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Hessen iher denn damit streife ich dann
endlich noch die moralische Seite der Sache, und
nehr als eine rechtliche, politische und moralische
—— wird wohl kein Mensch verlangen
önnen.
Ich habe bereits darauf hingewiesen, daß
Landgraf Friedrich II. mit dem englischen Hofe
in verwandtschaftlichen Beziehungen stand; seine
Semahlin war die Lieblingstochter des Königs
Beorg II., also eine Schwester des damaligen
Königs Georg III. von England. Gleichwohl
war Landgraf Friedrich II. gar nicht einmal
zeneigt, einen Subsidienvertrag mit England
abzuschließen und der Umstand, daß England
damals noch mehr als zwei Millionen Thaler
aus früheren Verträgen an Heffen schuldete, war
bei dieser Abneigung vielleicht nicht der letzte
Grund.) Die Landständeselbfi wünschten
indessen den Abschluß eines folchen Sub—
sidienvertrages, und da der Minister,
Heneral von Schlieffen, die militärische Unter—
stützung des „nahen Anverwandten“ des Land—
zrafen aus politischen und wirthschaftlichen Gründen
ringend unterstützte, so mußle sich endlich der
dandgraf den Wünschen der mit seinem
»rsten Minister übereinstimmenden
Ztände fügen. Der ganzen Situation ent—
prechend, laulete dann auch der hessische Sub⸗
idienvertrag in seinem Eingange (Art J.):
„Es soll also vermögeẽ dieses Traktates
zwischen ...... Ihren Nachfolgern und
Erben eine genaue Freundschaft und eine
aufrichtige, feste und beständige Verbindung
sein, dergestalt, daß der Eine das Interesse
des Andern als fein eigenes ansehen und
sich auf Treue und Glauben bemühen wird,
dasselbe zu fördern, und wechselseitig aller
Unruhe und allem Schaden vorzubeugen und
selbigen abzuwenden.“
Wir haben also nicht nur einen Subsidien—
»ertrag schlechtweg vor uns, sondern zugleich
das, was die heutige Diplomatie untet anen
Allianzvertrage versteht. Der Vertrag blieb
uch nicht einmal Geheimniß, denn er erschien
in deutscher und englischer Sprache schon im
Röth und Stamford, Hessische Geschichte S. 402. Jahre 1776 (Frankfurt und Leipzig).
(Fortsetzung folgt, —
— ·h—
Wie ich Soldat wurde.
Kleines aus großer Zeit.
(Fortsetzung.)
Bis zur Zeit des deutschen Befreiungskrieges Oberst v Dörnberg hatte die Landleute in der
wurde das Königreich Westfalen von kriegerischen Umgegend von Kassel aufgeboten und, unterstützt
Ereignissen wenig berührt und nur des Jahr don einigen ehemaligen hessischen Offizieren, fuͤhrle
1809 machte in dieser Beziehung eine Ausnahme, »r diese zwar patriotische, aber schlecht bewaffnete
da die Versuche, in dem damaligen Kriege det ind wenig geordnete Schaar am 24. April 1809
Franzosen gegen Oesterreich das nordliche Deutsch- uuf dem linken Ufer der Fulda gegen Kassel vor. —
and zum Aufstande gegen die verhaßte Fremd- Man hatte wohl darauf gerechnet, daß die west⸗
herrschaft zu bewegen, in dem ehemaligen Kur- ülischen Soldaten, bei dem zum Theil großen
fürstenthum einen ergiebigen Boden zu finden Widerwillen, mit welchem die Fementn dienten,
voffen durfte. Der Herzog von Braunschweig⸗ zu Dörnberg übergehen, daß diese zum Kriegsdienst
Oels, Schill und Dörnberg waren die Partei⸗ iner Fremdherrschaft gezwungenen Söhne des
zänger, welche jene Versuche unternahmen Da Vaterlandes nicht gegen ihreé eigenen Brüder
diese Aufstände nur daun von einem glücklichnn echten würden — aͤber hieting täuscht man sich
Erfolg haͤtten begleitet sein können, wenn bei dut zu oft.
den Hauptkriegsereignissen im südlichen Deutsch— Beim Soldaten wirkt die Gewohnheit des
land Oesterreich Sieger geblieben wäre, so konnten ßehorsams, und er wird unter den Augen seiner
sie, da dies nicht der Fall war, nur dazu dienen, ffiziere meist nur dann seiner Soldatenpflicht
der französischen Herrschaft neue Proben von dem intreu werden, wenn diese das Beispiel dazu
iefen Haß der Deutschen zu geben, so wie sie zeben. Auch ist der Soldat von der Waffenehre
den Schaaren des Herzogs von Braunschweig u sehr durchdrungen, als daß er vor einem
und Schill's Gelegenheit gaben, deutsche Tren daufen nicht unifoörmirter, schlecht bewaffneter
ind Tapferkeit zu bewähren. dämpfer zurückweichen oder zu ihnen übertreten