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eroberten ersteres 3, letzteres 1 Kanone. Die
genannte Infanterie warf mit zwei andern
Regimentern die hinter der Batterie zur
Deckung stehenden Bataillone mit dein
Bajonett über den Haufen. General von
Urff eroberte die schwere Bagage des Feindes
bei Detmold und machte 800 Gefangene.
175& 1. August. Unter dem detaschirten Korps
' des Erbprinzen von Braunschweig befand
sich auch das hessische Regiment Canitz und
100 Jäger. Das feindliche Seitenkorps
des Herzogs von Brissac wurde bei Goeh-
feld geschlagen.
„ 5. August. Gefecht beim Kloster Bredelar.
„ 17. August. Beim Ueberfall vou Naumburg
nahmen die Hessen das französische Ba
taillon Narbonne gefangen.
„ 23. August. Die Festung Ziegenhain über
gibt sich an Oberstlieutenant Freytag. Die
Besatzung wurde kriegsgefangen: 286 Mann
mit 15 Offizieren.
175(1 28. August. Ueberfall von Wetter. 600
' Franzosen wurden theils getödtet theils
verwundet.
„ 11. September. Einnahme von Marburg
und Kapitulation des Schlosses nach mehr
tägiger Beschießung durch hessische und
bückeburg'sche Artillerie.
„ 30. November. Ueberfall und Niederlage
des in französischen Sold getretenen wür-
tembergischen Korps bei Fulda, durch den
Erbprinzen von Braunschweig, der 1 Re
giment, 3 Grenadierbataillone gefangen
nahm und 2 Kanonen eroberte. Die Hess.
Bataillone Grenadier-, Bischhausen und
Mansbach, das Prinz Friedrich Dragoner-
Regiment und 2 weitere Eskadrons befanden
sich unter dem Korps des Erbprinzen.
folgt.)
!t Klisabeth
Skizze von (3. Menhel.
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ist ein warmer, wohliger Sommerabend.
Rings um das Pfarrhaus, das am Ende
des Dorfes und nicht weit vou dein erhöh
ten Ufer der Lahn gelegen ist, herrscht tiefe, fried
liche Stille. Nur in dem schöngepflegten Garten
nebenan erklingen die Laute plaudernder Stimmen
und durch die Wipfel einer alten Linde tönt der
leise, melodische Sang des Abendwindes.
Am Ende des von einer Mauer umgebenen
Gartens und noch beschützt vom Geäste des mäch
tigen Baumes, liegt eine Laube. Wilder Wein
überrankt sie, Rosen klettern dazwischen hinauf,
und ein junger Epheu schlingt seine ersten Sprossen
durch das dichte Geflecht. Am Tage bringen die
Kinder des Pfarrers, zwei kräftige Knaben und
ein rosiges Mägdlein, meist ihre Freistunden in
der Laube zu, am Abend jedoch, wenn die Kleinen
zur Ruhe gegangen und alle Geschäfte erledigt
find, pflegt der Pfarrer mit seiner schönen, jungen
Frau hier noch ein halbes Stündchen zu plaudern.
Heute aber wurde diese Zeit längst überschritten.
Das hat einen wichtigen Grund. Unerwartet ist
ein Jugendfreund und Studiengenosse des Pfarrers
zu Besuch gekommen und hat die sonst streng
geübte Hausordnung über den Haufen geworfen.
Seit fünfzehn Jahren haben sich die Freunde nicht
gesehen, da gab es zu viel zu erzählen, als daß man
auf die fliehende Zeit hätte achten können.
Eben war die Pfarrerin gegangen, um noch
eine Flasche Wein herbeizuholen, als der Ange-
kommene, ein stattlicher Mann mit bräunlichem
Vvllbart und lebhaften dunkeln Augen, zu seinem
Freunde sagte: „Du bist doch ein glücklicher
Mensch, Gustav. Alles, was das Leben werth
machen und verschönern kann, ist Dein!"
„Das ist wahr. Aber wenn Du ein trautes
Heim, ein liebes Weib und gute Kinder für den
Inbegriff des Glückes hältst, warum machst Du
Deinem Junggesellendasein kein Ende, Ludwig?"
„Seitdem mir die schöne Agnes damals einen
Lieutenant vorzog, bin ich ins Bummeln hinein-
gerathen und werde nun mit meinen fünfund
dreißig Lenzen auch schwerlich wieder herans-
kommeu."
„O sage doch nicht, was Du selbst nicht
glaubst!" entgegnete der Pfarrer lächelnd.
„Es ist mein heiliger Ernst," fuhr Ludwig
Brandes bestimmt fort. „So eine fahrende
Künstlerexistenz ist durchaus nicht geeignet, den
alten Schlendrian zu ändern. Man muß erst
durch den Anblick eines häuslichen Idylls wieder
daran gemahnt werden, daß mau doch eigentlich
trotz aller Ehren und Gelder, die man einheimst,
ein recht armer Schelm ist. Wahrhaftig, ich
fange jetzt an zu beklagen, daß ich die edle Gottes-