respektive derselben angehört zu haben.
An der am 3. August 1645 geschlagenen
Schlacht bei Allerheim hatte auch ein hessisches
Korps von 6000 Mann, unter dem General-
Major Geyse, den rühmlichsten Antheil, denn
es entschied die Schlacht zu Gunsten des Herzogs
von Enghien, und seine Artillerie, die in zwei
Batterien vor dein linken Flügel der verbündeten
Armee — Franzosen, Hessen und Weimaraner,
— aufgestellt war, zeichnete sich durch rasches und
gutes Schießen ganz besonders aus.
Bis, zum westfälischen Friede» hatte die
hessische Artillerie noch öfter Gelegenheit sich
auszuzeichnen; so im Jahre 1646 bei der Ein
nahme von Amöneburg und Alsfeld, sowie in
dem Treffen bei Frankenberg; im Jahre 1647
bei der Belagerung von Rheinfels und der Ver
theidigung des Schlosses zu Marburg, und eben
so im letzten Treffen des dreißigjährigen
Krieges, am 4. Juni 1648 bei Grevenbroich,
das der General-Major Geyse gegen den kaiser
lichen General von Lamboy gewann. Geyse
verfügte in diese,» Treffen nur über 3000 In
fanteristen und 2000 Reiter, während Lamboys
Korps doppelt so stark war.
Allseitig anerkannt war im dreißigjährigen
Kriege die unerschütterliche Tapferkeit und strenge
Disciplin der Hessen, welchen nachgerühmt wurde:
„daß sie ihren Bundesgenossen von vorn stets
eine starke Mauer, von hinten aber ein fester
Riegel gewesen, und daß sie nie ohne Sieg und
Ehre von ihren Feinden gekommen seien." *)
Kurz nach dem westfälischen Frieden, 24. Ok
tober 1648, gingen die hessischen Truppen, welche
während des dreißigjährigen Krieges bestanden
hatten, bis auf die Leibgarde zu Pferd (die
spätere Garde-du-Corps) und drei Infanterie-
Kompagnien, von denen zwei in Kassel und eine
in Ziegenhain die Garnison bildeten, wieder ein.
Die Artillerie, als Garnisonsstäbe, kam wieder
in die Festungen und festen Schlösser, und ihre
Geschütze, welche durch eine Menge eroberter
vermehrt waren, in die Zeughäuser.
Landgraf Wilhelm VI., genannt der „Ge
rechte" übernahm am 25. September 1650 die
Regierung selbst. Bis zu seinem Tode, den
16. Juli 1663, fand bei der Artillerie keine
nennenswerthe Veränderung statt. Neben dem
früher genannten Oberstlieutnant Heller fungirte
noch der Stückhanptmann Johann Philipp
Heppe, ebenfalls ein Hesse.
*) S. .Hess. Ehrentafel" in Nr. 19 unserer Zeitschrift
„Hessenland" vom 1. Oktober 1887.
Irn Lauf der Zeit.
Es war einmal ein Mädchen,
Das stand am grünen Rhein
Und küßte den Geliebten
Und schwur ihm treu zu sein.
Die Wellen zogen weiter,
Ein kurzes Jahr verrann;
Am andern Ufer stand sie
Und küßt einen andern Mann.
Ilalaky v. Hschftruth.
Auf den Tod einer fnngen Schwester.
Fahr hin du junge Gottesbraut
Heim holt sein Lamm der Hirte;
Der König, dem du bist vertrant,
Reicht dir die ew'ge Myrthe!
Dein Leben war ein Lobgesang,
Ein Pfad in Freud', in Frieden,
Du wandeltest im Harfenklang
Des Himmels schon hieniedcn!
O — Rose, du so roth und weiß,
Kein Wurm hat dich gestochen,
Es hat ein jung und blühend Reis
Der Gärtner abgebrochen.
GH.
Aus alter und neuer Zeit.
— Falschmünzer i it Kassel. Eine
Erinnerung aus den 4 0 e r I a h r e n. An,
4. Oktober 1847 gab ein junger Mann im Gasthaus
.Zur Stadt Stockholm" einen Thaler zum Wechseln
in Zahlung, welcher nach Glanz und Farbe dem
Schenkmädchen verdächtig schien. Sie warf ihn auf
den Tisch, er hatte keinen Klang, war also falsch.
Der Wirth schickte ihn zur Polizei, diese war schnell
zur Hand, den Ausgeber des falschen Thalers fest
zunehmen und in die llnterneustadt in Untersuchungs
haft zu bringen.