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tragen. Die Fuldaer Blätter gaben eingehende Berichte
über die würdige, erhebende Feier, auf die wir diejenigen
Leser unserer Zeitschrift, welche sich dafür interessiren, ver
weisen. Das »Fuld.Kreisbl." schildert den neuen Kirchen
fürsten als eine Persönlichkeit, kräftig und imponirend
von Gestalt, mit offenem freien Blick, durchgeistigten,
ebenso hohe Intelligenz und Entschiedenheit, wie auch
Wohlwollen und Milde verrathenden Zügen. Sein seit
heriges Wirken, über welches nur die Stimme der
vollsten Anerkennung herrscht, berechtigt zu dem
Schlüsse, daß sein Walten der Diöcese Fulda zum
Heil und zum Segen gereichen wird.
— Der Richterstand Kassels hat einen schweren
Verlust erlitten. Am 24. Januar starb in Folge von
Lungenentzündung der als anerkannt tüchtiger Jurist
in den weitesten Kreisen bekannte A m t s g er i ch ts -
rath Eduard Hüpeden. Derselbe war am
26. Juni 1821 zu Treysa als der Sohn des
Justizamtmanns Georg Friedrich Hüpeden geboren.
Er besuchte das Kasseler Gymnasium, welches er zu
Ostern 1842 absolvirte. Hiernach studirte er auf
der Landesuniversitär Marburg Rechts- und Staats
wissenschaft. Hier war er ein hochangesehenes Mit
glied des Corps Teutonia, dessen Senior er im
Wintersemester 1843 — 44 und im Sommersemester
1844 war. Seinen juristischen Vorbereitungsdienst
bestand er als Referendar bei dem Kurfürstlichen
Obergerichte zu Kassel, war hiernach Assessor bei dem
Justizamte II zu Kassel, später Assessor bei dem
Kriminalgerichte zu Marburg, 1860 wurde er zum
Justizbeamten in Jesberg ernannt. In dieser Stellung
verblieb er bis 1867, in welchem Jahre er an das
Amtsgericht in Kassel versetzt wurde. Hervorragend
durch die trefflichsten Gaben des Geistes und des
Herzens, ausgezeichnet durch die Lauterkeit und Festig
keit seines Charakters, wie durch seine Persönliche
Liebenswürdigkeit, ein pflichteifriger, berufstreuer Be
amter, ein zuverlässiger Freund in allen Lagen des
Lebens, erfreute sich der Verblichene in seltenem Grade
der allgemeinen Hochachtung und Beliebtheit. Er
wird fortleben im Andenken seiner Freunde und Be
kannten, das allzeit ein gesegnetes bleiben wird.
Friede seiner Asche. — A. Z.
— In der am Montag den 30. Januar dahier
abgehaltenen Monatsversammlung des „Vereins für
hessische Geschichte und Landeskunde" hielt Haupt
mann von L'Estocq einen Vortrag über „Die
alten Hausmarken in ihrer Beziehung zu Wappen
und Steinmetzzeichen". Der Vortrag war lehrreich
und interessant.
Hessische Slicherschim.
P. Scheidtweiler, Königl. Reg.-Baumeister zu
Frankfurt a. M. Die Rhön und ihre wirtschaft
lichen Verhältnisse. (30 S.) Frankfurt, Gebr.
Knauer 1887. 1,50 M. (Auch im 50. Jahres
bericht des Frankfurter Ver. f. Geogr. u. Statistik.
1887. S. 180. ff.)
Hans Steffen aus Fürstenwerder, Unterfranken
und Aschaffenburg. Eine geographische Studie auf
Grundlage der »Bavaria". Jnaug.-Dissertation.
(115 S. m. 5 Karten.) Halle 1886.
Beide Merkchen haben ihren Schwerpunkt in der
Betrachtung der kulturgeschichtlichen Verhältnisse unseres
heimischen Gebirges. Auch das zweite zieht neben
den bayerischen Landestheilen den ganzen zu unserem
Regierungsbezirke gehörenden Theil der Rhön (auch
des Spessarts) in den Kreis seiner Betrachtung.
S ch ei d t w ei l er geht, nachdem er kurz die oro-hydro-
graphischen und politischen Verhältnisse geschildert,
auf die eigentlichen wirtschaftlichen Verhältnisse über,
bespricht zunächst die Landwirthschaft, in Bezug auf
welche er die Rhöngegend — namentlich hinsichtlich
der Viehzucht — im Allgemeinen als günstig be
zeichnet, dann den Waldbestand, den Wildstand, die
Fischzucht, das Touristenwesen. Es folgt dann ein
Abschnitt, welcher den Bewohnern, der Anlage der
Dörfer, der Bauart der Häuser und Ställe, den
Festen, den Vermögensverhältnissen und Erwerbs
zweigen gewidmet ist und zum Schluß werden aus
führlicher die Verkehrsverhältnisse geschildert. Bis
vor Kurzem ließen dieselben freilich sehr viel zu
wünschen übrig, und dem in dieser Beziehung herrschen
den Mangel ist wohl hauptsächlich die von Jahr zu
Jahr zunehmende Verkümmerung der ökonomischen
Verhältnisse der Rhön zuzuschreiben. Run endlich
sind die Staaten, welche sich in den Besitz des in
Rede stehenden Gebiets theilen, daran gegangen, diesen
Landstrichen die erforderlichen Verbindungen mit der
Außenwelt zu. geben.
Steffen erörtert nach einer allgemeinen geo
graphischen Orientirung etwas eingehender als das
vorher besprochene Schriftchen die naturwissenschaft
lichen Verhältnisse. Einer Schilderung der geognostischen
Beschaffenheit des Gebirges und des Klimas folgt
eine Uebersicht über die Fauna und Flora des Ge
bietes. Daran schließt sich ein Ueberblick über die
Abstammung der Bewohner und ein kurzer Abriß der
Geschichte des Landes. In recht gelungener Weise
legt Verf. dann die wechselseitigen Beziehungen zwischen
Land und Leuten dar, erörtert die anthropologischen
Verhältnisse, giebt uns eine Schilderung der Volks
tracht, der Wohnungsverhältnisse, der Ernährungs
und Lebensweise der Bewohner, führt uns in das
ganze soziale und geistige Leben der Rhöner ein.
Beide Schriften sind allen Verehrern unseres schönen